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"Ein mörderischer Akt"

13. Januar 2016

Nach dem Terroranschlag in Istanbul, bei dem acht Deutsche getötet wurden, werden weitere Details bekannt. Innenminister de Maizière flog in die türkische Metropole. Drei russische Staatsbürger wurden festgenommen.

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Polizist vor Absperrband im türkischen Altstadtviertel Sultanahmet (Foto: REUTERS/Kamal Aslan)
Bild: Reuters/K. Aslan

Wie die Nachrichtenagentur Dogan meldet, werden den drei festgenommenen Russen Kontakte zur Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) nachgesagt. Türkische Sicherheitskräfte beschlagnahmten in der Unterkunft der Verdächtigen in der Touristenhochburg Antalya Dokumente und CDs. Das russische Konsulat bestätigte die Festnahmen.

Acht der zehn Menschen, die der Attentäter am Dienstag mit in den Tod riss, sind Deutsche gewesen. Neun weitere Bundesbürger wurden verletzt, einige von ihnen schwer. Die Gesamtzahl der Verletzten wurde auf 15 beziffert.

Drei-Länder-Erlebnisreise

Unter den acht deutschen Todesopfern sind mehrere Touristen eines Berliner Reiseunternehmens. Sie waren nach Angaben eines Unternehmenssprechers auf einer Drei-Länder-Erlebnisreise und kamen aus dem gesamten Bundesgebiet.

Die Reisegruppe sollte demnach von Istanbul über Dubai nach Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten reisen. Insgesamt hätten 33 Menschen zur Gruppe gehört. Ein Teil von ihnen habe an einem Besuch der Wahrzeichen Istanbuls teilgenommen. Auf dieser Tour lag auch der Anschlagsort. Andere Urlauber hätten ein individuelles Programm absolviert.

Opfer aus Brandenburg und Rheinland-Pfalz

Unter den deutschen Opfern sind ein 71 und 73 Jahre altes Ehepaar aus Brandenburg sowie zwei Männer und eine Frau aus Rheinland-Pfalz. Das teilten die Landesregierungen in Potsdam und Mainz mit. Die Identifizierung der Opfer ist noch nicht abgeschlossen.

Nach türkischen Angaben hatte sich der 1988 geborene Angreifer mitten in einer deutschen Reisegruppe in die Luft gesprengt. Die Detonation ereignete sich in dem bei Touristen beliebten Altstadtviertel Sultanahmet. Dort befinden sich mehrere weltberühmte Sehenswürdigkeiten wie die Hagia Sophia und die Blaue Moschee.

Rote Blumen und Beine von trauernden Menschen nahe dem Anschlagsort in Istanbul (Foto: Reuters)
Trauer nahe dem AnschlagsortBild: Reuters/Y. Karahan

Präsident Recep Tayyip Erdogan machte in Ankara einen "Selbstmordattentäter syrischer Herkunft" für die Tat verantwortlich. Die Nachrichtenagentur DHA berichtete dagegen, der Angreifer stamme aus Saudi-Arabien und sei kürzlich aus Syrien in die Türkei eingereist.

Warnung vor großen Menschenmengen

Bundeskanzlerin Angela Merkel verurteilte den Anschlag als "mörderischen Akt". Die Terroristen seien "Feinde aller freien Menschen, ja, sie sind Feinde aller Menschlichkeit", sagte sie in Berlin. "Genau diese Freiheit und unsere Entschlossenheit, gemeinsam mit unseren internationalen Partnern gegen diese Terroristen vorzugehen, werden sich aber durchsetzen."

Außenminister Frank-Walter Steinmeier sprach von "Stunden der Trauer, der Wut und des Entsetzens". Seit vielen Jahren habe "uns Deutsche der Terror nicht mehr so schwer getroffen" wie jetzt in Istanbul.

Das Auswärtige Amt in Berlin richtete einen Krisenstab ein und rief alle Reisenden auf, Menschenansammlungen in türkischen Großstädten zu meiden. Steinmeier sicherte den Angehörigen der Opfer und Verletzten Hilfe zu.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière flog nach Istanbul, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Außerdem will er seinen türkischen Kollegen Efkan Ala treffen.

Die türkische Regierung verhängte wenige Stunden nach dem Anschlag eine Nachrichtensperre. Zur Begründung teilte die Medienaufsicht RTÜK mit, ein solcher Schritt sei laut Gesetz möglich, wenn er der "nationalen Sicherheit" diene. Eine Reporterin der Deutschen Presse-Agentur wurde von Polizisten daran gehindert, in der Umgebung des Anschlagsortes Fotos zu machen.

Der IS hatte im vergangenen Jahr mehrere Anschläge in der Türkei verübt, sich dabei aber vornehmlich auf kurdische Ziele konzentriert. Touristen waren bislang kein Anschlagsziel des IS gewesen.

gri/se (dpa, afp)