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Ein Stückchen Weltall für Elon Musk

Sophie Schimansky New York
15. Januar 2017

Das private Raumfahrtunternehmen SpaceX hat erfolgreich eine Rakete ins Weltall geschossen. Nach Fehlschlägen scheint das Unternehmen in der Branche Fuß fassen zu können. Aus New York Sophie Schimansky.

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USA Start der Space-X Falcon 9
Bild: picture-alliance/Zumapress/Xinhua

Auf ihrem Weg zurück zur Erde ist die erste Stufe der Falcon 9 langsamer als auf dem Weg ins Weltall acht Minuten zuvor, deswegen verbrennt sie nicht ganz, als sie wieder in die Atmosphäre eintritt. Etwa neun Minuten nachdem die Triebwerke die Falcon 9 ins All geschossen haben, landet die erste Stufe sicher auf dem Drohnenschiff vor der amerikanischen Westküste. Derweil ist der übrige Teil der Rakete unterwegs in Richtung Erdumlaufbahn. An Bord der Falcon 9: zehn Satelliten der Firma Iridium im Wert von drei Milliarden US-Dollar.

Auf der Vandenberg Airforce Base kommentiert Iridium-Chef Matt Desch das Geschehen: "Etwa 75 Minuten nach dem Start sollten unsere Babys sicher im All angekommen sein." Seine Babys, das sind Kommunikationssatelliten, mit denen die Firma ihr bestehendes Satellitennetz nach und nach modernisieren will. In sieben Missionen soll SpaceX insgesamt 70 Satelliten ins All transportieren.

USA Cape Canaveral - Explosion Rakete SpaceX Falcon 9
Schwerer Rückschlag: Anfang September 2016 explodierte eine Falcon 9-Rakete vor dem Start in Cape CanaveralBild: picture-alliance/dpa/Instagram/runswithwine/Tia Gram

Bangen um erfolgreiche Mission

Für beide Unternehmen steht viel auf dem Spiel. Iridium muss seinen Investoren beweisen, dass der größte private Satellitennetzanbieter seine alternden Kommunikationssatelliten austauschen kann. SpaceX, das Raumfahrtunternehmen von Milliardär und Elektroauto-Entrepreneur Elon Musk, muss verlorenes Vertrauen zurückgewinnen.

Denn beim letzten Startversuch am 1. September 2016 explodierte eine Rakete desselben Modells beim Betanken im Testdurchlauf. Damals ging zusammen mit der Falcon 9 ein 200 Millionen US-Dollar teurer israelischer Satellit in Flammen auf, der unter anderem Facebook helfen sollte, Internet in Afrika anzubieten. 

Porträt Elon Musk
Der Mann hinter den Tesla-Elektroautos und SpaceX: Elon MuskBild: picture-alliance/AP

100 Millionen Dollar pro Flug

Doch bei dieser Mission geht alles gut. Erst am Freitag gab die amerikanische Luftfahrtbehörde grünes Licht für den Start. Gemeinsam mit SpaceX hat die Behörde den Vorfall im September untersucht. SpaceX wollte mit einem veränderten Verfahren mehr Treibstoff tanken. Dabei habe sich im Tank eiskaltes Helium und flüssiger Sauerstoff vermischt, gab die Firma bekannt.

Raumfahrtunternehmen zählen bei der Auswahl von Material und Treibstoff seit jeher auf die gleichen Verfahren. Doch Musk will seine Raketen günstiger produzieren und vermieten können und testet daher neue Konzepte. "SpaceX ist effizienter als die Konkurrenz", sagt Analyst Marco Caceres vom Branchenbeobachter Teal Group. Das Unternehmen berechnet für einen Flug 100 Millionen Dollar, Boeing und Lockheed Martin verlangen 160 Millionen Dollar.

Staatliche Subventionen

Doch dafür ist die Fehlerrate der Konkurrenz niedriger. "Im Gegensatz zur Konkurrenz ist SpaceX neu im Geschäft dabei und muss seinen Mangel an Erfahrung mit Erfindergeist wettmachen", analysiert Aswath Damodaran, der an der New York University Finanzen unterrichtet. Zu den alternativen Ideen zählt auch die Tatsache, dass SpaceX die Raketen liegend aufbaut statt sie auszurichten - das geht schneller und spart Geld. Außerdem versucht SpaceX, die Rakete intakt zurück zur Erde fliegen zu lassen, um Teile wiederverwenden zu können. Damit spart das Unternehmen weitere 35 Millionen Dollar je Flug, glaubt Analyst Caceres.

Die Explosion hat den Druck auf Elon Musk und sein Raumfahrtunternehmen erhöht und die Zeitpläne durcheinander gebracht. Die amerikanische Raumfahrtbehörde Nasa hat SpaceX mit rund 70 Missionen beauftragt und subventioniert das Unternehmen auf diese Weise mit insgesamt mehr als 10 Milliarden US-Dollar. Vor gut zwei Jahren hat die Nasa den ersten Auftrag an SpaceX vergeben - gemeinsam mit Boeing soll SpaceX eine Raumfähre bauen.  Eine Premiere für ein privates Unternehmen.

Raumtransporter Dragon
Der Raumtransporter Dragon dockt 2013 an der ISS anBild: picture alliance / AP Photo

Ungewisse Perspektiven

Elon Musk hat mit SpaceX eine alteingesessene, milliardenschwere Branche aufgemischt. Und viele glauben an Elon Musk. Nicht zuletzt die Nasa, die das Unternehmen mit Aufträgen versorgt und die Unternehmen, die Musk ihre Satelliten anvertrauen. Als der ehemalige Apple-Chef John Scully in einem Interview gefragt wird, welchen CEO er am meisten bewundert, fällt seine Wahl auf den Tesla- und SpaceX-Gründer. "Er hat den Funken, den auch Steve Jobs hatte." Er schaffe es, seine Ideen in erfolgreiche Unternehmen zu verwandeln.

Doch nach den milliardenschweren Fehlschlägen wachsen auch die Zweifel. Finanzwissenschaftler Aswath Damodaran: "Gute Ideen alleine machen dich noch nicht zu einem guten Unternehmer." Musk habe noch nicht bewiesen, dass er ein valides Geschäftsmodell auf die Beine stellen könne - auch mit seinem Autobauer Tesla stoße er immer wieder an die Grenzen der eigenen Leistungsfähigkeit.

Dass er die zehn Iridium-Satelliten sicher ans Ziel gebracht hat, hilft ihm nun bei seinen Auftraggebern. Und wenn SpaceX die nächsten Flüge meistert, dann ergeben sich für alle Beteiligten neue Möglichkeiten, Material und später auch Menschen sicher und günstiger ins All zu transportieren.