Neue Vorwürfe gegen Daimler
25. Mai 2018Dem Stuttgarter Autobauer droht laut einem Bericht der Zeitschrift "Spiegel" der Rückruf hunderttausender weiterer Autos. Es gehe um mehr als 600.000 Fahrzeuge unter anderem der Baureihen C und G, berichtete das Magazin am Freitag vorab aus seiner morgen erscheinenden Ausgabe. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) gehe einem konkreten Verdacht nach, dass auch bei diesen Fahrzeugen unzulässige Abschalteinrichtungen die Wirkung des Abgassystems manipulierten.
Es gebe derzeit Prüfungen an den betreffenden Autos. Die Modelle haben dem Bericht zufolge einen vergleichbaren Motor wie der Mercedes-Van Vito mit 1.6-Liter-Motor und Schadstoffklasse Euro 6, für den das KBA einen Rückruf angeordnet hat. Für den Transporter hatte die Behörde am Mittwoch den Rückruf von 1372 Fahrzeugen in Deutschland und 4923 Fahrzeuge weltweit angeordnet. Das KBA habe dort unzulässige Abschalteinrichtungen festgestellt, die im Betrieb zu erhöhten Stickoxid-Emissionen führen könnten, hieß es zur Begründung.
Daimler erklärte, dem Unternehmen liege keine amtliche Anhörung des KBA - die Vorstufe zu einem Rückrufbescheid - zu den genannten Fahrzeugen vor. "Zu Spekulationen des Spiegels äußern wir uns nicht", ergänzte ein Sprecher. Gegen einen KBA-Bescheid zum Vito werde Daimler indes "Widerspruch einlegen" und falls erforderlich "die strittige Rechtsauslegung auch vor Gericht klären lassen.
Zetsche einbestellt
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer kündigte im "Spiegel" an, Daimler-Chef Dieter Zetsche am Montag ins Ministerium einzubestellen. Er habe "das Kraftfahrt-Bundesamt angewiesen, weiteren Verdachtsfällen bei Mercedes unverzüglich nachzugehen", sagte Scheuer dem Magazin. Ein Sprecher des Ministeriums bestätigte am Freitag in Berlin, dass das Treffen mit Zetsche am Montag stattfinden werde.
Daimler hatte nach Ausbruch des Dieselskandals bei Volkswagen im September 2015 lange Zeit betont, die Abgasreinigung nicht durch eine Abschalteinrichtung manipuliert zu haben. Schon länger wiederholt der Konzern diese Aussage nicht mehr, denn in Deutschland und den USA laufen noch Ermittlungen zu möglichen Gesetzesverstößen.
VW hatte zugegeben, konzernweit elf Millionen Autos so programmiert zu haben, dass die Abgasreinigung nur auf dem Prüfstand, nicht aber auf der Straße ordnungsgemäß funktioniert. Die Staatsanwaltschaften in Braunschweig, Stuttgart und München ermitteln, ob sich Verantwortliche bei VW, Audi, Porsche, Daimler und seit kurzem auch bei BMW des Betruges schuldig machten.
ar/hb (dpa, rtr)