Nichts Neues auf Kuba
24. Februar 2009Schon in seiner ersten programmatischen Ansprache vor dem kubanischen Parlament bat Raúl Castro die Deputierten um deren Einverständnis, dass er sich in für das Land lebenswichtigen Fragen mit dem "Genossen Fidel" beraten werde. Nur zögernd kündigte er - dem öffentlichen Druck nachgebend - harmlose Wirtschaftsreformen an, die das karge Leben der Kubaner verbessern könnten. Niemand außer Fidel selbst ist offensichtlich in der Lage zu sagen, wann der Zeitpunkt für den tatsächlichen Übergang der Macht gekommen ist.
Fidel bestimmt immer noch die politische Richtung
Der revolutionäre Kurs wird beibehalten, es wird trotz des möglichen Frühlings in den Beziehungen zu den USA keine politischen Zugeständnisse geben. Kuba ist allenfalls bereit, Dissidenten aus dem Gefängnis zu entlassen, im Austausch gegen fünf kubanische Spione, die in einem US-Gefängnis sitzen, als seien die eigenen Oppositionellen Kriegsgefangene. Darauf hat er seine Nachfolger immer wieder verpflichtet.
So hat sich im Inneren die Lage in Kuba offensichtlich eher verschärft. Hoffnungen auf politische Freiheiten hatten die Castros stets eine Absage erteilt. Um die Opposition ist es in den vergangenen Monaten noch stiller geworden. Drei Hurrikane und die Verteuerung von Lebensmitteln haben der Antilleninsel zudem schwer zugesetzt. Und so wurde der zaghafte Versuch, mit kleinen Reformen die wirtschaftliche Lage der Bevölkerung zu verbessern, erstickt.
USA überdenken trotzdem Kuba-Politik
Der prominente US-Republikaner Richard Lugar hält die bisherige strikte Embargo-Politik seines Landes gegenüber Kuba indes für gescheitert. Die Führungswechsel in Washington und Havanna gäben die Gelegenheit zu einer Neubewertung des Kurses. Lugar fordert zwar nicht direkt ein Ende der Wirtschaftssanktionen, das Embargo sei aber schlicht verfehlt. Die Washingtoner Regierung solle stattdessen auf einer Reihe von Gebieten mit Havanna zusammenarbeiten.
Kubanischer Boxer flieht über Mexiko nach Miami
Nicht besonders schmecken dürfte Raúl Castro die Nachricht, dass sich der zweifache kubanische Boxweltmeister Guillermo Rigondeaux aus Kuba abgesetzt hat, ausgerechnet zum Jahrestag seines Amtsantritts als Präsident. Damit hat Kuba seit 2006 die wichtigsten Vertreter des aktiven Boxsports verloren. Rigondeaux hatte bereits im Juli 2007 versucht, während der Panamerikanischen Spiele in Rio zu fliehen, war aber "mit Reue" nach Kuba zurückgekehrt. Danach lebte er isoliert in seinem Haus in Havanna. (op)