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Ecuador: Klimaschutz statt Ölförderung

25. Mai 2011

Ecuador wirbt um internationale Unterstützung um enorme Erdölvorkommen im Yasuní-Nationalparkt nicht auszubeuten. Der Regenwalt gilt international wegen seiner Artenvielfalt als schützenswerter Naturraum.

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Ölpipelines ziehen sich in breiten Schneisen durch den ecuadorianischen Urwald (Foto: DW/ P. Luna)
Für die Ölpipelines sind bereits breite Schneisen in den Urwald geschlagen wordenBild: Patricio Luna

Man könnte ihn als eine Art Arche Noah betrachten: Aufgrund seines Artenreichtums gilt der Nationalpark Yasuní im Nordosten Ecuadors als der Tropenwald mit der höchsten Biodiversität der Erde. Er umfasst eine Million Hektar Waldgebiet, und auf jedem einzelnen Hektar wachsen allein dreihundert verschiedene Baumarten. Doch der Wald beherbergt auch eine große Vielfalt an Fischen, Reptilien, Vögeln und Säugetieren. Schätzungen zufolge sind auf jedem Hektar rund hunderttausend unterschiedliche Insektenarten zuhause.

Yasuní wurde von der UNESCO 1989 zum Bioshpärenreservat erklärt. Einzigartig ist die Region, weil hier die Ausläufer der Anden auf den Amazonaswald treffen. Es ist die Heimat der Huaorani. Doch wegen der enormen Erdölvorkommen, die unter dem Boden Yasunís lagern, sind die Einwohner nach und nach vom Land ihrer Ahnen vertrieben worden.

Die Huaorani kämpfen für den Erhalt ihrer Siedlungsgebiete im ecuardorianischen Amazonasurwald (Foto: AP)
Die Huaorani fürchten die Zerstörung ihrer SiedlungsgebieteBild: AP

Die Erdölvorkommen werden in 30 Jahren erschöpft sein

"Die Yasuní-ITT-Initiative nimmt bereits heute weltweit eine Vorreiterrolle ein, auch für Umweltschutzorganisationen", erklärt Manfred Niekisch, Präsident der Gesellschaft für Tropen-Ökologie (GTÖ) in Frankfurt am Main, im Gespräch mit der Deutschen Welle. "Wer dieses Gebiet kennt und weiß, wie es noch vor zwanzig Jahren ausgesehen hat, den muss es traurig machen zu sehen, wie stark es heute inzwischen zerstört ist." Besonders wenn man bedenke, dass der Grund der Zerstörung "fossile Rohstoffe sind, die in 30 Jahren sowieso erschöpft sein werden", fügt Niekisch hinzu.

Ecuador, das sich auch für die Bewahrung der Galápagos-Inseln einsetzt, hat vorgeschlagen, die in Yasuní gelegenen Erdölvorkommen, genannt ITT (Ishpingo-Tambococha-Tiputini), unter der Erde zu lassen, wenn die Industrieländer einen finanziellen Beitrag als Entschädigung für entgangene Einnahmen leisten.

Die ecuadorianische Parlamentsvorsitzende Yvonne Baki, die auch Verhandlungsführerin der Yasuní-ITT-Initiative ist, ist mit einer Expertendelegation nach Berlin gereist, um Unterstützer für das Projekt zu finden. Baki hat Gespräche mit Bundestagsabgeordneten, Vertretern von deutschen Stiftungen, Banken und Unternehmen geführt. Deutschland hatte die Initiative anfangs unterstützt, seine Zustimmung jedoch nach dem Einzug der FDP in die Bundesregierung im Oktober 2009 wieder zurückgezogen. "Deutschland ist in unseren Augen ein entscheidendes Land", so Baki. "Wenn wir die Unterstützung aus Berlin gewinnen – und genau das möchten wir – werden andere europäische Länder diesem Beispiel folgen." Sie hoffe, "dass Deutschland versteht, dass es hier nicht um eine Spende an Ecuador geht, sondern um unsere gemeinsame Verantwortung für den Klimawandel."

