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Ebola-Entdecker fordert Friedensmission

Travor Grundy/jh25. September 2014

Sierra Leone weitet die Ebola-Quarantäne aus, die ersten Hilfen aus Europa sind auf dem Weg nach Westafrika. Peter Piot fordert mehr: eine UN-Friedensmission. Der belgische Forscher hat das Ebola-Virus 1976 mit entdeckt.

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Professor Peter Piot
Bild: AFP/Getty Images

"Wer sich auf Infektionskrankheiten spezialisiert, hat in der Forschung keine Zukunft" - Ratschläge wie diese hat Peter Piot oft gehört, damals in den 70er Jahren, während seines Medizinstudiums an der Universität Gent in Belgien. Immerhin gab es bereits viele Antibiotika und Impfungen, um die Ausbreitung von Viren und Bakterien zu stoppen. Wenn er daran zurückdenkt, sagt Piot, sei er froh, dass er damals nicht auf diese Ratschläge gehört habe. Heute ist der Belgier einer der bedeutendsten Ebola-Forscher der Welt und leitet die renommierte London School of Hygiene and Tropical Medicine (LSHTM).

Todes-Virus aus dem Kongo

"Als Student war ich fasziniert von Mikroben und der Tatsache, dass so winzige Organismen einen so riesigen Einfluss auf den Menschen haben können", erinnert sich Piot. Nie vergessen wird er auch den Tag im Jahr 1976, an dem die Blutprobe einer toten Nonne aus Zaire, der heutigen Demokratischen Republik Kongo, in seinem Labor eintraf. Piot war erst 27 Jahre alt, hatte seinen Abschluss in Medizin in der Tasche und machte gerade eine Zusatzausbildung in Mikrobiologie am Institut für Tropenmedizin in Antwerpen.

Mikroskopische Aufnahme des Ebolavirus (Foto: epa)
Vor fast 40 Jahren entdeckt: das Ebola-VirusBild: picture-alliance/dpa/F.-A.Murpy

"Alle dachten, die Frau sei an Gelbfieber gestorben. Aber wir haben aus der Probe das isoliert, was wir heute als Ebola kennen, ein neues Virus, eines der tödlichsten, das je entdeckt wurde", sagt Piot. Zwei Wochen später flog er selbst nach Zaire, um das Todesvirus zu erforschen. "Damit war ich plötzlich drin in der Welt der globalen Gesundheitsforschung, die damals noch gar nicht existierte".

Eine völlig neue Dimension

Heute, fast 40 Jahre später, kämpft Piot wieder gegen Ebola. Die Vereinten Nationen haben den Ausbruch der Epidemie in Westafrika zur einer globalen Gefahr für Frieden und Sicherheit erklärt. Dass die Epidemie einmal so um sich greifen und so viele Menschenleben fordern würde, hätte Ebola-Entdecker Piot nie für möglich gehalten. "Das ist jetzt der 25. Ebola-Ausbruch. Es ist der erste überhaupt in Westafrika und bei weitem der größte. Es sind schon mehr Menschen gestorben als bei allen anderen Epidemien zusammen - das hat mich wirklich sehr überrascht". Frühere Ausbrüche seien räumlich und zeitlich eher begrenzt gewesen, auf einzelne Dörfer oder Städte, sagt Piot. Diese Epidemien wurden mit Isolations- und Quarantäne-Maßnahmen gestoppt. "Dieses Mal ist es völlig anders."

Piot, der zwischen 1994 und 2008 Untergeneralsekretär der Vereinten Nationen war, fordert eine UN-Friedensmission, um die Ausbreitung von Ebola zu stoppen. "Was wir da erleben, ist eine gefährliche Kombination aus einem Virus, das sich in den Wäldern versteckt - wahrscheinlich in Fledermäusen, aber genau wissen wir das nicht - und wachsenden Bevölkerungen, die mehr und mehr dem ausgesetzt sind, was in den Wäldern passiert: Rodung, jahrzehntelange Kriege, korrupte Regime. Es gibt also überhaupt kein Vertrauen in die Behörden und keine funktionierenden Gesundheitssysteme".

Kritik an der schleppenden Hilfe

Gerade erst haben die Vereinten Nationen UNMEER ins Leben gerufen, eine Nothilfe-Mission für die am schwersten betroffen Staaten in Westafrika. Piot hat immer wieder kritisiert, dass die nationalen und internationalen Organisationen viel zu langsam auf die Epidemie reagiert hätten. Und das ist seiner Ansicht einer der Hauptgründe, weshalb sich das Virus so rasant ausbreiten konnte. "In Liberia gibt es etwa einen Arzt pro 100.000 Einwohner und einige von ihnen sind bereits tot".

Schutzmaßnahmen gegen Infektionen (Foto: Medeor/Portrait Gieraths: privat)
Schutzkleidung gegen InfektionenBild: privat

Piot meint, dieser Ebola-Ausbruch in Westafrika sollte der letzte sein, bei dem ganze Gemeinden isoliert und unter Quarantäne gestellt werden. Was gebraucht wird, seien Impfstoffe und Medikamentenvorräte in den Regionen, in denen Ebola erneut ausbrechen könnte.