Diplomatie statt Säbelrasseln?
27. Januar 2018Es sind noch zwei Wochen bis zu den Olympischen Winterspielen in Südkorea. Was bis vor kurzem kaum denkbar war, scheint nun Realität zu werden: Auch Sportler aus dem verfeindeten Norden werden bei den Spielen friedlich um Medaillen kämpfen - ganz im Sinne des Olympischen Gedanken. Und der scheint sich schon jetzt 7200 Kilometer weiter südöstlich zu entfalten: auf Hawaii, im Hauptquartier des Pazifikkommandos der Vereinigten Staaten in Honolulu.
Dort sagte US-Verteidigungsminister Jim Mattis bei einem Treffen mit seinem südkoreanischen Kollegen Song Young Moo, als "zwei friedliebende Nationen" begrüßten Südkorea und die USA die Gespräche über Olympia. Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un müsse mit Diplomatie "zur Vernunft gebracht werden".
Druck trotz Annäherung
Wie Mattis sich das vorstellt, machte er auch gleich deutlich: Trotz der Annäherung müsse der wirtschaftliche Druck auf Nordkorea aufrecht erhalten werden, um Nordkorea von seinem Atomprogramm abzubringen und eine Denuklearisierung der Koreanischen Halbinsel zu erreichen.
Der diplomatische Vorstoß zum Olympiaauftakt beinhaltet allerdings auch eine weniger friedfertige Komponente: Die Antwort auf die Drohungen Nordkoreas, so der US-Verteidigungsminister, heiße "Diplomatie, die von militärischen Optionen gestützt wird". Damit solle sichergestellt werden, dass die US-Botschafter "aus einer Position der Stärke heraus" sprächen.
Nordkorea entwickelt nach eigenen Angaben Atomwaffen und Langstreckenraketen, um damit jeden Teil der USA bedrohen zu können. Weil es damit gegen das Völkerrecht verstößt, haben die Vereinten Nationen Strafmaßnahmen gegen das Land verhängt.
Vertrauensbildende Maßnahmen
In den vergangenen Monaten hatten sich US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un ein mit persönlichen Beleidigungen gespicktes Wortgefecht geliefert, das Ängste vor einem Atomkrieg nährte. Seit Jahresbeginn kam jedoch Bewegung in den Konflikt. Süd- und Nordkorea vereinbarten vertrauensbildende Maßnahmen und erstmals seit mehr als zwei Jahren trafen sich Regierungsvertreter aus Pjöngjang und Seoul zu direkten Gesprächen. Dabei kündigte Nordkorea seine Teilnahme an den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang an.
Am Donnerstag sind bereits die nordkoreanischen Eishockey-Spielerinnen in Südkorea eingetroffen. Sie sollen mit einer Auswahl aus dem Süden ein gemeinsames Damen-Eishockey-Team bilden. Es ist das erste Mal in der Geschichte der Olympischen Spiele, dass es ein gemeinsames Damen-Eishockey-Team beider koreanischer Staaten geben wird.
"Fahne der Vereinigung"
Insgesamt wird Nordkorea bei den Winterspielen mit 22 Athleten in fünf Disziplinen vertreten sein. Außer beim Eishockey treten nordkoreanische Sportler im Eiskunst- und Eisschnelllauf an sowie im Skilanglauf und im Alpinski. Die Athleten beider Staaten werden bei der Eröffnungszeremonie am 9. Februar zudem gemeinsam hinter der sogenannten "Fahne der Vereinigung" laufen - eine hellblaue Silhouette der Halbinsel auf weißem Grund.
Die Olympischen Winterspiele finden nur etwa 80 Kilometer südlich der entmilitarisierten Zone statt, der Teilungslinie zwischen Nord- und Südkorea. Die Teilnahme Nordkoreas an dem Sportereignis gilt als wichtiges Zeichen der Entspannung im Verhältnis zwischen den beiden verfeindeten Staaten.
AR/jj (afp, rtr, ap)