BVB kämpft sich zum Gruppensieg
7. Dezember 2016Pierre-Emerick Aubameyang kam aus dem Strahlen gar nicht mehr heraus. Seine weißen Zähne blitzten, sein Blick ging schelmisch umher. Während seine Mannschaftskameraden sich abklatschen und ihn umarmten, genoss der Stürmer sichtbar den Moment. Kurz nach dem Schlusspfiff sog er, so schien es, die Atmosphäre im Estadio Santiago Bernabéu förmlich auf. Aubameyang, den seit Tagen insbesondere die spanische Presse mit Real Madrid in Verbindung bringt, spielte gewissermaßen beim möglichen neuen Arbeitgeber vor - und wie. Erst machte er bei einem Konter den Anschlusstreffer, später bereitete er den Ausgleich durch Marco Reus mit seiner außergewöhnlichen Schnelligkeit vor. "99 Prozent Auba, ein Prozent ich", versuchte Reus später den Anteil an diesem zweiten Tor aufzuteilen. Will heißen: Matchwinner für den BVB war wieder einmal Aubameyang. Denn das 2:2 (0:1) in Madrid wurde von den mitgereisten Fans zurecht wie ein Sieg gefeiert: Dortmund holte dadurch mit 14 Punkten und zwei Zählern Vorsprung auf Real Madrid den Sieg in der Champions-League-Gruppe F.
Dortmund erwischte einen guten Start in die Partie. Die Schwarz-Gelben wirkten hellwach und setzten Real sofort unter Druck. Doch das ließen sich die Gastgeber nicht lange bieten. Real übernahm mehr und mehr die Kontrolle über dieses Spiel, nahm den BVB über die Flügel in Zange und zwang den Gästen so das eigene Spiel auf. Der BVB ließ sich aber nicht lange hinten rein drängen und versuchte seinerseits selbstbewusst nach vorne zu spielen. Real Madrid nutzte genau das eiskalt mit einem Konter im eigenen Stadion aus. Mit einem Pass auf Daniel Carvajal in den Rücken der Abwehr war die Dortmunder Defensive ausgehebelt. Carvajals mustergültige Hereingabe in die Mitte fand in Karim Benzema einen dankbaren Abnehmer, Lukasz Piszczek und Roman Weidenfeller konnten da nur hinterher schauen (28. Minute).
Dortmund ließ sich nicht verunsichern
Dortmund antwortete: Christian Pulisic hatte den Ausgleich auf dem Fuß, doch das US-Talent scheiterte ebenso an Reals glänzendem Torhüter Keylor Navas (38.), wie kurz darauf Nationalspieler André Schürrle, der seinen Freistoß frech durch die löchrige Real-Mauer auf das kurze Eck zog (39.). Auch nach der Pause machte der BVB klar, dass man keineswegs nach Madrid gereist war, um sich zu verstecken, schon gar nicht nach dem Rückstand. Ousmane Dembelé tänzelte unbekümmert durch den Strafraum der Königlichen und verfehlte das rechte Eck mit seinem Schuss nur um Zentimeter (49.) und nur Sekunden später scheiterte Gonzalo Castro ebenfalls im Strafraum von Madrid. Die Antwort von Zinedine Zidanes Team: das 2:0. Nüchtern und vor allem hochpräzise herausgespielt. Erst konnte Weidenfeller noch mit einer mit einer Glanztat klären, doch dann war er machtlos: Wieder war es eine Flanke von außen, dieses Mal von James Rodriguez, auf den in der Mitte lauernden Karim Benzema, die Dortmunds Hintermannschaft sehr alt aussehen ließ (53.).
