E-Learning als Trojanisches Pferd
29. Mai 2009In Afrika gibt es immer mehr Studenten. Damit sind die Universitäten oft überfordert – eine gute Ausbildung ist häufig nicht möglich. Viele Lehrpläne sind veraltet und auch die Professoren sind zum Teil nur unzureichend ausgebildet. Es gibt kaum Unterrichtsräume und häufig sind sie viel zu klein. Dieses Problem muss gelöst werden. Deshalb setzt sich die United Nations University – kurz UNU – dafür ein, dass e-Learning-Programme in Afrika stärker genutzt werden - allen voran Dr. Virginie Aimard, e-Learning Expertin an der United Nations University in Bonn.
In den letzten 60 Jahren hätten sich die Universitäten nicht so weiterentwickelt, wie sie es hätten tun sollen, sagt Dr. Virginie Aimard. Sie bezieht sich dabei auf die Qualität, die Ausbildung der Lehrenden und den Ausbau der Laboratorien für Hightech-Forschung. Aber eigentlich mangele es überall. Daher sei es wichtig, schnell voranzuschreiten, um den ganzen neuen Herausforderungen gerecht zu werden, sagt sie.
UNU als helfende Hand
Deshalb berät die e-Learning Expertin zum Beispiel in Kamerun den Mathematikprofessor Mama Foupouagnigni, der gemeinsam mit 6 Kollegen an einem Pilot-Projekt für e-Learning arbeitet. Hat das Projekt Erfolg, dann soll e-Learning für die gesamte Universität von Yaounde möglich gemacht werden.
Anders als sonst üblich, kam bei diesem Projekt die Anfrage von der Universität Yaounde. Sonst sind es meist die Mitarbeiter der UNU, die die Universitäten auf E-Learning aufmerksam machen und die Mitarbeiter für diese moderne Lernmethode begeistern wollen. In diesem Fall hatte Prof. Mama Foupouagnigni die UNU kontaktiert und um Hilfe gebeten, um E-Learning an der Universität einzuführen.
E-Learning gegen überfüllte Seminare
So wie viele afrikanische Universitäten hat auch Yaounde zu wenig Geld, um die Uni-Bibliothek angemessen zu bestücken. Außerdem seien die Vorlesungen und Seminare extrem überfüllt, sagt Foupouagnigni. "Es gibt Klassen mit 1000 oder mit 2000 Studenten und einem einzigen Dozenten." Mittels E-Learning möchte er mit den Kollegen Kurse entwickeln, die dann für unterschiedliche Studenten an verschiedenen Orten angeboten werden können. In Fououagnignis Augen eine große Erleichterung: "Es ist nicht mehr so wichtig, dass alle Studenten zur gleichen Zeit an einem Ort zusammenkommen, um am Kurs teilzunehmen."
Das Konzept E-Learning ist für den Mathematikprofessor Neuland – genau wie für seine Kollegen. Aus diesem Grund ist er auf die Unterstützung der UNU angewiesen. Denn der Einsatz von e-Learning bedeutet nicht nur eine Umstellung des Unibetriebes, sondern auch ein Umdenken.
Trainer für eigenständiges Arbeiten
Dr. Virginie Aimard sieht die größte Herausforderung in der Einstellung der Professoren zu ihrer Rolle als Lehrer. "Tendenziell verstehen sie sich als diejenigen, die das Wissen besitzen", sagt Aimard. Sie hätten manchmal Probleme damit Coach für die Studenten zu sein – ihnen dabei zu helfen, selbstständig zu denken und eigene Lösungen zu entwickeln.
Umdenken müssen Professoren aber nicht nur in Afrika. Auch in Europa sind neue Lehrerqualitäten gefragt. Dabei kann E-Learning helfen. Die Einführung dieses modernen Unterrichtsystems sei ein gutes Mittel die pädagogischen Qualitäten gleich mit zu schulen, sagt Dr. Virginie Aimard. E-Learning ist für sie wie ein Trojanisches Pferd. "Es ist etwas Neues, etwas Innovatives, auf dass sich die Professoren eher einlassen, als wenn wir einen Lehrgang zu Unterrichtsmethodik anbieten."
Autorin: Anne-Kathrin Neuberg
Redaktion: Katrin Ogunsade