Weltaktionstag für Darfur
13. April 2008Anlässlich des internationalen Aktionstages für Darfur hat der britische Premierminister Gordon Brown angeboten, Friedensgespräche zur Lösung des Konflikts in Großbritannien auszurichten. Die Konfliktgegner müssten endlich einen zuverlässigen Waffenstillstand und eine dauerhafte politische Lösung aushandeln, sagte Brown. Dringend erforderlich sei auch eine schnellere Stationierung der beschlossenen Darfur-Friedenstruppe der Vereinten Nationen und der Afrikanischen Union.
Die britischen Behörden seien bereits mit Vertretern in der sudanesischen Hauptstadt Khartum und den Rebellengruppen in Kontakt, um die Möglichkeiten eines Gipfels auszuloten, so ein Sprecher Browns. Der britische Premier sei "frustriert" über die schreckliche Situation und den langsamen Fortschritt. Er wolle in Kürze mit US-Präsident George W. Bush und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon über die Situation sprechen.
Mehr als 200.000 Bürgerkriegstote
Die Kämpfe in der westsudanesischen Provinz Darfur hatten 2003 begonnen, als Rebellen afrikanischer Stämme zu den Waffen griffen. Sie werfen der arabisch-islamischen Regierung in Khartum Diskriminierung und Unterdrückung vor. Die Regierung soll auch arabische Reitermilizen zur Vertreibung der Bevölkerung in die Dörfer von Darfur geschickt haben.
In dem Bürgerkrieg wurden nach Angaben der Vereinten Nationen mehr als 200.000 Menschen getötet. Schätzungsweise 2,2 Millionen Menschen wurden aus ihrer Heimat vertrieben. Ein großer Teil von ihnen flüchtete in das Nachbarland Tschad.
Protestaktionen in 30 Ländern
Zur Erinnerung an den Ausbruch der Kämpfe fand am Sonntag ein internationaler Aktionstag für Darfur statt. Insgesamt waren in rund 30 Ländern Protestaktionen geplant. Dabei stand vor allem das Drama der zwei Millionen Kinder im Mittelpunkt. In Berlin riefen die Menschenrechtsgruppe "Amnesty International" und die "Darfur Hilfe" die Bevölkerung dazu auf, zum Brandenburger Tor zu kommen und sich mit dem weltweiten Ruf nach einem Ende der Gewalt zu solidarisieren.
Viel zu lange sei zugelassen worden, dass die Kinder in der sudanesischen Krisenregion leiden. Hilfsorganisationen beklagen, viele Mädchen und Jungen hätten keinen Zugang zu Schulen, tausende von ihnen müssten sich als Kindersoldaten verdingen.
Politiker sollen rasch handeln
Prominente Schauspieler und Autoren - darunter Hollywood-Star George Clooney und die britische Harry Potter-Autorin Joanne K. Rowling - riefen die Weltöffentlichkeit zu Aktionen gegen das Leiden von Millionen Menschen in der Region auf. "Die Welt muss aufwachen", heißt es dazu in einem offenen Brief von 14 Kinderbuchautoren an die führenden Politiker der Welt, in dem sie schnelle Hilfe fordern.
Viele Kinder in der sudanesischen Provinz erlebten in diesen Wochen ihren fünften Geburtstag, ohne jemals Frieden kennengelernt zu haben, erklärten die Unterzeichner. Kinder, die gerade laufen könnten, sähen, wie ihre Häuser verbrannt und dem Erdboden gleichgemacht würden, ihre Mütter vergewaltigt und ihre Väter getötet würden. Die meisten von ihnen lebten in Flüchtlingscamps und seien traumatisiert. Die Welt müsse jetzt aufwachen und sich für einen sofortigen Waffenstillstand einsetzen.
Nur dauerhaftes Engagement führt zur Lösung
Organisiert wurde der Aktionstag von internationalen Menschenrechtsgruppen und Bürgerrechtlern. Kundgebungen dieser Art seien wichtig, weil der Welt die Notlage in der Region ins Gedächtnis gerufen werden müsse, sagte Clooney, der auch als UN-Friedensbotschafter tätig ist. Nur ein dauerhaftes Engagement führe zu einer Lösung des Konflikts.
In Italien wurde bereits am Samstag mit einer Kundgebung am Kolosseum in Rom auf die Leiden vor allem der Kinder in Darfur aufmerksam gemacht. Italien hatte den Aktionstag vorverlegt, weil am Sonntag Parlamentswahlen anstanden. (uh)