Einfuhren blockiert
15. Januar 2011Nach dem südkoreanischen Importstopp für deutsches Schweinefleisch und schärferen Kontrollen in Russland verhängte auch China ein Einfuhrverbot für Schweinefleisch und Eierprodukte aus Deutschland. Britische Supermärkte haben Produkte, die von deutschen Dioxin-Eiern verseucht sein könnten, aus den Regalen genommen. Und auch die Slowakei hat die Einfuhren beschränkt.
Ernährungsindustrie und Bauernverband sehen das Ansehen deutscher Produkte im Ausland bereits beschädigt. Nach Ansicht von Professor Harald von Witzke, Agrarexperte der Berliner Humboldt-Universität, haben hierzulande ganz offensichtlich die Kontrollsysteme versagt. Der gute Ruf deutscher Erzeugnisse könnte kurzfristig darunter leiden: "Wir wissen aber aus vergangenen Krisen dieser Art, dass ein einmaliger Vorgang schnell vergessen wird von den Konsumenten. Wenn sich so etwas aber wiederholt, dann hätte das langfristig sicherlich schwerwiegende Folgen."
Rekorde beim Agrarexport
Die Exporte der deutschen Agrarwirtschaft haben mit 54 Milliarden Euro im letzten Jahr einen neuen Rekordwert erreicht. Für rund 4,5 Milliarden Euro wurde Schweinefleisch ausgeführt, das nun auch vom Dioxin-Skandal betroffen ist.
Deutsche Lebensmittel sind gefragter denn je: Mehr als jeden fünften Euro verdient die deutsche Land- und Agrarwirtschaft heute im Export. Die Ausfuhren gehen vor allem in die EU-Länder. Nur acht Prozent ihrer Agrarexporte liefern die deutschen Bauern in die Entwicklungsländer.
Die Nachfrage wächst, weil auch die Weltbevölkerung zunimmt. Die Qualität sei daher, so Professor Witzke, besonders wichtig: "Wir wissen, dass in der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts sich die weltweite Nachfrage nach Nahrungsmitteln verdoppeln wird. Gleichzeitig steigt auch mit steigenden Einkommen der Qualitätsanspruch der Konsumenten." Um dies in Einklang zu bringen, plädiert Witzke dafür, wieder stärker in die Agrarforschung zu investieren: "Das ist etwas, was in den vergangenen Jahrzehnten in den reichen Ländern unter dem Eindruck der großen Überschüsse vernachlässigt worden ist."
Lebensmittelpreise in Deutschland sind niedrig
Ein Kilo Mehl für 30 Cent, der Liter frische Vollmilch für 58 Cent, das Paket Zucker für 69 Cent: Noch nie waren Lebensmittel in Deutschland so erschwinglich wie heute. Gaben die Menschen vor rund 100 Jahren mehr als die Hälfte ihres Budgets für Nahrungsmittel und Getränke aus, so ist es heute gerade mal ein gutes Siebtel. Bauern- und Tierschutzverbände warnen seit langem, dass niedrige Preise zu schlechteren Lebensmitteln führen. Das Preisniveau, so Professor Matthias Horst von der Bundesvereinigung der deutschen Ernährungswirtschaft, sei in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern äußerst niedrig. Dazu trage der starke Wettbewerb bei: "Wir haben in Deutschland einen ausgeprägten Discounthandel. 44 Prozent der Waren gehen über die Discountketten", sagt Witzke. Und das drücke die Preise.
Lebensmittel "Made in Germany" stehen für Innovation, hohe Qualität und Sicherheit. Vor allem bei hochwertiger Veredelung ist die deutsche Ernährungsindustrie besonders stark und auf den Auslandsmärkten konkurrenzfähig. So sind Milch und Milcherzeugnisse, darunter vor allem Käse, sowie Fleisch und Fleischwaren die wichtigsten Produkte des deutschen Agrarexportes.
Autorin: Monika Lohmüller
Redaktion: Rolf Wenkel