Ehrenpreis für Juliette Binoche
7. Dezember 2019Natürlich, Juliette Binoche ist eine französische Schauspielerin, fest verankert in der Kinoszene ihres Heimatlandes. Seit Mitte der 1980er Jahre hat sie mit vielen wichtigen französischen Regisseuren zusammengearbeitet: ganz am Anfang mit Altmeister Jean-Luc Godard, später mit Jacques Doillon, André Téchiné, Leos Carax, Louis Malle, Olivier Assayas, zuletzt mit Bruno Dumont und Claire Denis.
Binoche arbeitet mit der Crème de la Crème des internationalen Kinos
Doch dieses "Who is Who" des französischen Kinos wird fast noch übertroffen von der Auswahl der internationalen Regisseure des Weltkinos, für die sie vor der Kamera stand. Und mit denen sie offenbar unbedingt arbeiten wollte, was für ihren Filmgeschmack und ihre Kenntnisse der internationalen Kinoszene spricht. Als da wären: die Amerikaner Philip Kaufman und Abel Ferrara, die Briten Mike Figgis und Anthony Minghella, der Ire John Boorman, Krzysztof Kieślowski und Małgorzata Szumowska aus Polen, die Belgierin Chantal Akerman, der Österreicher Michael Haneke, der Israeli Amos Gitai, der Taiwanese Hou Hsiao-Hsien, der Iraner Abbas Kiarostami, die Spanierin Isabel Coixet.
Man muss diese Regisseure nicht alle mit Namen und Vita kennen - die eindrucksvolle Liste zeigt aber: Juliette Binoche kennt sich aus im internationalen Filmgeschäft, und weiß offenbar ganz genau, wohin sie will mit der Wahl ihrer Rollen und ihren Auftritten. Das hat sie zur "ersten europäischen Schauspielerin mit Preisen auf den drei wichtigsten Festivals der Welt" gemacht, wie die Berliner Filmfestspiele im Februar betonten, als Binoche der Berlinale-Jury als Chefin vorstand.
Vielfach geehrt auf Festivals und bei Filmpreisverleihungen: Juliette Binoche
In Berlin, Cannes und Venedig wurde sie also schon ausgezeichnet. Darüber hinaus gewann sie mehrere Europäische Filmpreise, Césars und auch einen Oscar - für die beste Nebenrolle in dem modernen Kinoklassiker "Der englische Patient". Jetzt folgt also auch noch die große Ehrung der Europäischen Film-Akademie.
Juliette Binoche, geboren 1964 in Paris, dürfte neben Isabelle Huppert heute die bekannteste französische Schauspielerin ihrer Generation sein. Frühe Filme wie "Die Liebenden von Pont-Neuf" haben sie schnell weltbekannt gemacht. Gedreht hat sie aber auch leichtere Kost wie "Chocolat" oder "Jet Lag".
Und auch wenn man sie in ihrer Heimat Frankreich schon mal als "Frau mit tausend Gesichtern" beschreibt, weil sie so viele unterschiedliche Frauenfiguren dargestellt hat, so erkennt man die Binoche auf der Leinwand doch immer wieder als Schauspielerin mit starker Persönlichkeit.
Während der Karriere zeigte sich Juliette Binoche auch wandlungsfähig
Ihre Spezialität sind eher schwierige, grüblerische Charaktere, aber auch Frauen, die brüsk zwischen erotischer Ausstrahlung und einem schroffen Auftreten wechseln. Noch vor ein paar Jahren, als jedes Jahr zwei bis drei Filme mit Binoche in die Kinos kamen, schien es so, als ob man ihr ein wenig überdrüssig werden könnte. Ein gewisser Hang zum manierierten Auftritt ist manchmal nicht zu übersehen.
Doch auch diese Phase hat sie überwunden - in einer überdrehten Komödie wie "Die feine Gesellschaft" verstand sie es vor drei Jahren trefflich mit dem eigenen Image zu spielen. Das zeugte von Größe.
Man darf also gespannt sein auf die Zukunft der Binoche. Wird sie weiter zwischen französischen Regisseuren und internationalen Filmemachern hin- und herpendeln? Wir sie wieder einmal in einem Hollywood-Film zu sehen sein? Und, auch diese Frage muss erlaubt sein, wann wird sie mit einem der bekannten deutschen Regisseure zusammenarbeiten? Zunächst aber einmal: Herzlichen Glückwunsch zum Europäischen Filmpreis 2019 in Berlin!