Eine Bad Bank für die Deutsche Bank?
17. Juni 2019Wertpapiere im Umfang von bis zu 50 Milliarden Euro sollen in der neu zu gründenden Bad Bank ausgelagert werden, berichten die "Financial Times" und die Nachrichtenagentur Reuters am Montag. Die Berichte beruhen auf Angaben einer nicht näher genannten Person, die mit den Überlegungen vertraut sei.
Die Deutsche Bank wollte die Informationen nicht weiter kommentieren. Allerdings verwies die Bank auf Aussagen von Vorstandschef Christian Sewing auf der Hauptversammlung im Mai, wonach der Konzernumbau beschleunigt werden soll. Sewing hatte vor den Aktionären "harte Einschnitte" angekündigt. Zu dem Zeitpunkt waren Gespräche über einer Fusion mit dem Konkurrenten Commerzbank gerade abgebrochen worden.
Details der neuen Pläne sollen nun offenbar im Juli bekanntgegeben werden. Ende Juli legt die Bank ihre Halbjahresbilanz vor. In der Bad Bank sollten Anlagen und Finanzinstrumente im Volumen von bis zu 50 Milliarden Euro landen, hieß es. Er werde sich vor allem um langlaufende Derivate handeln. Damit einhergehend sollte das Investmentbanking weiter zurückgeschnitten werden.
Die Bank gewinnt Zeit
Die sogenannten Bad Banks haben in der Öffentlichkeit nicht den besten Ruf, waren in der Vergangenheit aber bisweilen recht profitable Instrumente. Der schlechte Ruf mag mit dem Schlagwort von den "toxischen Papieren" zusammenhängen, die in solche Bad Banks ausgelagert werden. Gemeint sind schwer oder gar nicht mehr einlösbare Kreditforderungen und Wertpapiere. Die Idee dahinter: Diese toxischen Papiere werden aus der Bilanz der zu sanierenden Bank heraus genommen, ohne sofort abgeschrieben werden zu müssen. Die Bank gewinnt Zeit und muss dann zur Absicherung dieser Papiere kein Eigenkapital mehr bereithalten. Auch erhöht das die Transparenz der Bilanz und soll Vertrauen schaffen. Die Bad Bank hat dann die Aufgabe, diese toxischen Papiere womöglich doch noch zu verkaufen. Interessenten sind oft Private Equity oder Hedge Fonds, die aus den Papieren herausholen, was noch zu holen ist.
Allein in den ersten sechs Jahren nach der letzten großen Finanzkrise, bilanzierte das "Handelsblatt", haben europäische Banken Papiere im Wert von 2,5 Billionen Euro in solche "Abbaugesellschaften" ausgelagert. Allerdings funktioniert das Geschäft nur, wenn jemand auch für die Bad Bank die Haftung übernimmt - oft die zu sanierende Bank selbst, im Zweifel aber auch der Staat und somit der Steuerzahler.
Erfolgreiche Bereinigung
Eine erfolgreiche Bereinigung dieser Art gelang den Abwicklern des ehemals drittgrößten deutschen Kredithauses, der WestLB. Die wankende Bank gründete 2009 - die große Bankenkrise war noch nicht überwunden - eine eigene Bad Bank, die sogenannte Erste Abwicklungsanstalt (EAA) mit Garantien des Landes Nordrhein-Westfalen. Nach einer Übersicht der "Süddeutschen Zeitung" hatte sie nach knapp zehn Jahren rund 87 Prozent aller Kredite und Wertpapiere sowie 82 Prozent aller Derivate abgewickelt. Da gab es die ehemalige Mutterbank WestLB schon seit 2012 nicht mehr. Allerdings blieb der EAA immer noch die Kleinigkeit von 20 Milliarden Euro an Vermögenswerten, die sie abarbeiten musste.
Auch der in Folge der Weltfinanzkrise zusammengebrochene Immobilienfinanzierer HRE-Bank, der vom deutschen Staat gerettet werden musste, lagerte seine schwer verkäuflichen Papiere 2010 in eine von der Bundesregierung gegründete Bad Bank namens FMS aus. Diese übernahm dabei Papiere im nominellen Wert von 175 Milliarden Euro. Das meiste ist schon verkauft, Papiere über 69 Milliarden Euro sind noch übrig. Der Großteil hat sehr lange Laufzeiten oder ist schwer verkäuflich.
Die Deutsche Bank hat ebenfalls bereits Erfahrung mit einer internen Bad Bank gesammelt. Ihre letzte Bad Bank (NCOU) hatte die Deutsche Bank Ende 2016 nach knapp vier Jahren geschlossen. Anfangs lagerten dort damals Anlagen mit hohem Risiko im Volumen von 128 Milliarden Euro. Nachdem mehr als 90 Prozent davon abgebaut worden waren, erklärte die Bank Vollzug und übernahm die verbliebenen Portfolien wieder in ihre jeweiligen Geschäftssparten.
Die Berichte über einen neuen Anlauf in diese Richtung wurden an der Börse positiv aufgenommen. Die gebeutelte Deutsche-Bank-Aktie legte zu Wochenbeginn zwischenzeitlich fast vier Prozent zu und war damit mit Abstand größter Gewinner im Leitindex Dax.