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"Ein Weckruf für die Gesellschaft"

Kersten Knipp3. Juni 2014

Das Aus für die Sendung "Al Bernameg" des ägyptischen Satirikers Bassem Youssef hat weltweit Bestürzung ausgelöst. Die Sendung war eines der populärsten Foren für Kritik an den politischen Verhältnissen in Ägypten.

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Ein Passant läuft an Postern des Satirikers vor einem Theater in Kairo vorbei (Archivbild: AFP)
Bild: Getty Images/AFP/Khaled Desouki

Solidarität und Entsetzen sind die häufigsten Reaktionen auf das Ende von "Al Bernameg", der populären Sendung des ägyptischen Satirikers Bassem Youssef. Ayman Abdel Meguid von der Oppositions-Bewegung "6. April" nannte Youssefs Entscheidung einen "Weckruf" - "nämlich dafür, dass die Gesellschaft ihre Stimme verliert. Wir respektieren diese Entscheidung und solidarisieren uns mit ihm. Das war von diesem Regime zu erwarten. Und wir sehen das und können eigentlich nur lachen, wie groß ihre Angst vor der Meinungsfreiheit ist."

Auch auf Twitter drückten zahlreiche Nutzer ihre Solidarität aus. Die niederländische Europaabgeordnete Marietje Schaake nannte das Ende der Sendung "ein schlechtes Zeichen für die Rede- und Medienfreiheit".

Der Satiriker in seiner Sendung "Al Bernameg" (Foto: Al Bernameg)
Der Satiriker in seiner Sendung "Al Bernameg"Bild: Al Bernameg

Als "weiteren traurigen Tag für die arabischen Medien", bezeichnete Hisham Melhem, Büroleiter des Senders Al Arabiya in Washington, das Ende der Sendung. Und der Radiojournalist Ban Barkawi schieb: "Als Ägypten begann, al-Sisi als einen Gott zu verehren, habe ich fast meine gesamte Hoffnung in die arabische Welt verloren. Das Ende von Bassem Youssef hat dies nun besiegelt."

"Schlimmes Zeichen für die Meinungsfreiheit"

"Das ist ein schlimmes Zeichen für die Meinungsfreiheit in Ägypten", kommentierte der Intendant der Deutschen Welle, Peter Limbourg, das Aus für die Sendung. "Bassem Youssef hat mit seinen unerschrockenen Beiträgen zu den politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in Ägypten viel Mut bewiesen. Wir haben großes Verständnis, dass er angesichts der offensichtlich massiven Bedrohungen entschieden hat, seine Sendung nicht fortzusetzen." Die DW hatte Anfang des Jahres die Zweitverwertungsrechte für Youssefs Sendung erworben.

Die Deutsche Welle werde Bassem Youssef weiter im Sinne der Meinungs- und Pressefreiheit unterstützen, sagte der DW-Intendant. "Ich freue mich sehr, dass wir ihn vom 30. Juni bis 2. Juli auf unserem Global Media Forum in Bonn zu Gast haben werden."

"Druck war zu groß"

Am Montag (02.06.2014) hatte Bassem Youssef auf einer Pressekonferenz in Kairo das Ende seiner Sendung "Al Bernameg" ("Das Programm") bekannt gegeben. Die genauen Umstände der Entscheidung waren auch nach der Pressekonferenz nicht ganz klar. Vage sprach Youssef von "Kräften", die dazu geführt hätten, dass seine jüngste Sendung im saudischen Sender MBC abgesetzt worden sei. Die Entscheidung sei vorprogrammiert gewesen, erklärte er. Sie sei noch vor der Produktion der Show gefallen. "Der Text der Sendung stand erst auf dem Papier, noch war gar nichts umgesetzt worden. Das heißt, dass nicht der Inhalt dieser einen Folge das Problem ist, sondern die gesamte Sendung an sich. In seiner gegenwärtigen Form darf 'Al Bernameg' auf keinem ägyptischen oder arabischen Kanal fortgesetzt oder gezeigt werden."

Nach dem Aus bei MBC traf Youssef dann offenbar seine eigene Entscheidung. Der Satiriker blieb bei seinen Erläuterungen vage, deutete aber an, dass ihn mehrere Faktoren beeinflusst hätten. "Der Druck war zu groß für eine einzelne Person", erklärte Youssef. Auch in seinen weiteren Erläuterungen blieb er im Ungefähren. "Ich habe Angst um meine persönliche Sicherheit wie auch um die meiner Familie", sagte er auf der Pressekonferenz.

Die Möglichkeit, das Programm auf einem internationalen Sender fortzusetzen, schloss Youssef aus. "Wir haben viele Angebote amerikanischer und europäischer Sender, aber das würde das Misstrauen nur verstärken. Würde 'Al Bernameg' außerhalb Ägyptens ausgestrahlt, verlöre es seine Glaubwürdigkeit. Und man würde behaupten, es seien ausländische Agenten im Spiel".

Anfänge auf Youtube

Angefangen hatte Bassem Youssef unter bescheidenen Umständen. Ein Tisch, ein Stuhl, eine Kamera - das war die gesamte Ausstattung, mit der er sich und seine Sicht der Dinge kurz nach Beginn der ägyptischen Revolution auf der Videoplattform "YouTube" präsentierte. Seine Clips fanden so viele Anhänger, dass Youssef bald darauf ins Fernsehen kam. Im November 2012 startete seine Sendung bei dem ägyptischen Privatsender CBC. Millionen schauten zu, wie Youssef alles und jeden in Ägypten kritisierte - allen voran die Mächtigen des Landes.

DW-Intendant Peter Limbourg mit Bassem Youssef in Kairo (Archivbild: DW)
DW-Intendant Peter Limbourg und Bassem Youssef im Februar in KairoBild: DW/K. El Kaoutit

Seine Kritik war so scharf, dass CBC im November letzten Jahres die Sendung kurz vor der Ausstrahlung absetzte. Im Februar 2014 übernahm der saudische Sender MBC Youssefs Programm. Seit Mitte Februar war die Sendung auf dem arabischen TV-Kanal der Deutschen Welle im gesamten arabischen Raum zu sehen.