Robert Mugabe wird 90
21. Februar 2014Robert Mugabe - ein Diktator? Für Baffour Ankomah, der den simbabwischen Präsidenten persönlich kennt, klingt das absurd. "Wenn man die westlichen Medien liest, glaubt man, dass dieser Mann seine Bevölkerung zum Frühstück, Mittagessen und Abendessen verspeist. Wenn man ihn aber persönlich trifft, erlebt man einen ganz anderen Menschen", erzählt der Chefredakteur des in London erscheinenden Magazins "New African". "Besonders eindrucksvoll ist seine große Menschlichkeit", schwärmt Ankomah. Der Journalist aus Ghana und sein Magazin gehören zu den Mugabe-Fans in der internationalen Medienszene - bei ihnen gilt der Diktator, gegen den unter anderem die EU Sanktionen wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen verhängt hat, noch immer als Freiheitsheld.
Mit der Bewunderung für Mugabe steht der "New African" nicht allein da. 2004 lies das Magazin seine Leser die 100 wichtigsten Afrikaner küren. Robert Mugabe landete auf Platz 3, hinter Nelson Mandela und dem verstorbenen Staatsgründer Ghanas, Kwame Nkrumah .
Wenn Mugabe am Freitag (21.02.2014) seinen 90. Geburtstag feiert, werden die Glückwünsche aus dem Westen dagegen eher spärlich ausfallen. Aber auch das war in den 80er und 90er Jahren ganz anders: Mugabe, seit der Unabhängigkeit seines Landes 1980 ununterbrochen an der Macht, wurde damals auch im Westen hofiert, von der britischen Königin Elisabeth II. zum Ritter geschlagen und mit Ehrendoktorwürden ausgezeichnet. Dass simbabwische Soldaten auf Befehl Mugabes schon in den 80er Jahren Anhänger seines Erzrivalen Josuah Nkomo massakrierten, interessierte damals kaum. Erst seit im Jahr 2000 Milizen mit Billigung Mugabes die Ländereien weißer Großgrundbesitzer besetzten, die bis dahin die Landwirtschaft in Simbabwe kontrolliert hatten, galt der greise Staatschef im Westen als Diktator.
Solidarität afrikanischer Staatschefs
Zu den Opfern von Mugabes Regierung gehören allerdings keineswegs nur reiche Weiße. 2005 ging die Mugabe-Regierung gegen die Bewohner der Elendsviertel in der Hauptstadt Harare und anderer großer Städte vor. Mehr als 50.000 Häuser wurden zerstört, 30.000 Menschen verhaftet, rund eine Million wurde obdachlos. Kritiker halten das für eine gezielte Strafaktion, weil die Bewohner der Elendsviertel den Ruf hatten, der Opposition nahezustehen. Auch Verhaftungen von Gewerkschaftlern und Oppositionellen machten im Westen negative Schlagzeilen. Die Armut stieg rasant, zeitweilig hatte Simbabwe die höchste Inflationsrate der Welt. Eine Choleraepidemie tötete 2008 über 3000 Menschen, weil das öffentliche Gesundheitswesen am Boden lag.
Trotz allem: In Afrika ist Mugabes Popularität ungebrochen. Erst Anfang des Jahres wählten ihn Afrikas Staats- und Regierungschefs zum stellvertretenden Vorsitzenden der Afrikanischen Union und legten rhetorisch nach: Sollte Robert Mugabe nicht zum geplanten EU-Afrika-Gipfel in Brüssel eingeladen werden, werde man dem Treffen fernbleiben. "Wenn Simbabwe nicht hingeht, geht Afrika nicht hin", donnerte Sambias Außenminister Wylbur Simuusa in Richtung der Europäischen Union.
"Lasse einen Freund nicht im Stich"
Seine Popularität bei anderen afrikanischen Staatschefs verdankt Mugabe geschicktem politischen Taktieren und seinen guten Verbindungen. Als Untergrundkämpfer gegen das weiße Apartheidregime im damaligen Rhodesien nahm er Kontakt zu zahlreichen anderen afrikanischen Freiheitsbewegungen auf. Der südafrikanischen Befreiungsbewegung Afrikanischer Nationalkongress stand er jahrzehntelang nahe, zeitweilig flüchtete er nach Tansania und Mosambik. Zahlreiche Kampfgefährten von damals sind heute Präsidenten und Politiker - und stützen aus alter Verbundenheit den Diktator aus Harare.
"Ich habe den früheren mosambikanischen Präsidenten Joaquim Chissano mal gefragt, warum er als demokratisch gesinnter Mensch noch eine Freundschaft zu einem Menschen wie Robert Mugabe aufrecht erhält", berichtet die deutsche Afrika-Journalistin Andrea Jeska, Autorin eines neuen Simbabwe-Buches im Interview mit der DW. "Er wurde wütend und sagte, was für ein Mensch er wäre, wenn er in Zeiten der Schwierigkeiten einen Freund gleich fallen ließe.“
Anti-westliche Rhetorik kommt an
Auch bei Teilen der Bevölkerung in manchen afrikanischen Ländern kommt Mugabes Krawallrhetorik gegen den Westen gut an. Wenn er gegen die Dominanz des Westens wettert, fordert, dass Afrikaner endlich selber über ihr Land und ihre Bodenschätze bestimmen müssen, trifft Mugabe einen Nerv bei der Bevölkerung. Denn Armut und ungleiche Verteilung von Bodenschätzen sind auch Jahrzehnte nach dem Ende der Kolonialzeit Lebensrealität in vielen Ländern.
"Viele Menschen bewundern Mugabe dafür, dass er in den letzten zwanzig Jahren Land an die ursprünglichen Besitzer zurückgegeben hat, denen es von den Kolonialisten weggenommen wurde", sagt der Chefredakteur des New African, Baffour Ankomah. Andere Länder haben kaum Fortschritte in diesem Bereich zu vermelden. Namibia zum Beispiel: Als das Land 1990 von Südafrika unabhängig wurde, gehörte gut die Hälfte des Ackerlandes rund 3500 weißen Farmern. Schwarze Namibier hatten während der deutschen Kolonialzeit und der Besatzung durch Südafrika keine Chance, Land zu erwerben. Doch das Landreformprogramm ist freiwillig, und nur wenige Farmer bieten bislang ihr Land zum Verkauf an.
Ähnlich sieht es in Südafrika aus: Das weiße Apartheidregime verbot Schwarzen den Landbesitz. Seit dem Ende der Apartheid ist das anders, doch vielen schwarzen Südafrikanern fehlt das Kapital, an Land zu kommen. Auch hier kommt die Landreform nur im Schneckentempo voran. Vor diesem Hintergrund dürfte Mugabes Politik vielen Menschen auf absehbare Zeit attraktiv erscheinen.