Unterstützung Deutschlands

Die Erdölvorkommen in Yasuní ITT nicht zu fördern hieße, rund 859 Millionen Barrel Rohöl im Boden zu lassen. Das entspricht zwanzig Prozent der gesamten Erdölreserven Ecuadors. Dadurch würde der Ausstoß von 400 Millionen Tonnen CO2 in die Atmosphäre verhindert. Diese Menge entspricht dem jährlichen Ausstoß von Treibhausgasen von Frankreich und Brasilien zusammen. Im Gegenzug bittet Ecuador die internationale Gemeinschaft, für die Hälfte des Gewinns aufzukommen, den ihm die Förderung des Öls einbringen würde – rund 3,5 Milliarden US-Dollar (ca. 2,49 Mrd. Euro) in den nächsten dreizehn Jahren.

Die Beiträge der verschiedenen Länder fallen jedoch sehr unterschiedlich aus. Die Spanne reicht von symbolischen Beträgen wie im Fall von Chile und Peru, die je 100.000 Euro gezahlt haben, bis zu einer Million, gespendet von Spanien, und 35 Millionen, die Italien in Form eines Schuldenerlasses beigesteuert hat. Laut Baki habe man schon fast die Marke von vierzig Millionen Euro erreicht. "Wir hoffen bis Ende des Jahres unser Ziel von über einhundert Millionen erreicht zu haben", so Baki.

Ein Huaorani-Dorf, verlassen von den Einwohnern. Jagd ist durch die Ölförderung nicht mehr möglich. (Foto: DW/ T. Nachtigall)
Viele Huaorani-Dörfer stehen verlassen da, ihre Bewohner sind vor der vordringenden Ölindustrie geflüchetBild: Thomas Nachtigall

Obwohl Ecuador historisch gesehen eines der Länder ist, das seine gigantische Biodiversität besonders im Amazonasurwald am besten geschützt hat, sei es "von einer der höchsten Abholzungsraten in Südamerika betroffen", sagt Carlos Larrea, der technische Berater, der das Projekt Yasuní-ITT seit 2007 begleitet. Grund dafür sei die Ölförderung, die sich seit den 1970er Jahren intensiviert hat. Wenn die Yasuní-ITT-Initiative es schafft, die nötige Unterstützung zu erhalten, wird sie Larrea zufolge als Modell dienen, wie man in einem Zeitrahmen von dreißig Jahren die Entwaldung auf nationalem Niveau stoppen kann.

Deutschland wird die Initiative wiederbeleben

Bündnis 90/ Die Grünen fordern von der Bundesregierung, dass sie ihr Versprechen einhält, der Initiative vierzig Millionen Euro jährlich zu zahlen, so wie es Kanzlerin Angela Merkel dem ecuadorianischen Präsidenten Rafael Correa bereits zugesagt hatte. Mit dem Einzug der Liberalen in die Regierungskoalition im Oktober 2009 macht der amtierende Minister für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit, Dirk Niebel (FDP), jedoch einen Rückzieher. "Für uns war das ein unerwarteter und enttäuschender Wechsel, schließlich hatte Deutschland bereits seine Hilfe zugesagt", so Niekisch. Auf einen Protestbrief an Niebel habe man ihm geantwortet, dass die Initiative wiederbelebt werde.

Botschafterin Ivonne Baki, Verhandlungs-Chefin des Projekts zum erhalt des Yasuní -Schutzgebiets in Ecuador. (Foto: Botschaft v. Ecuador)
Yvonne Baki sucht Unterstützung in Deutschland für das Projekt ITT-YasuníBild: DW

Das Projekt soll aus einem Fonds des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (United Nations Development Programme, UNDP) finanziert werden. Es gibt bereits vierzig dieser Sonderfonds für Umweltschutzvorhaben in unterschiedlichen Regionen der Welt, die sich auf internationale Finanzierung stützen. "Keines der Projekte wurde so intensiv geprüft wie dieses. Es wurde von Wissenschaftlern überprüft, von Umweltschutzgruppen und auch von uns selbst. Es ist ein sehr solider Vorschlag", sagt Bisrat Aklilu vom UNDP. Der Fonds werde von einem Komitee gesteuert, das sich aus Mitgliedern der ecuadorianischen Regierung, Vertretern der Bewohner der Region, Vertretern anderer Länder, der Zivilgesellschaft und dem UNDP zusammensetzt. "Für den Fall, dass es zu einem Sinneswandel kommen sollte und die ITT-Felder doch ausgebeutet werden sollten, gibt es eine Garantie, dass die individuellen Beitragszahler ihr Geld zurückerhalten", versichert der UN-Diplomat.

Autorin: Eva Usi
Redakteurin: Mirjam Gehrke