Sein Gegenüber auf Dortmunder Seite, Pierre-Emerick Aubameyang, wirkte dagegen lange blass. Dem Stürmerstar aus dem Gabun fehlte die Anbindung ans Spiel. Wie aus dem Nichts legte ihm dann aber Marcel Schmelzer im Strafraum einen Ball vor die Füße und der Torjäger ließ sich diese Chance nicht entgehen. Sein Treffer zum 1:2 aus Dortmunder Sicht, verlieh der Partie wieder etwas Spannung (61). Danach musste der BVB mit Weidenfeller und Marco Reus allerdings gleich zwei Mal in höchster Not klären, sonst hätte Real die Vorentscheidung erzielt. In der 78. Minute hätte es wirklich so weit sein müssen, doch Cristiano Ronaldo setzte seinen Schuss etwas zu präzise an den Pfosten. Das sollte sich rächen. Denn in der 88. Minute marschierte, nein: sprintete Aubameyang auf rechts los, Emre Mor spielte ihn an und der Gabuner verlor keine Zeit: Mit einer schnellen Flanke nach innen bediente er seinen Kumpel Marco Reus, der nach gesundheitlichen Problemen eingewechselt wurde und prompt zum 2:2-Ausgleich traf. Der Lucky Punch für Dortmund, der den Gruppensieg brachte. "Dortmund hat diesen ersten Platz einfach verdient. Sie haben bewiesen, warum sie so stark sind", lobte Reals Trainer Zinedine Zidane und sein Gegenüber schwärmte gleich weiter: "Wir haben uns nichts hängen lassen und das hat sich am Ende ausgezahlt", freute sich ein sichtlich gelöster BVB-Coach Thomas Tuchel im Sky-Interview, der der Auslosung der nächsten Runde nun gelassener entgegen schauen kann. "Im Achtelfinale sind so viele gute Mannschaften, da kriegt man keinen leichten Gegner", warnte Marco Reus allerdings nach der Partie.
Leverkusen souverän gegen Monaco
Die Vorzeichen waren nicht gerade günstig für ein spannendes Fußballspiel: Monaco qualifiziert, Leverkusen qualifiziert und der Gruppensieg stand auch schon fest, zugunsten von AS. Warum sich also abrackern? Monacos Trainer formulierte es vor der Partie vorsichtig: "Wir werden mit den Kräften für die Liga haushalten müssen." Beide Trainer rotierten also kräftig und schickten auch Kräfte aus der zweiten Reihe ins Spiel. Zumindest dem Leverkusener Spiel tat das keinen Abbruch, im Gegenteil. Die Werkself spielte selbstbewusst, war gedanklich schneller, eingespielter und torgefährlicher als die Monegassen. Und was Vladlen Yurchenko dann in der 30. Minute bot, war schlicht außergewöhnlich: Der Kapitän der ukrainischen Nachwuchs-Nationalmannschaft zog nach innen, nahm Maß und zog aus gut 20 Metern ab. Der Ball segelte unter die Latte in den Winkel - 1:0 für Bayer, die mehr als verdiente Pausen-Führung.
Noch mehr Fußball-Kunst gefällig? Aber gerne doch, sagte Elf von Trainer Roger Schmidt gleich zu Beginn der zweiten Halbzeit: Hakan Calhanoglu spielte seinen Gegner Andrea Raggi mit einigen Haken förmlich schwindelig und öffnete damit für Julian Brandt den Raum. Der deutsche Nationalspieler nutzte den mit einem Lupfer zu seinem ersten Champions-League-Saisontor (48.). Auch ein Pfostentreffer von Corentin Jean (57.) konnte die ausgelassene Stimmung in Leverkusen nicht mehr stören. Nicht einmal die Fortsetzung einer schwarzen Serie: Denn wie zuvor bereits Chicharito und Calhanoglu konnte auch Wendell einen fälligen Foul-Elfmeter nicht direkt verwandeln, es bedurfte eines Billard-Effekts, damit der Ball doch noch im Netz zappelte: Von der Latte prallte das Spielgerät an den Rücken von AS-Keeper Morgan De Sanctis und von dort ins Tor (81.) - mehr ein Eigentor als ein verwandelter Elfmeter. Die Werkself spielte den 3:0 (1:0)-Sieg souverän runter und überstand damit zum ersten Mal ungeschlagen eine Gruppenphase in der Champions League.
Hier können Sie die beiden Partien im Re-Live nachlesen: