Ein ständiges Auf und Ab: Nicole Kidmans Karriere
Sie gehört zu den fleißigsten Hollywoodstars: Nicole Kidman. Sie gewann 2003 den Oscar für ihre Rolle als Virginia Woolf, später die Goldene Himbeere. Jetzt wird die umtriebige Schauspielerin 50.
Glücklich im Rampenlicht
Gerade in den letzten Monaten sah man Nicole Kidman wieder auf vielen roten Teppichen. Sie genoss das Rampenlicht der internationalen Filmwelt und präsentierte im Mai beim Filmfest in Cannes gleich vier neue Filme. Strahlend hatte sie sich auch bei der Oscar-Gala im Februar gezeigt, wo sie als beste Nebendarstellerin nominiert war.
Von Down Under nach Hollywood
Nach Fernseh- und Serienerfolgen in ihrer Heimat Australien schaffte Nicole Kidman Mitte der 1980er den Sprung nach Hollywood. Im Hochseethriller "Todesstille" (1988), einer amerikanisch-australischen Co-Produktion, zeigte sie sich im typischen Look der Achtziger.
Porträt einer Lady
Nachdem Kidman in Hollywood viele Rollen in eher kommerziell geprägten Filmen angenommen hatte ("Tage des Donners", "Batman Forever"), besetzte sie Regisseurin Jane Campion 1996 in der Henry-James-Verfilmung "Portrait of a Lady". Kidman wollte als Schauspielerin ernst genommen werden und in anspruchsvollen Rollen glänzen.
Arbeit für Stanley Kubrick
Zu dieser Rollenoffensive in Richtung Kunstfilm gehörte 1999 auch ihr Einsatz in dem von Regie-Genie Stanley Kubrick inszenierten Film "Eyes Wide Shut". In der Arthur-Schnitzler-Verfilmung sah man Kidman an der Seite von Tom Cruise, mit dem sie auch privat liiert war. Doch der Liebesreigen auf der Leinwand brachte den beiden kein Glück. 2001 folgte die Scheidung.
Die Tänzerin
Vom vierten bis zum zwölften Lebensjahr hatte Nicole Kidman Ballettuntericht genommen. So fielen ihr 2001 die vielen Tanzszenen in dem wilden Musical "Moulin Rouge" nicht schwer. An der Seite von Ewan McGregor überzeugt sie in dem Film ihres australischen Landsmannes Baz Luhrmann mit Agilität und Temperament.
Bleich und unnahbar
Unmittelbar nach dem exzentrischen Musical hatte Nicole Kidman dann wieder eine Glanzrolle - in der sie sich völlig anders präsentierte. Der spanische Regisseur Alejandro Amenábar setzte den Star in dem nach klassischen Vorbildern gedrehten Psychothriller "The Others" (2001) ein. Kidman überzeugte als Mutter zweier kleiner Kinder, die in einem Landhaus in der Einsamkeit wohnen.
Oscar für Virginia Woolf
Im Jahr 2002 war Kidman auf dem vorläufigen Höhepunkt ihrer Karriere angelangt. In "The Hours", einer Verbeugung vor dem literarischen Werk von Virginia Woolf, überzeugte sie in der Rolle der Schriftstellerin. In Los Angels gab es dafür einen Oscar als beste Hauptdarstellerin.
Lust auf Experimente
Nicole Kidman war um die Jahrtausendwende einer der gefragtesten Stars weltweit - in Hollywood wie auch bei europäischen Autorenfilmern. Der dänische Regie-Exzentriker Lars von Trier setzte sie 2003 in seinem experimentellen Spielfilm "Dogville" ein.
Pech mit "Birth"
Doch schließlich verließ Nicole Kidman das Glück. Was noch nicht einmal an der Auswahl ihrer Filmrollen lag. Doch der wunderbare Mystery-Thriller "Birth" (2004) des Briten Jonathan Glazer spielte kaum Geld ein - bei Kidmans Gage von 15 Millionen Dollar ein schlechtes Geschäft für die Produzenten des Films.
Karriereknick
Nicole Kidman musste fortan kleinere Brötchen backen. Dazu gehörte auch die Rolle in dem Science-Fiction-Drama "Invasion", den der deutsche Regisseur Oliver Hirschbiegel 2007 in Amerika drehte. Auch das wurde kein großer Erfolg - weder kommerziell noch künstlerisch.
Zurück in der Heimat
Eine Art Comeback sollte im Jahr 2008 der Film "Australia" werden. Wieder inszenierte Baz Luhrmann, mit dem sie schon "Moulin Rouge" gedreht hatte. Der Titel des Films deutet schon an, um was es geht: um nichts weniger als die breit auserzählte Geschichte der Nation Australien. Doch der sehr teuer produzierte Film wurde ebenfalls kein kommerzieller Hit.
Mut zu ungewöhnlichen Rollen
Nach "Australia" musste Nicole Kidman kämpfen, hatte sie als Kassenmagnet doch nicht mehr den besten Ruf. Auch die Kritik konnte nicht mehr so viel mit dem Star anfangen: Als zu künstlich wurde ihr Spiel und auch ihr Auftritt in der Öffentlichkeit bewertet. Dabei nahm Kidman auch gewagte und ungewöhnliche Rollen an, wie in "Stoker" (2013), einem Thriller des Südkoreaners Park Chan-wook.
Kidman als Gracia Patricia
Auch der Eröffnungsfilm 2014 in Cannes trug nicht gerade zum Image-Gewinn der Schauspielerin bei. Kidman spielte in "Grace of Monaco" von Olivier Dahan Fürstin Gracia Patricia von Monaco. Zwangsläufig verglichen Publikum und Kritik die Schauspielerin mit Grace Kelly. Da konnte Kidman nur schlecht abscheiden - auch wenn sie sich auf dem roten Teppich in Cannes elegant präsentierte.
Mut zum Zickenauftritt
Man muss Nicole Kidman zu Gute halten, dass sie sich in diesen Jahren nicht in den Schmollwinkel zurückzog oder nur noch glamoröse Rollen annahm. In der herzerwärmenden britischen Komödie "Paddington", der die Abenteuer eines peruanischen Bären in London schildert, spielte sie 2014 eine böse, zickige Tierpräparatorin.
Ungeliebte "Königin der Wüste"
2015 hatte Nicole Kidman dann in "Königin der Wüste" einen denkwürdigen Auftritt als britische Historikerin und Afrika-Reisende Gertrude Bell. Unter der Regie des deutschen Regisseurs Werner Herzog spielte sie eine mutige Frau in rauer Umgebung - für viele Beobachter eine glatte Fehlbesetzung.
Oscar-Nominierung für "Lion"
Bergauf ging es wieder mit dem Film "Lion - der lange Weg nach Hause" (2016). Er schildert die Irrfahrt eines indischen Jungen über den Subkontinent. Kidman spielt die spätere Adoptivmutter des Jungen und zeigt dabei wieder ihre "alte" Haarpracht: lockig und rot. Für ihre Rolle verdiente sie sich eine Oscar-Nominierung.
Dem Kino-Olymp ein Stück näher
Bei den Festspielen in Cannes 2017 hatte Nicole Kidman einen ganz besonderen Auftritt. Sie präsentierte nicht weniger als vier neue Filme, u.a. Sofia Coppolas "Die Verführten" (Foto), zeigte sich täglich auf dem roten Teppich und nahm einen Ehrenpreis des Festivals mit nach Hause. Es scheint, als ob Nicole Kidman sich aus dem Karriereloch befreit hat und vor einer glänzenden Zukunft steht.