Ebola auf dem Weg nach Hamburg?
29. Juli 2014Sheik Umar Khan konnte das Hilfsangebot aus Hamburg nicht mehr retten. Der sierra-leonische Arzt und Volksheld hatte sich mit dem Ebola-Virus infiziert, als er Hunderte Patienten behandelte. Von einer Krankenstation von "Ärzte ohne Grenzen" in Kailahun im Osten seines Heimatlandes sollte er in die Hamburger Universitätsklinik geflogen werden. Am Dienstag (29.07.2014) hieß es, Umar Khan sei zu schwach für den Flug - inzwischen wurde bekannt, dass er verstorben ist. In Hamburg bleibt man jedoch weiterhin bereit, einen Ebola-Patienten aufzunehmen; die nötigen Vorkehrungen sind getroffen.
Mit der Feuerwehr auf die Isolierstation
Schon vergangene Woche hatte die Hamburger Mediziner eine Anfrage der Weltgesundheitsorganisation WHO erreicht. Sie erklärten sich bereit, einen Ebola-Patienten aufzunehmen. Die Gesundheitsbehörde der Stadt hat ihren Seuchenstab aktiviert und teilt mit, man sei entsprechend vorbereitet und könne die Einreise des Patienten innerhalb weniger Stunden organisieren. Am Flughafen würde die Hamburger Feuerwehr den Patienten aus dem speziell ausgerüsteten Transportflugzeug zum Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf transportieren.
Das Universitätsklinikum hält dafür sechs Betten in einem abgetrennten Teil der Klinik bereit. Aus dieser Isolierstation können keine Flüssigkeiten, Gase oder Partikel in der Luft nach außen gelangen. Nur über drei Schleusen ist der Zugang möglich. In der ersten Schleuse ist der Luftdruck leicht abgesenkt, in der zweiten und dritten dann jeweils etwas stärker. Damit soll sichergestellt sein, dass nur Luft von außen nach innen gelangen kann und nicht umgekehrt. Bislang wird diese Station jedoch nur zum Training genutzt.
Drei Stunden unter Druck
Die Ärzte und Pfleger tragen dabei einen speziellen Sicherheitsanzug, der dem eines Astronauten ähnelt. In diesen Anzügen herrscht ständig leichter Überdruck. Schweiß kann nicht nach außen gelangen und ausgeatmete Luft wird durch einen Filter geleitet. Das Arbeiten in diesen Anzügen ist sehr anstrengend – länger als drei Stunden halte man das nicht aus, sagt der ärztliche Leiter, der Tropenmediziner Dr. Stefan Schmiedel. Da eine Reinigung schwierig wäre, werden die Anzüge nach jedem Einsatz verbrannt.
Die Sicherheitsmaßnahmen, die wir hier getroffen haben, sind derartig umfassend, dass man davon ausgehen kann, dass die Bevölkerung sicher geschützt ist", so Schmiedel gegenüber dem NDR. "Und auch die betreuenden Medizinarbeiter sind weitestgehend geschützt und man kann da ohne Bedenken mit umgehen."
Angst vor dem Virus
Dennoch wird die mögliche Einreise von Ebola-Infizierten heiß diskutiert – vor allem in diversen Internetforen. Die Kommentare sind teils offen rassistisch. Auf der Nachrichtenseite "Spiegel Online" stellen viele Nutzer zumindest in frage, dass während des Transports und der Unterbringung keine Ansteckungsgefahr besteht. Sie kritisieren, dass Infizierte in eine Millionenstadt wie Hamburg gebracht werden könnten. Das sei eine "Wahnidee", so ein Kommentar. Andere Nutzer vertrauen den Hamburger Medizinern und halten Hilfe für angebracht.
Das Ebola-Virus ist in der Tat hoch gefährlich. Noch gibt es kein Heilmittel gegen die Krankheit. Der menschliche Körper sei jedoch in der Lage, das Virus selbst zu besiegen, sagt Schmiedel. Allerdings nur, wenn es gelinge, die Körperfunktionen stabil zu halten. Dazu wird der Patient beatmet. Auch seine Darmfunktion muss künstlich aufrecht erhalten und sein Wärmehaushalt reguliert werden. Zudem sind ständige Infusionen nötig, da Ebola-Erkrankte unter Erbrechen und Durchfall leiden und so viel Flüssigkeit verlieren.
Mit mobilem Labor gegen das Virus
Zudem könne man darüber nachdenken, bei einem Ebola-Patienten in Hamburg experimentelle Therapien einzusetzen, sagt Schmiedel. So könnte die Aufnahme von Ebola-Patienten am Ende vielleicht auch die medizinische Forschung voranbringen. Doch selbst wenn das Virus nicht nach Hamburg reisen sollte: Hamburger Viren-Forscher sind bereits seit Monaten im Verbreitungsgebiet der Seuche aktiv. Mediziner des Bernhard-Nocht-Instituts aus Hamburg betreiben seit März ein mobiles Labor in Guinea. Dort war die Seuche zuvor ausgebrochen.