Feierlichkeiten zu 60 Jahren DW
17. Juni 2013"Die Gedanken sind frei" - mit diesem alten deutschen Volkslied wurde in Bonn der Festakt zum 60-jährigen Bestehen der Deutschen Welle eröffnet. Die musikalische Einstimmung hätte an diesem Tag (17.06.2013) kaum besser gewählt sein können. Denn am 17. Juni wird in Deutschland auch des Volksaufstands in der DDR 1953 gedacht. "Die Menschen in der DDR sehnten sich nach Freiheit, nach Meinungs- und Pressefreiheit, nach Demokratie und Menschenrechten", sagte der Intendant der Deutschen Welle, Erik Bettermann, in seiner Begrüßungsrede im Plenarsaal des alten Bundestags.
Demokratie, Freiheit und Menschenrechte, allesamt Pfeiler westlicher Gesellschaften, seien keinesfalls in allen Ländern selbstverständlich. "Deshalb vermittelt die Deutsche Welle seit 1953 deutsche Sichtweisen und deutsche Erfahrungen auf internationaler, europäischer Ebene und wir bringen unsere Themen dort mit ein", erläuterte Bettermann vor rund 1500 Gästen.
Auch der deutsche Staatsminister für Kultur und Medien, Bernd Neumann, bescheinigte dem deutschen Auslandssender eine nach wie vor ungebrochene Bedeutung: "Die Deutsche Welle ist für viele Menschen in unfreien Regionen unserer Erde erste Informationsquelle, wenn es darum geht, sich aktuell und unbeeinflusst von Zensur und staatlichen Interessen selbstständig eine Meinung zu bilden." Die Deutsche Welle sei damit nicht nur Mittler universeller Werte wie Freiheit und Menschenrechten, "sondern sie war von Anfang an auch Brückenbauer zwischen den Kulturen."
Multimediales Haus mit mehr als 100 Millionen Nutzern
"Aus dem Kind des Wirtschaftswunders ist heute - 60 Jahre später - ein 'Silver Ager' geworden; eine Sendeanstalt im besten Alter", sagte Neumann. Er lobte die große Reformfähigkeit des Hauses. Seit Sendebeginn am 3. Mai 1953 ist aus dem Kurzwellensender der Anfangszeit ein multimediales Haus geworden. Tagtäglich nutzen mehr als 100 Millionen Menschen das Angebot in 30 Sprachen, das von etwa 3000 festen und freien Mitarbeitern aus 60 Nationen erstellt wird.
Sowohl Neumann als auch Bettermann hoben hervor, dass die Deutsche Welle für Deutschland unverzichtbar sei. Dafür müsse aber die Finanzierung verlässlich gesichert sein. In der Vergangenheit sei die Deutsche Welle manchmal bei Budgetkürzungen im Kulturbereich "missbraucht" worden, beklagte Neumann. Er wolle sich aber weiter dafür einsetzen, dass die DW - wie in jüngerer Zeit - zumindest auf einen stabilen Haushalt setzen kann.
Neues Abkommen soll DW stärken
Neben verlässlichen Finanzen war für die Redner eine neue Vereinbarung zur Zusammenarbeit mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk ARD, ZDF und Deutschlandradio ein weiterer Garant für die globale Wettbewerbsfähigkeit der Deutschen Welle. Erst vor wenigen Tagen hatten die Ministerpräsidenten der Länder, die den öffentlich-rechtlichen Inlandsrundfunk verantworten, und Bundeskanzlerin Angela Merkel eine entsprechende Vereinbarung unterschrieben.
Demnach sollen die öffentlich-rechtlichen Hörfunk- und Fernsehsender der Deutschen Welle mehr Beiträge zuliefern. Zudem können die Partner künftig gemeinsam Inhalte produzieren. Bislang gab es zwar schon einen Beitragsaustausch zwischen den Inlandssendern und der Deutschen Welle, jedoch war diese an viele Bedingungen geknüpft, die nun vereinfacht wurden.
"Diese verstärkte Kooperation mit ARD, ZDF und Deutschlandradio hat zum Ziel, die Vielzahl qualitativ hochwertiger Programmteile der Inlandssender noch stärker als bisher für das Ausland zu nutzen", sagte Kulturstaatsminister Neumann. Er danke DW-Intendant Bettermann für dessen jahrelangen Einsatz für diese Kooperation, die nun zum Ende seiner Amtszeit Realität geworden sei.
Win-win-Situation
Der Vorsitzende der ARD, Lutz Marmor, sah in der Vereinbarung eine Win-win-Situation: "Im Namen meiner ARD-Kolleginnen und -Kollegen sage ich Ihnen heute gerne unsere Unterstützung zu." Denn was könne besseres passieren, als Programmperlen des deutschen Inlandsrundfunks auch im Ausland entsprechend präsentieren zu können? "Die Weichen für die Zukunft sind nun wirklich gestellt. Aber das, was nun auf dem Papier steht, das müssen wir gemeinsam mit Leben erfüllen", so Marmor.