Preis für Eichinger

Die Deutsche Filmakademie hat sich mit diesem Ehrenpreis eines Dilemmas entledigt. Eichingers Filme sind in den vergangenen Jahren oft leer ausgegangen. Darüber dürfte sich der Bayer so manches Mal geärgert haben. Zwar waren viele seiner Filme kommerziell erfolgreich, die Kritiken aber fielen oft mäßig aus. Niemand bezweifelt die langjährigen Verdienste des ehrgeizigen Produzenten, der ja auch die Deutsche Filmakademie vor ein paar Jahren mitbegründet hat.

Bernd Eichinger wird oft als der einzige deutsche Filmproduzent bezeichnet, der in der Hollywood-Liga spielt. Das ist insofern richtig, dass wohl niemand sonst hierzulande so kontinuierlich Filme mit großem Budget gestemmt hat. Eichingers Karriere als Produzent ist gepflastert mit Kinoerfolgen. Das begann mit seinem ersten überragenden Erfolg "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" (1981) und wurde fortgesetzt mit Werken wie "Die unendliche Geschichte", "Der Name der Rose" und "Das Geisterhaus".

Bekannter als so mancher Regisseur

In den letzten Jahren kamen Filme wie "Das Parfum", "Der Untertan", "Elementarteilchen" oder "Baader Meinhof-Komplex" hinzu. Die meisten wurden zu Kassenerfolgen. Eichinger hat sich damit einen festen Platz in der deutschen Geschichte des Nachkriegskinos erobert. Kein anderer Produzent war und ist so erfolgreich. Eichingers Name dürfte auch denjenigen geläufig sein, die sonst nur Regisseure und Schauspieler kennen.

Seit Mitte der 70er Jahre hat sich der 1949 in Neuburg an der Donau geborene Eichinger in verschiedenen Funktionen im Filmgeschäft engagiert. Als selbstständiger Produzent, als geschäftsführender Gesellschafter großer Produktionsfirmen (Neue Constantin), als Experte für Filmeinkauf und -verleih. Eichinger ist in Deutschland ebenso zu Hause wie in Hollywood. Immer wieder hat er große Stars des internationalen Kinos wie Sean Connery oder Dustin Hoffman für seine Produktionen verpflichten können.

Förderer auch von Kunstfilmen

So stand der Name Eichinger oft im Mittelpunkt der Diskussionen, wenn einer seiner Filme diskutiert wurde - und nicht der des Regisseurs. Vergessen sollte man auch nicht, dass Eichinger auch viele kleinere Filme auf den Weg gebracht hat, in den 70er Jahren Arbeiten von Edgar Reitz und Alexander Kluge beispielsweise. Begonnen hatte er ja auch als Student der Münchner Filmhochschule - als Regisseur. 1996 versuchte er sich dann noch einmal in dieser Funktion, mit beachtlichem Ergebnis ("Das Mädchen Rosemarie").

Dass Bernd Eichinger in der deutschen Filmszene und insbesondere bei der schreibenden Presse trotzdem nicht gerade geliebt wird, hat mit der Machart vieler seiner Filme zu tun. Seine Literaturverfilmungen bewegten sich fast ausnahmslos an einer massentauglichen Oberfläche, Romane mit hunderten von Seiten wurden bei Eichinger oft zu "Reader´s Digest"-Filmversionen zusammengefasst. Große Stars vor bunten Kulissen, Statistenheere und ausgefeilte Tricktechnik - das sind Markenzeichen eines Eichinger-Films.

Oberflächliche Unterhaltung

Zuletzt fiel das besonders in den Großproduktionen "Der Untergang" und in "Der Baader Meinhof Komplex" auf. Hier wurde Höhepunkt an Höhepunkt gereiht, Geschichte zum platten Spannungskino - Action statt Differenzierung, Unterhaltung statt Kunst. Hinzu kamen, zumindest in früheren Jahren, seine öffentlichen Auftritte: Anzug, offenes Hemd, dazu Turnschuhe, manchmal eine dicke Zigarre im Mund, immer ein sehr selbstbewusstes oder gar großspuriges Auftreten. Bernd Eichinger entspricht dem Klischee eines Filmproduzenten. Von den einen wird er dafür geliebt, andere hingegen sehen in ihm eher einen zwar kommerziell erfolgreichen, künstlerisch aber wenig einflussreichen Produzenten. Trotzdem: Filmdeutschland hat nur einen seiner Sorte. Er nimmt eine wichtige Rolle ein im Spektrum der deutschen Kinoszene. Einen Ehrenpreis hat er mindestens verdient.

Autor: Jochen Kürten
Redaktion: Petra Lambeck