1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Eine breite Datenautobahn

Detlev Karg19. März 2002

Digitales Fernsehen und Musik auf Bestellung sind nur zwei der Gründe, warum immer mehr Menschen auf das besonders schnelle Internet setzen. Die Daten kommen heutzutage auf mehreren Wegen schnell ins Haus.

https://p.dw.com/p/20g2
DSL-Anschlüsse sind im KommenBild: Chris Engmann

"Deutschland ist ein DSL-Land. Das Kupferkabelnetz und die uneinheitlich Struktur des Kabel-TV-Netzes sprechen dafür", freut sich Bernd Schlohbohm, Vorstandsvorsitzender des deutschen DSL-Anbieters QSC. DSL ist derzeit eines der Zauberworte in der Internetszene, vor allem in Europa. In den USA hingegen ist das Fernsehkabel der Hoffnungsträger für das breitbandige Internet.

Mit DSL geht's schneller

Während aber die deutschen Kabelbetreiber ihre Mühe mit der Netzumrüstung haben, gehen die schnellen DSL-Anschlüsse (Digital Subscriber Line) weg wie warme Semmeln. "Das Kabel ist zwar der Vorreiter für Breitband-Internet in Westeuropa gewesen, die Zukunft gehört jedoch der DSL-Technologie" ist sich auch Lars Godell, Senior Analyst bei Forrester Research, sicher. Über 40 DSL-Anbieter gibt es mittlerweile allein in Deutschland. Auf der Cebit zeigten sie, wie schnell das Internet für jedermann heute sein kann. Fast zwei Millionen Deusche nutzen heute schon DSL, das über die ganz normale Telefonleitung ins Haus kommt. Und wer auf diese Weise nicht versorgt werden kann, für den hatte die Deutsche Telekom auf der Cebit 2002 auch etwas parat: Sky-DSL heißt ihr Angebot, bei dem die Daten via Satellit und Fernsehscheüssel übertragen werden.

Auch auf europäischer Ebene waren DSL-Anschlüsse laut den Analysten von Forrester im Jahr 2001 auf der Siegerstraße. 56 Prozent aller Breitbandverbindungen waren per DSL angeschlossen, "und die Breitband-Telekommunikation steht gerade erst am Anfang", gibt Lars Godell zu bedenken. Bei Forrester rechnet man mit bis zu 38 Millionen Haushalten in Westeuropa, die einen Breitbandanschluss besitzen werden. Der deutsche Branchenverband Bitkom konnte jüngst verkünden, dass Deutschland die USA bei den DSL-Anschlüssen überholt hat. Im Jahr 2004 rechnet dessen Vorsitzender Voklker Jung mit 7 Millionen DSL-Anschlüssen hierzulande – europaweite Spitze. Nicht zuletzt durch den Verkaufserfolg der Deutschen Telekom wird Deutschland langsam zum Breitband-Land, auch wenn die kleineren Anbieter das mit Zähneknirschen verfolgen. Immerhin zwölf- bis fünfzehnmal schneller als ISDN ist die DSL-Leitung. Ein Musikstück von drei oder vier Minuten Länge wandert damit in wenigen Minuten auf die Festplatte.

Während das schnelle DSL-Internet nach Jahren der Ankündigung nun deutsche Realität wird, so gibt es auf der Zufahrt zur Datenautobahn via Fernsehkabel gelegentlich noch Schlaglöcher, ganz anders etwa als in den Vereinigten Staaten. Obwohl in verschieden deutschen Großstädten wie etwa in Köln mit dem schnellen Fernsehkabel geworben wird, dauert die Umrüstung noch an.

Daten aus der Steckdose?

Jeder Kabelkunde besitzt einen Anschluss, der High Speed-Internet mit bis zu 2 Megabit pro Sekunde ermöglicht – sogar 30mal schneller als ISDN. Das Kabel ist im Gegensatz zu DSL jedoch ein so genanntes Shared Medium: Die 2 Megabit teilen sich theoretisch mehrere Haushalte, was aber zeitgleiche Nutzung voraussetzt. Jedoch geht man davon aus, dass es in der Praxis zu keinen Engpässen kommen wird. Dann kann man mit dem Fernsehanschluss auch surfen, Filme auf Bestellung abrufen oder E-Mails versenden.

Während sich die Deutschen und die Europäer nun also trotz aller Startschwierigkeiten auf Breitband-Internet via Kabel oder DSL freuen können, sieht es für alternative Technologien, die noch vor Jahresfrist Hoffnungsträger waren, düster aus. Dies gilt auch für das Powerline-Verfahren, bei dem Daten über die Stromleitungen in den Haushalten übertragen werden.

Das Powerline-Verfahren wurde und wird vor allem von Stromkonzernen favorisiert, da sie über die Infrastruktur verfügen und sich so ein einträgliches Neugeschäft versprachen: Steckdosen gibt es in jeder Wohnung. Nach der Eurphorie folgten jedoch zahlreiche technische Probleme bei der Realisierung. Eine Insel der Powerline-Seligen ist derzeit Mannheim. Dort können Kunden über die Stromleitung surfen. Manet, die Tochergesellschaft des örtlichen Energieversorgers MVV, bietet mit Vype ein Highspeed-Angebot zum Festpreis an. Spezielle Modems trennen die Datensignale dabei von der elektrischen Energie auf der Stromleitung. Auch Powerline ist ein Shared Medium, bei dem sich mehrere User einen Anschluss teilen. Bei Vype der MVV Mannheim beträgt die maximale Geschwindigkeit 2 Megabit pro Sekunde, ist also ebenfalls gut 30mal schneller als ISDN.

Während Powerline im Jahr 2001 noch für Furore auf der Cebit in Hannover sorgte, sind diesmal die Anbieter fast nicht mehr vertreten. Das schnelle Internet daheim gehört dem Telefon- und dem Fernsehkabel.