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Ein "Tor" führt die AfD in Thüringen

14. Dezember 2015

Der AfD-Chef in Thüringen ist einer der lautesten und umtriebigsten in der rechtspopulistischen Partei. Wegen rassistischer Sexualphantasien wurde Björn Höcke jetzt vom AfD-Bundesvorstand abgewatscht.

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Höcke spricht auf einer AfD-Kundgebung in Erfurt (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/M. Schutt

Zur Fernseh-Talkshow bei Günther Jauch erschien Björn Höcke mit einer kleinen Deutschlandfahne, die er sorgfältig über die Lehne seines Sessels legte, in der thüringischen Landeshaupt Erfurt führt er regelmäßig Pegida-ähnliche Demonstrationen (Artikelbild) an. In kurzer Zeit wurde der 43-Jährige zu einem der bekanntesten Politiker der "Alternative für Deutschland" (AfD) - als Mann des rechten Flügels einer Rechtspartei.

Möglicherweise Parteiausschluss

Jetzt aber bringt Höcke sein Schwadronieren über das Reproduktionsverhalten von Afrikanern offenbar in Schwierigkeiten. Vom Bundesvorstand der AfD kassierte Höcke eine Rüge - wegen "politischer Torheit". Zudem wird er zur nächsten Sitzung des Bundesvorstands vorgeladen, wie dessen Mitglieder nach Angaben aus Parteikreisen in einer Telefonkonferenz beschlossen. Ob Höcke wegen seiner Äußerungen der Ausschluss aus der AfD droht, ist noch offen.

Höcke hatte Ende November in einem Vortrag zur Asylpolitik erklärt, der "lebensbejahende afrikanische Ausbreitungstyp" treffe in Europa auf den "selbstverneinenden europäischen Platzhaltertyp". In Afrika würden möglichst viele Nachkommen gezeugt, damit einige überlebten.

In Deutschland würden wenige Nachkommen gezeugt, um die man sich intensiv kümmere, sagte Höcke. Diese "Erkenntnis" verlange nach einer "grundsätzlichen Neuausrichtung der Asyl- und Einwanderungspolitik". Ein Video des Auftritts des AfD-Mannes wurde vom Fernseh-Magazin "Panorama" veröffentlicht.

AfD-Vorstand auf Distanz

Jörg Meuthen, neben Frauke Petry zweiter AfD-Vorsitzender, sagte jetzt dazu: "Seine Ausführungen sind sachlich unsinnig, entbehren wissenschaftlicher Substanz und laden zu Fehldeutungen als rassistische Aussagen geradezu ein." Sie seien eine "politische Torheit".

Dass Höcke dem französischen Front National zu dessen Erfolg bei den Regionalwahlen vor einer Woche gratuliert habe, sei ebenfalls "falsch und unangemessen". Der Thüringer Landeschef schade damit dem Erscheinungsbild der AfD und gefährde die Einheit der Partei. Höcke verfügt über Rückhalt im rechtsnationalen Flügel der AfD und galt zuletzt als gefährlichster Rivale Petrys.

wl/ml (dpa, archiv)