1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Diskussion um Lockerbie-Attentäter

17. August 2009

Der todkranke libysche Lockerbie-Attentäter Abdel Basset Al-Megrahi wird nach Berichten britischer Medien möglicherweise vorzeitig aus der Haft entlassen. Washington reagiert empört auf die Pläne der britischen Justiz.

https://p.dw.com/p/JCvn
Lockerbie Attentäter Abdel Basset Ali al-Megrahi(Foto:AP)
Al-Megrahi wird möglicherweise freigelassenBild: AP

Die US-Regierung ist gegen eine vorzeitige Entlassung des Lockerbie-Attentäters Ali Mohammed al-Megrahi aus schottischer Haft. "Wir haben der britischen Regierung und anderen Stellen unsere Sichtweise klargemacht, dass wir glauben, dass er den Rest seiner Zeit im Gefängnis verbringen sollte", sagte US-Außenamtssprecher PJ Crowley am Donnerstag in Washington. Seinen Informationen zufolge sei in Großbritannien "noch keine endgültige Entscheidung" über die Freilassung des verurteilten Flugzeugattentäters gefallen, sagte der Sprecher. Nach Berichten der britischen Sender BBC und Sky News soll dem krebskranken Gefangenen Megrahi Haftverschonung gewährt werden. Der wegen des Anschlags auf ein US-Linienflugzeug über Schottland im Jahr 1988 verurteilte Megrahi solle in seine Heimat zurückgebracht werden. Bei dem Anschlag auf eine Maschine der US-Fluggesellschaft PanAm über der schottischen Kleinstadt Lockerbie kamenvor fast 21 Jahren 270 Menschen ums Leben.

Justizminister weist Spekulationen zurück

Die Justizbehörden wollten den ehemaligen Geheimdienstagenten Abdel Bassit Ali Mohammed al-Megrahi aus humanitären Gründen freilassen, hieß es in den Medienberichten. Der Libyer leidet an Krebs im Endstadium. Eine Entscheidung über eine vorzeitige Entlassung Lockerbies ist bisher zwar noch nicht gefallen, dies werde jedoch innerhalb der nächsten zehn Tage geschehen, sagte am Montag eine Sprecherin des Justizminister Kenny MacAskill.

Susan Cohen, die ihre Tochter durch den Anschlag verlor, verurteilte die mögliche Freilassung Al-Megrahis. Gegenüber der BBC äußerte sie, die britische Regierung würde die Opfer des Anschlags durch eine Freilassung verraten. Der britische Arzt Jim Swire hingegen, der ebenfalls seine Tochter durch den Anschlag verlor, begrüßte eine mögliche Haftentlassung Al-Megrahis. "Ich bin jemand, der nicht glaubt, dass er schuldig ist", sagte er der BBC. "Je früher er wieder bei seiner Familie sein kann, desto besser. Es wäre grausam ihn im Gefängnis sterben zu lassen."

Abkommen zwischen Libyen und Großbritannien

Ermittler bei der Untersuchung von Teilen der abgestürzten Boeing (Foto: AP)
Ermittler bei der Untersuchung von Teilen der abgestürzten BoeingBild: AP

Anfang Mai hatte Libyen eine Überstellung des ehemaligen Geheimdienstagenten Al-Megrahi von Großbritannien beantragt. Zuvor hatten beide Staaten ein Abkommen über den Austausch von Häftlingen unterzeichnet. Der Lockerbie-Attentäter solle als Bedingung den Rest seiner lebenslangen Freiheitsstrafe in seinem Heimatland absitzen, hieß es. Bislang konnte darüber jedoch nicht entschieden werden, weil Al-Megrahi die Revision gegen seine Verurteilung nicht zurückzog.

2002 war eine Berufung abgewiesen worden. Ende April eröffnete das Gericht in Edinburgh ein neues Verfahren, nachdem eine Kommission Anzeichen für einen Justizirrtum erkannt hatte. Ende Juli hatte Al-Megrahi angesichts seiner Krebserkrankung einen Antrag auf Haftverschonung gestellt. 2001 war der Libyer wegen des Anschlags zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Doch er hat stets bestritten, 1988 die Bombe an Bord des Flugzeugs geschmuggelt zu haben.

Explosion in 10.000 Metern Höhe

Der Terroranschlag von Lockerbie zählt zu den schwersten der Luftfahrtgeschichte. Rund 10.000 Meter über dem Ort explodierte wenige Tage vor dem Weihnachtsfest 1988 die Boeing 747 der amerikanischen Fluggesellschaft PanAm. 400 Gramm Sprengstoff zerfetzten die Maschine in mehrere Teile. Alle 259 Passagiere und Besatzungsmitglieder starben. Der Jumbo-Jet war auf dem Weg von London nach New York. Herunterfliegende Trümmerteile töteten elf Bewohner des Ortes nahe der schottisch-englischen Grenze. (sm/ssr/rri/mp/dpa/ap)