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El Niño erhöht Feuergefahr in Indonesien

Rodion Ebbighausen30. Juli 2015

Die Zahl der Waldbrände in Indonesien nimmt zu. Smog und Rauch ziehen über ganz Südostasien. Experte Robert Field erklärt im Interview mit der DW, wie das mit dem Wetterphänomen El Niño zusammenhängt.

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Waldbrand auf Sumatra
Bild: picture-alliance/dpa

DW: Wetterdienste der USA, Australien und Japans sagen für 2015 ein starkes Wetterphänomen El Niño voraus. Wie wahrscheinlich ist das?

Robert Field: Wir haben bereits ein El Niño. Seit etwa einem Monat sind die Bedingungen erreicht. Aktuelle Studien gehen mit 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit davon aus, dass das Phänomen 2015 anhält und bis zum Frühling 2016 andauern wird. Weniger klar ist, wie stark El Niño sein wird. Das lässt sich anhand der historischen Daten mit den Computermodellen nur bedingt voraussagen. Nicht alle El Niños sind gleich beschaffen. Aber die Daten geben Hinweise darauf, dass es sich 2015 um ein stärkeres El Niño handeln wird.

Robert Field von der Columbia University. (Foto: privat)
Robert Field von der Columbia UniversityBild: privat

Können Sie kurz erklären, was El Niño ist?

El Niño ist eine Veränderung von Eigenschaften in Wasser und Atmosphäre im Pazifischen Ozean. Die Wasser- und Oberflächentemperatur sind unter El Niño-Bedingungen im östlichen Pazifik erhöht. Das führt zu einer Verschiebung der tropischen Regengürtel. In Indonesien verändert sich dadurch der Niederschlag. Eigentlich ist Indonesien einer der niederschlagsreichsten Regionen der Erde. Aber die Temperaturänderung im Pazifik drückt den Regen nach Osten über das offene Meer.

Welche Folgen hat das für Südostasien insgesamt?

El Niño verursacht Trockenheit in ganz Südostasien und Australien. Die Stärke des Effekts variiert von Saison zu Saison. Im Sommer und Herbst auf der Nordhalbkugel hat Indonesien eine besonders trockene und lange Trockenzeit.

Über dem Pazifik gibt es eine Luftzirkulation, an deren Ende Indonesien liegt. Deswegen sind Indonesien und Australien von allen Änderungen der Eigenschaften im und über dem Pazifik besonders schnell und stark betroffen. Die Effekte nehmen mit wachsendem Abstand vom Äquator ab, wenn man etwa Richtung Mekong oder Indien schaut.

Screenshot vom FIRMS Web Fire Mapper der NASA
Der Screenshot zeigt eine interaktive Webseite der NASA zur weltweiten Dokumentation von WaldbrändenBild: NASA/FIRMS Web Fire Mapper

1997/98 gab es ein sehr starkes El Niño-Phänomen. In diese Zeit fielen auch schwere Brände in Indonesien, die tausende Hektar Wald vernichteten. Wie gefährdet sind Indonesiens Wälder in diesem Jahr?

Das El Niño von 1997/98 war das stärkste seit 100 Jahren. Die Feuer von damals haben das widergespiegelt. Ob es dieses Jahr zu ähnlichen Großbränden kommt, ist schwer vorhersehbar. Das hängt davon ab, was in den nächsten Monaten passiert und ob sich die Parameter des diesjährigen El Niño noch verstärken. Ausgeschlossen werden kann jedoch, dass sie sich abschwächen. Es ist also alles eine Frage, wie stark El Niño noch wird.

Der Hauptgrund der Feuer und des Rauches ist brennender Torf - also unter die Erdoberfläche reichendes organisches Material. Wenn auf der Oberfläche Feuer angezündet werden, um Agrarflächen oder Platz für den Baumeinschlag zu schaffen, geht das Feuer in den Untergrund, wenn der Torf trocken genug ist. Dort schwelt das Feuer dann stetig weiter. Zwar ist die Trockenheit noch nicht extrem, aber die Bedingungen in Zentralsumatra sind bereits so trocken, dass der Torf brennen kann. Das wird auch bald in Kalimantan so sein, es sei denn, es kommt unerwartet zu starkem Regen.

Wenn man einen Blick auf die Satellitenbilder zur Dokumentation von Feuern wirft, wird sofort klar, dass sich die Situation in diesem Augenblick verschlechtert. Die Bilder zeigen, dass es unzureichende Vorkehrungen am Boden gibt. Prävention ist alles. Wenn die Feuer einmal im Untergrund sind, ist es fast unmöglich, sie zu bekämpfen.

Es ist wichtig, zu betonen, dass all diese Feuer menschengemacht sind. Sie breiten sich aus, weil es trockener als während einer üblichen Trockenzeit ist.

Malaysia und Singapur waren in den letzten Jahren stark betroffen von dem Smog und Rauch. Sind die Regierungen besser vorbereitet auf das höhere Risiko von Waldbränden?

Darauf gibt es keinen Hinweis. Ein Schritt in die richtige Richtung war die Unterzeichnung des grenzübergreifenden "ASEAN Haze Agreement" durch Indonesien im September 2014. Das Abkommen war 2002 initiiert worden. Es beinhaltet Vorbeugemaßnahmen. Aber dieses Jahr wird der Test dafür sein, ob die Maßnahmen greifen. Die Zunahme von Feuer und Rauch der letzten Wochen geben Anlass zum Zweifel.

Dabei möchte ich hinzufügen, dass vor allem soziale und wirtschaftliche Faktoren hinter der Brandrodung stehen. Was letztendlich zu den Feuern führt, ist die Nachfrage von anderswo nach Produkten, die etwa aus Palmöl gewonnen werden.

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Haben die Feuer einen Effekt auf das Klima der Region oder weltweit?

Die Feuer produzieren eine unglaublich disproportionale Menge an Rauch, wenn man die Größe der brennenden Region und im weiteren die indonesische Wirtschaft bedenkt. Konservative Schätzungen zu den Feuern von 1997 kommen zu dem Ergebnis, dass die Feuer von damals 13 Prozent der weltweiten Emissionen von fossilen Brennstoffen entsprachen. Jedes Jahr gibt es schwere Brände und sie machen Indonesien zu einem übermäßig großen Produzenten von Treibhausgasen. Der Rauch vermindert auch die Luftqualität in Indonesien und seinen Nachbarländern. Die Feuer haben direkte Auswirkungen auf die Atemwege der Menschen.

Es braucht noch weitergehende Forschung, was die Klimaeffekte im Detail angehen. Man kann sich leicht vorstellen, dass der Rauch das Sonnenlicht absorbiert. Das verändert die Temperaturschichtung der Atmosphäre und kann möglicherweise die Muster des Wetters und den Niederschlag weiter beeinflussen. Das wird allerdings gerade erforscht.

Robert Field ist Wissenschaftler am NASA Goddard Institut für Weltraumstudien in New York. Er hat sich auf Klimamodelle, stabile Wasserisotope, Paläoklimatologie und die Verbrennung von Biomasse spezialisiert.

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