Ein Krankenhaus der Hoffnung
Für viele arabische Patienten ist sie die letzte Hoffnung: Die Klinik für rekonstruktive Chirurgie der Organisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) in Amman. Hier werden Kriegsverletzte aus dem Nahen Osten behandelt.
Klinik für Kriegsverletzte
Die Patienten kommen aus dem palästinensischen Gazastreifen, aus Syrien, dem Irak, dem Jemen und anderen arabischen Ländern in das Krankenhaus für rekonstruktive Chirurgie. Das Projekt der Organisation "Ärzte ohne Grenzen" besteht seit 2006, vergangenes Jahr wurde die Klinik weiter ausgebaut und bietet kostenlose Behandlungen für die Patienten an.
Zufluchtsland Jordanien
Die Spezialklinik befindet sich in der Hauptstadt Amman. Das Königreich Jordanien war schon immer Zufluchtsort für Flüchtlinge aus den Nachbarländern. Allein aus Syrien hat das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) rund 630.000 Syrer in Jordanien registriert. Die Patienten der ambulanten Klinik bleiben oft für mehrere Monate in Behandlung und leben außerhalb der Klinik.
Ein starkes Herz
Sprechstunde bei Dr. Mukhalad Saud. Die Hände des jungen Patienten aus dem Irak sind verstümmelt. Ein Auto war neben ihm auf der Straße explodiert. "Jeder hier hat eine schlimme Geschichte", sagt der plastische Chirurg, der selbst aus dem Irak stammt. "Als Arzt muss ich Gefühle und Arbeit voneinander trennen. Im OP brauche ich ein starkes Herz und ein scharfes Messer."
Sorgen nehmen
Kurzes Gespräch vor der OP: Der plastische Chirurg Dr. Mukhalad Saud beruhigt einen Patienten aus dem Jemen. Er hatte schwere Brandwunden am Oberkörper, jetzt macht ihm die vernarbte Haut zu schaffen. Über 3600 Patienten wurden hier laut "Ärzte ohne Grenzen" (MSF) in den vergangenen 10 Jahren behandelt.
Komplizierte Verletzungen
Im OP der Klinik. Orthopädische Chirurgie, plastische Chirurgie, Gesichtsrekonstruktionen: Die Ärzte in der ambulanten Klinik haben sich auf die Behandlung hochkomplizierter Kriegsverletzungen und deren Langzeitfolgen spezialisiert. In die Klinik kommen sogenannte “Cold Cases” - Patienten mit Komplikationen, die in ihren Heimatländern nicht weiter behandelt werden können.
Nach der OP
Es kann Monate dauern, bis ein Patient nach einer Beinamputation wieder laufen lernt. Dazu gehören Physiotherapie und psychologische Betreuung. “Die Ärzte kümmern sich um die körperlichen Verletzungen, und bei uns bekommt der Patient Unterstützung dabei, mit seiner neuen Situation umgehen zu lernen”, sagt Physiotherapeut Sajdi Mouala. Patienten, Therapeuten und Ärzte arbeiten dabei eng zusammen.
Schritt für Schritt
Der Syrer Mouayad lernt nach drei Operationen, mit seiner Beinprothese zu laufen. “Ich denke nicht zuviel darüber nach, was die Zukunft bringt”, sagt der 26-Jährige. “Im Moment zählt nur, dass ich wieder laufen kann. Schritt für Schritt.” Er ist seit sieben Monaten Patient in der Klinik.
Seelische Wunden
Die Klinik bietet auch psychologische Betreuung an. Therapeut Talha Al Ali kümmert sich täglich um die kleinen Patienten. "Jedes Kind geht mit dem Erlebten anders um, manche sind hyperaktiv, andere haben Albträume, manche sind durcheinander und stellen viele Fragen“, sagt Al Ali. Sie brauchen viel Zuwendung. Alle Patienten haben eine Begleitperson, die für die Dauer der Behandlung dabei ist.
Bleibende Narben
Die Klinik ist auch ein sicherer Ort, um sich an die neue Lebenssituation zu gewöhnen. "Jeder hier hat bleibende Narben oder eine Behinderung, und keiner schaut den anderen deshalb seltsam an", sagt ein Therapeut. Das schwierige ist aber, damit auch außerhalb der Klinik und im Alltag wieder zurecht zu kommen.