Vor 100 Jahren: Malewitschs "Schwarzes Quadrat"
5. Dezember 2015Das mit Öl auf Leinwand gemalte Bild ist 79 x 79 Zentimeter groß und befindet sich heute in der Tretjakow-Galerie in Moskau, die es aus konservatorischen Gründen nicht verlassen darf. Erstmals zu sehen war das "Schwarze Quadrat" 1915 - in der futuristischen Ausstellung "0.10" in der Galerie Dobytčina in Petrograd, heute Sankt Petersburg. "Es war kein leeres Quadrat, das ich ausstellte, sondern vielmehr die Empfindung der Gegenstandslosigkeit", beschrieb Malewitsch sein Werk.
Im Ausstellungskatalog verwendete er allerdings nicht das Wort "Quadrat", sondern sprach von einem "Viereck". In der Tat: Zu einem exakten Quadrat fügen sich seine Striche nicht zusammen. Auch die Seiten sind nicht parallel zueinander. In der Ausstellung hing das Bild an einer erhobenen Position im Raum - und nahm damit bewusst eine Stellung ein, die in einem russischen Haus für eine Ikone vorgesehen ist, also für die religiöse Darstellung von Heiligen-Figuren.
Ein weiteres Gemälde mit dem Motiv des "Schwarzen Quadrats" hat Malewitsch um 1923 gemalt. Es ist im Russischen Museum in Sankt Petersburg ausgestellt.
Zwei übermalte Bilder unter dem "Schwarzen Quadrat"
Im November 2015 wurde bekannt: Unter dem "Schwarzen Quadrat" verstecken sich vermutlich zwei - und nicht wie bisher angenommen ein - weiteres Farbgemälde. Bei einer Prüfung sei unter der Farbschicht des Kunstwerks ein weiteres übermaltes Bild gefunden worden, sagte die Sprecherin der Moskauer Tretjakow-Galerie Jekaterina Woronina dem russischen Fernsehsender "TV Kultura". Wissenschaftler hätten zudem eine angebliche Aufschrift von Malewitsch (1878-1935) auf dem "Schwarzen Quadrat" entziffert. Sie laute sinngemäß: "Schlacht von Schwarzen in einer dunklen Höhle" - Woronina zufolge eine Referenz an das Bild "Combat de Nègres dans une cave pendant la nuit" des französischen Künstlers Alphonse Allais (1854-1905).
"Es ist durchaus wahrscheinlich, dass Malewitsch 'Das Schwarze Quadrat' nicht auf einem, sondern auf zwei Bildern gemalt hat", sagte die Präsidentin des Staatlichen Puschkin-Museums der Bildenden Künste in Moskau, Irina Antonowa, am 13.11.2015 der russischen Agentur Ria Nowosti. Das "Schwarze Quadrat" sei eher ein Manifest als ein Gemälde. "Daher wirkt alles, was mit ihm zusammenhängt, wie ein dunkles Geheimnis", so die 93-jährige Kunstexpertin.
ld/nf/as (dpa)