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BVB: Auf einer Welle in Richtung Titelkampf

19. Februar 2023

Der BVB zieht durch einen weiteren überzeugenden Auftritt nach Punkten mit dem FC Bayern gleich. Das Team bringt aktuell alles mit, um den ersehnten spannenden Titelkampf in der Bundesliga Realität werden zu lassen.

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Karim Adeyemi (Mitte) jubelt mi Marco Reus (l.), Julian Brandt (Mitte hinten) und Emre Can (r.) über das 1:0 gegen Hertha BSC
Karim Adeyemi (Mitte), Marco Reus (l.), Julian Brandt (Mitte hinten) und Emre Can (r.) jubeln über das 1:0 gegen HerthaBild: Ina Fassbender/AFP/Getty Images

Tiefschwarz war am Sonntagabend in Dortmund nur das als Hommage an das Ruhrgebiet und an "Kohle und Stahl" gedachte Sondertrikot, das der BVB gegen den Tabellenvorletzten Hertha BSC trug, nicht jedoch die Stimmung unter den mehr als 80.000 Zuschauenden im Stadion. Der BVB brillierte zwar nicht, erarbeitete sich aber mit Ruhe und Klasse in den entscheidenden Offensivaktionen einen 4:1-Sieg gegen die "alte Dame" aus Berlin. "Wir haben einen Lauf gestartet, den wir heute fortgesetzt haben", sagte der in die Startelf zurückgekehrte Marco Reus bei "DAZN". Man habe nicht die Sterne vom Himmel gespielt. sondern sei einfach effektiv gewesen, so der BVB-Kapitän. "Wir haben alle Lust auf Titel und spielen deshalb Fußball." 

"Wir haben uns in eine gute Position gespielt, aber wir sind noch nicht am Ziel", sagte Edin Terzic bei "DAZN". Cool wäre es, jetzt jedes Spiel verdientermaßen zu gewinnen, antwortete der BVB-Trainer auf die Frage nach dem Titelkampf, vermied dabei aber die Worte Meisterschaft und Titel. Grund für Zufriedenheit und Optimismus hat Terzic derzeit aber genug, denn es war der wettbewerbsübergreifend achte Sieg und der sechste in der Bundesliga in Folge. 

Der BVB ist mit einer optimalen Ausbeute von zwölf Punkten aus vier Spielen Erster in der zugegebenermaßen noch recht jungen Bundesliga-Rückrundentabelle. 12:2 Tore sind eine starke Bilanz und zeigen: Es passt momentan offensiv wie defensiv - ein Prädikat, das sich die Terzic-Truppe in der Hinrunde nur selten erspielen konnte. Doch das Team eilt aktuell von Erfolg zu Erfolg, liegt mit 43 Punkten nach 21 Spielen auf Tabellenplatz zwei, punktgleich mit Titelverteidiger Bayern München

Hummels und Reus in der Startelf

BVB-Stürmer Julian Brandt (rechts) jubelt mit Jamie Bynoe-Gittens (Mitte) und Sebastién Haller (links) über seinen Treffer zum 4:1 in der Bundesliga-Partie gegen Hertha BSC.
Torschütze zum 4:1-Endstand: Julian Brandt (r.)Bild: Ina Fassbender/AFP/Getty Images

"Wir haben uns extrem gut rausgekämpft aus unserer Situation in der Hinrunde," sagte Julian Brandt und war "extrem zufrieden". Am meisten freue er sich für Marco Reus, der nach seinem Bank-Platz in der Champions League wie Defensiv-Routinier Mats Hummels in die BVB-Startelf zurückgekehrt war und per Traumfreistoß zum 3:1 traf (76. Minute). Brandt, der sich in den letzten Wochen extrem in den Fokus gespielt hat, erzielte nach einem stark ausgespielten Konter das Tor zum 4:1-Endstand (90.) und analysierte nach der Partie nüchtern: "Es ein schönes Gefühl, unsere Serie auszubauen." 

Viel war zuletzt von einem Generationswechsel beim BVB die Rede. Junge Spieler wie Brandt oder Karim Adeyemi rückten in dieser Saison und speziell in den letzten Wochen in den Fokus - sportlich und im Mannschaftsgefüge. "Jule hat sich in dieser Saison extrem entwickelt. Er ist einer unserer konstantesten Spieler", adelte Terzic Offensivmann Brandt zuletzt. Der 26-Jährige ist die personifizierte Entwicklung beim BVB in den letzten Monaten: konstant in den Leistungen, konzentriert und zielgerichtet im Spiel nach vorne. 

