documenta 15: Blickwechsel
In Kassel beginnt die Documenta 15. Künstler aus aller Welt sind gekommen und haben eine Mission: unseren Kunstbegriff umzukrempeln.
Kunst und politische Aktion
Straßenlärm aus Nairobi dringt aus einer Wellblechütte vor der documenta-Halle. Das Werk des Künstlerkollektivs Wajukuu Art Project bringt afrikanische Wirklichkeit nach Kassel. 100 Tage lang können Besucherinnen und Besucher hier die berühmte Kunstschau besuchen, die neben der Venedig-Biennale als wichtigste Ausstellung zeitgenössischer Kunst gilt.
Bunte Pappfiguren
Fröhlich bemalte Pappschilder stecken im Rasen auf dem Friedrichsplatz im Zentrum Kassels. Die Arbeiten des indonesischen Künstlergruppe Taring Padi sind Kunst und politische Aktion zugleich. Die Künstlerinnen und Künstler wollen sie als Demonstration gegen Gewalt und Ausbeutung verstanden wissen, nicht nur in ihrem - lange von einem Diktator beherrschten - Land.
Sprüche an den Säulen
Auch die Säulen des ehrwürdigen Fridericianums dienen als künstlerische Projektionsfläche: Der rumänische Künstler Dan Perjovschi hat sie mit schwarzer Farbe bemalt und dann mit weißen Symbolen und Zeichen zu Themen wie Frieden, Solidarität oder Nachhaltigkeit beschriftet. Mit der Kunstaktion stellt das Fridericianum Museum in Kassel zugleich die großen Themen der 15. Documenta-Ausstellung vor.
Gestellte Demonstration in Ungarn
Das unabhängige ungarische Kollektiv Off-Biennale Budapest organisiserte für dieses Foto eine "Gladness-Demo" als Zeichen gegen eine nationalistische ungarische Kulturpolitik. Nun sind die Künstlerinnen und Künstler auf der documenta vertreten, wie viele andere Kollektive vor allem aus Ländern des globalen Südens. Künstlerstars gibt es kaum in Kassel, auch das ein Statement gegen den Kunstmarkt.
Gebrauchte Schallplatten neben Kunst
Der documenta-Parcours führt an 32 Ausstellungsorte, die sich über die ganze Stadt verteilen. Dort geht es weniger um einzelne Kunstwerke sondern vielmehr um Prozesse und Projekte. Und um "Lumbung", die Kunst der Kooperation. Auf dem Hübner-Areal finden sich - neben Kunst - die Stände eines Platten- und Gebrauchtkleiderladens. Auch lokale Initiativen sind Teil der documenta fifteen.
Altkleider-Kunst: "Return to Sender"
Protest gegen die Zerstörung von Umwelt und Märkten in Afrika: "Return to Sender" heißt die Installation von The Nest Collective aus Nairobi. Die begehbare Installation aus gepressten Altkleiderm steht in der Karlsaue vor der Orangerie und sorgt so für einen - auch optisch scharfen - Kontrast. Die documenta fifteen bietet viele solcher Denk-Stationen.
ruangrupa: Impulse für die Welt
Dank ruangrupa wird in Kassel dieser Tage über ökologische Probleme und Repression in Südasien, politische Verfolgung in Kuba oder die Probleme queerer Menschen in Afrika diskutiert. Das indonesische Kuratorenkollektiv hat mit seiner Arbeit schon jetzt viel bewegt. Das wohl wichtigste: Ein Perspektivwechsel auf die Kunst. Die documenta dauert noch bis 25. September.