Einsamkeit macht krank - auch bei Parkinson?
25. Oktober 2023Der Mensch ist ein soziales Wesen, er braucht menschliche Beziehungen. Einsamkeit kann nicht erst im hohen Alter zur Belastung werden, wenn der Kontakt zur eigenen Familie weniger wird, wenn die Mobilität eingeschränkt ist oder Lebenspartner und Freunde bereits gestorben sind. Aus psychologischer Sicht ist jemand einsam, der das Alleinsein als schmerzhaft empfindet oder sich trotz sozialer Kontakte isoliert und sich nirgendwo zugehörig fühlt.
Nicht nur Ältere sind einsam
Auch Jüngere oder viele Mittdreißiger leiden unter Einsamkeit, etwa nach einer Trennung oder wenn sie sich sozial isoliert fühlen. Einsamkeit verspüren auch viele Endfünfziger, wenn etwa die Kinder das Zuhause verlassen und eine ungewohnte Leere zurückbleibt.
Natürlich kann es sehr wohltuend sein, mal allein zu sein. Und auch wenn man nicht allein ist, kann man sich sehr einsam fühlen. Einsamkeit ist eher ein Gefühl, das schwer messbar ist. Aber soziale Interaktionen lassen sich messen.
Einsamkeit macht krank
Einsamkeit wird zum Problem, wenn sie chronisch wird und mit zu wenig sozialen Kontakten einhergeht. Denn Einsamkeit wirkt sich negativ auf die Psyche und die körperliche Gesundheit aus. Das Fehlen von sozialen Beziehungen über einen längeren Zeitraum wird inzwischen als ähnlich gefährlich eingestuft wie übermäßiger Alkoholkonsum, Nikotin, schlechte Ernährung oder ständiger Bewegungsmangel.
Entwicklungsgeschichtlich haben Menschen immer versucht, in Gemeinschaften zu leben. Gemeinsam lassen sich Gefahren leichter abwehren und das Überleben lässt sich leichter sichern. Sind wir Menschen auf uns selbst gestellt, versetzt dies den Körper in einen Alarmzustand, er schüttet verstärkt das Stresshormon Cortisol aus.
Einsame schütten mehr Stresshormone aus
Einsame Menschen weisen entsprechend einen erhöhten Cortisol-Anteil auf, was zu einem dauerhaft zu hohen Blutdruck und zu hohen Blutzuckerwerten führen kann. Das Immunsystem fährt runter, Entzündungen kann der Körper nicht mehr so effektiv bekämpfen, das wiederum begünstigt Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Chronische Einsamkeit erhöht also das Risiko, an Herzinfarkten, Schlaganfällen, Krebs oder Demenz zu erkranken, ganz erheblich. Laut einer neuen britischen Studie könnte das auch auf Parkinson zutreffen.
Studie zu Einsamkeit und Parkinson
Einsamkeit verursacht kein Parkinson, die Ursache für diese neurodegenerative Erkrankung ist noch nicht abschließend geklärt. Typischerweise äußert sich Parkinson durch steife Muskeln, verlangsamte Bewegungen und unkontrolliertes Zittern.
Aber laut der Langzeitstudie, die Anfang Oktober in der medizinischen Fachzeitschrift JAMA Neurology veröffentlicht wurde, ist das Risiko, an Parkinson zu erkranken, bei einsamen Menschen um 37 Prozent erhöht. Selbst nachdem andere Faktoren wie genetische Veranlagung oder andere Erkrankungen herausgerechnet worden waren, hatten die sich einsam fühlenden Personen ein um 25 Prozent erhöhtes Risiko, heißt es in der Studie. Für die Studie untersuchten die Forschenden die Daten von 491.603 Personen aus der britischen Datenbank UK Biobank.
Einsamkeit als frühes Symptom für Parkinson
Nach Ansicht von Nina Browner, Professorin für Neurologie und Leiterin der Abteilung für Bewegungsstörungen an der University of North Carolina School of Medicine, könne die Studie nicht endgültig belegen, dass Einsamkeit tatsächlich Parkinson verursache. Die Untersuchung sei lediglich explorativ und als Ausgangspunkt für weitere Forschungen zu verstehen.
Klar ist allerdings, dass Einsamkeit neben Depression, Angststörungen und Müdigkeit ein frühes non-motorisches Symptom für eine Parkinson-Erkrankung ist. All diese Anzeichen könnten sich bereits in einem frühen Krankheitsstadium herauskristallisieren und sich manchmal schon Jahre vor einer Parkinson-Diagnose manifestieren, sind sich die Forschenden einig.
Tipps gegen die Einsamkeit
Wenn Menschen einsam sind, können Telefongespräche oder Videoanrufe sicherlich ein stückweit die Distanz überwinden und ein Gefühl von Teilhabe vermitteln. Aber nichts ersetzt den persönlichen Kontakt.
Einsamkeit ist selten selbst gewählt. Aber wer sich einsam fühlt, muss vor allem selber aktiv werden und gezielt den Kontakt zu anderen aufnehmen. Ein neues Hobby oder gemeinsames Musizieren können dabei helfen, neue Kontakte zu knüpfen. Ein Hund etwa bringt Bewegung ins Leben und sorgt für Gesprächsstoff mit anderen Hundebesitzern. Die Ausübung eines Ehrenamtes kann einem das Gefühl vermitteln, gebraucht zu werden.
Unterstützung hilfreich
Alles nette Ideen, aber für viele ist der Weg aus der Einsamkeit oftmals sehr schwierig. Fremde Menschen ansprechen? An Kursen teilnehmen? Sich ehrenamtlich engagieren? Manches ist leichter gesagt als getan. Freunde, Angehörige oder Nachbarn können helfen, die ersten Schritte aus der Einsamkeit zu gehen.
Wenn Unsicherheit oder ein geringes Selbstwertgefühl hinter der Einsamkeit stecken, kann professionelle Unterstützung durch Therapeuten oder Beratungsstellen hilfreich sein. Letztlich aber muss man die Einsamkeit zum Selbstschutz überwinden - der Körper wird es einem danken!