Auch gegen die Hertha waren Brandt und Adeyemi, wie Marco Reus zu Beginn, die offensiven Hauptdarsteller. Einen verunglückten Torschuss von Reus nutzte Adeyemi gedankenschnell und sehenswert per Hacke zum 1:0 (27.). Beim 2:0 ging es nach Brandts perfektem Zuspiel aus der Zentrale schnell über Adeyemi auf links, dessen Flanke Donyell Malen aus kurzer Distanz zum 2:0 verwertete (31.). 

Terzic braucht sie alle

BVB-Stürmer Karim Adeyemi humpelt in der Bundesliga-Partie gegen Hertha BSC mit einer Verletzung vom Platz.
Ein Tor, eine Vorlage und verletzt: Karim AdeyemiBild: Martin Meissner/AP Photo/picture alliance

Bitter für den BVB war allerdings, dass Adeyemi sich bei seinem Sprint offenbar verletzte. Schon vor der Flanke fasste sich der 21-Jährige im Lauf an den Oberschenkel, schloss die Aktion aber noch ab. Als die Teamkollegen das 2:0 bejubelten, lag Adeyemi mit Schmerzen auf dem Boden und musste mit Verdacht auf Muskelfaserriss ausgewechselt werden.

"Wenn die Jungs drohen, in den roten Bereich zu kommen, versuchen wir. weiter rotieren. So lange die Qualität darunter nicht leidet, werden wir das tun", sagte Terzic. Man wolle ja genau diese Situationen "wie mit Karim heute" verhindern, so Terzic. 

Zunächst auf der Bank und dann im Spiel eingewechselt wurden beim BVB Stürmer Sebastien Haller, Nationalspieler Niklas Süle und die beiden englischen Top-Talente Jude Bellingham und Jamie Bynoe-Gittens - eine enorme Kaderqualität, die Terzic bei entspannter Personallage das Rotieren ohne Leistungsverlust ermöglicht - oder wie Herthas Marco Richter es ausdrückte: "Wer da alles von der Bank kommt, das ist ja Wahnsinn.

Terzic kann personell aus dem Vollen schöpfen, was gerade im Hinblick auf die Dreifachbelastung aus Bundesliga, Champions League und DFB-Pokal, wo der BVB am Sonntag Titelverteidiger RB Leipzig als Viertelfinalgegner zugelost bekam, wichtig ist. 

 Fußball: Bundesliga, FSV Mainz 05 - Borussia Dortmund, 17. Spieltag, Mewa Arena. Dortmunds Trainer Edin Terzic steht am Spielfeldrand und gibt Anweisungen.
Rotation und "Qual der Wahl": Edin Terzic hat derzeit keine Personalprobleme und eilt mit dem BVB von Sieg zu SiegBild: Torsten Silz/dpa/picture alliance

Spannender Meisterkampf 

Die letzte Bundesliga-Niederlage für den BVB gab es am 11. November 2022 gegen Borussia Mönchengladbach. In Anbetracht der WM-Winterpause und der jüngsten Auftritte des Teams fühlt es sich an, als sei das eine Ewigkeit her. Und doppelt wertvoll wird der achte Pflichtspiel-Erfolg des BVB in Serie durch die Niederlage der Bayern in Mönchengladbach. Immer wieder war aus Dortmund in den letzten Jahren vom Ziel der Augenhöhe mit den Bayern zu hören, konstant scheiterten die Schwarz-Gelben aber an diesem Anspruch, wenn es drauf ankam. "Wir versuchen, auf der Welle weiterzureiten. Und dann sehen wir, was am Ende dabei rauskommt", sagte Marco Reus. 

Kann der achtfache Meister aus Dortmund dem Rekordmeister dieses Mal endlich den von so vielen Fußballfans erhofften engen Schlagabtausch liefern? Es sieht ganz so aus, denn die Bayern sind - wie am Samstag in Gladbach gesehen - verwundbar, der BVB konstant auf hohem Niveau und endlich mal frei von großen Verletzungsproblemen. 

DW Kommentarbild David Vorholt
David Vorholt Redakteur, Reporter und Autor in der DW-Sportredaktion