Do's and Don'ts beim rheinischen Straßenkarneval
Im Karneval darf man alles? Weit gefehlt. Auch mit den Jecken kann man es sich verscherzen: Die wichtigsten "Don'ts" für eine entspannte Karnevalssession im Rheinland.
Erstens: "Helau" rufen in Köln
Wer das in der Karnevalshochburg Köln unaufgefordert in die Menge ruft, gefährdet sich und seine Begleitung. Selbst als witzig gemeinte Provokation wird ein fröhlich geschmettertes "Helau" im Kölner Karneval gar nicht gern gehört. Es heißt natürlich "Kölle Alaaf".
Zweitens: "Alaaf" rufen in Düsseldorf
Geht gar nicht! Genauso wie das für Köln typische Bier, ein "Kölsch", in einer Düsseldorfer Kneipe bestellen. Dort schwört man auf sein Altbier, kurz Alt. Auch nicht so gut: Nach dem Dreigestirn fragen - den offiziellen Regenten des Kölner Karnevals - oder den Hoppeditz, den Düsseldorfer Schelm, als "Nubbel" bezeichnen. Er ist der aus Stroh bestehende, mannsgroße Karnevals-Sündenbock in Köln.
Drittens: Karneval mit Fastnacht verwechseln
In Nordrhein-Westfalen heißt das: Karneval. Fastnacht, das ist das im Süden mit den angsteinflößenden Kostümen und kunstvoll geschnitzten Masken. Was im Rheinland die Jecken sind, sind dort die Narren. Ihr Ruf lautet "Narri - Narro!" oder eine Abwandlung davon. Seit 2014 ist die schwäbisch-alemannische Fastnacht immaterielles Kulturerbe der UNESCO - genau wie der Rheinische Karneval.
Viertens: Falsches Kostüm
Bei Otfried Preußler konnte 1957 noch mit einem "Negerlein" Karneval gefeiert werden - in den heutigen Fassungen ist das geändert. Ein entsprechendes Kostüm ist auch nicht empfehlenswert. Ist schließlich keins. Ebenfalls problematisch sind alle Outfits mit Terror-Bezug. Wer zu martialischen Verkleidungen mit Bewaffnung neigt, sollte besser nicht zu viel Perfektionismus an den Tag legen.
Fünftens: Vergessen "Stopp" zu sagen
Wenn man in Kölner Braustuben sein Kölsch leer getrunken hat, stellt einem der "Köbes", der Kellner, sofort wieder ein neues hin. Man sagt hier nicht, dass man noch eins will, sondern man muss sagen, wenn man keines mehr will. Alternativ kann man auch den Bierdeckel auf sein Glas legen - so verhindert man den Biernachschub ebenfalls.
Sechstens: Nach Kamelle rufen, wenn der Zug steht
Typischer Anfängerfehler: Die Karnevalswagen halten an, weil der Zug irgendwo stockt, und die Zuschauer schreien wie verrückt weiter "Kamelle!" Merke: Bei stehenden Wagen wird nie geworfen, nur während der Fahrt.
Siebtens: Kinder beim Kamellesammeln allein lassen
Beim Kampf um die Kamelle schrecken fanatische Erwachsene nicht davor zurück, kleine Kinder wegzuschubsen, zu beklauen oder ihnen auf die Finger zu treten. Kinder, die noch nicht zurückschlagen können, brauchen deshalb Unterstützung. Eine entsprechend imposante Verkleidung der Eltern, wie Darth Vader, könnte dabei von Nutzen sein.
Achtens: Bützje falsch verstehen
Neulinge glauben häufig, man wolle sie anmachen, wenn man ihnen den Arm zum Schunkeln umlegt oder ihnen ein Bützje - ein Küsschen - gibt. Doch man darf Entwarnung geben: Bei dem Schmatz auf die Wange handelt es sich nicht um einen Annäherungsversuch. Für den Kölner gehört das Bützje für Wildfremde einfach zur rheinischen Folklore - ganz egal was seine Empfängerinnen davon halten mögen.
Neuntens: Lieder nicht kennen
Es macht einfach mehr Spaß mitzusingen. Und wer dazu keine Zeit hat, sollte für den Kölner Karneval mindestens "Viva Colonia", "Drink doch ene met", "Superjeilezick" und "Wenn et Trömmelche jeit" kennen. Für die Aussprache gilt folgender Merksatz: "Im Kölschen jibet kein j". Also: Einfach g wie j aussprechen, dann hört es sich Kölsch an.