Elektroautos: Zweite Blütezeit einer uralten Technik
Der erste Elektro-Porsche stammt aus dem Jahr 1899. Damals gab es weit mehr Elektroautos als Verbrenner. 70 Jahre nach dem Niedergang erlebt die E-Mobilität seit den 1990ern eine Renaissance. Ihre Geschichte in Bildern.
Das erste E-Bike
Im Jahr 1881 fuhr der Erfinder Gustave Trouvé mit einem dreirädrigen Elektro-Fahrrad durch Paris - dem Trouvé Tricycle. Das weltweit erste Gefährt seiner Art fuhr bis zu 12 km/h schnell und hatte eine Reichweite von zwölf bis 26 Kilometern. Unter der Achse war ein modifizierter Siemens-Motor eingebaut, hinter dem Fahrer ein 12-Volt-Bleiakku.
Oberleitung statt Pferdegespann
Der erste Vorläufer heutiger Oberleitungsbusse stammt aus dem Jahr 1882. Werner Siemens führte den elektrisch angetriebenen Kutschenwagen "Elektromote" in Halensee bei Berlin - auf dem heutigen Kurfürstendamm - auf einer 540 Meter langen Teststrecke vor. Den Strom bezog der Wagen von einer zweipoligen Oberleitung.
Das erste Auto war elektrisch
Der Coburger Unternehmer und Erfinder Andreas Flocken (im Bild mit seiner Frau) baute im Jahr 1888 das wahrscheinlich erste Elektroauto der Welt. Der Flocken Elektrowagen bestand aus einem hochrädrigen Kutschenwagen mit einem Elektromotor, der eine Leistung von 0,7 kW hatte. Er übertrug die Kraft über einen Lederriemen auf die Hinterachse.
Geschwindigkeitsrekord mit dem E-Auto
"La Jamais Contente" heißt das erste Straßenfahrzeug, das schneller als 100 km/h fuhr. Den Rekord stellte der Konstrukteur der "nie Zufriedenen", der belgische Ingenieur und Rennfahrer Camille Jenatzy, im Jahr 1899 auf. Das Fahrzeug war nach aerodynamischen Gesichtspunkten, in Form eines Torpedos, gebaut. Zwei 25-kW-Elektromotoren trieben den Wagen an.
Siegeszug der Elektroautos
Im Jahr 1899 fuhren 90 Prozent der Taxis in New York mit Elektromotor. Ebenfalls 1899 konstruierten Ludwig Lohner und Ferdinand Porsche den elektrischen Lohner-Porsche. Um die Reichweite zu steigern, baute Porsche ihn im Jahr 1902 zum ersten Hybridauto der Welt um: Der "Mixte-Wagen" hatte einen Verbrennungsmotor, der den Akku auflud. Im Rekordjahr 1912 bauten 20 Hersteller 33.842 Elektroautos.
Verdrängung durch Verbrennung
Im Jahr 1911 wurde der elektrische Anlasser für Benziner erfunden, der Ölpreis war niedrig, die Verbrennungsmotoren erzielten immer höhere Reichweiten. Die Produktion von Elektroautos kam um 1920 fast komplett zum Stillstand. Eine Nische, in der sich E-Mobile hielten, war der Nahverkehr mit kleinen Lieferwagen - etwa zum Liefern von Milchflaschen, den "milk floats", in Großbritannien und den USA.
Ölkrise sorgt für Renaissance
In den 1990er Jahren sorgten die durch den Golfkrieg ausgelöste Ölkrise und ein wachsendes Umweltbewusstsein für eine Renaissance des Elektroautos. Vor allem das von der kalifornischen Umweltbehörde CARB ausgearbeitete Gesetz, emissionsfreie Fahrzeuge anbieten zu müssen, zwang die Automobilindustrie zu Produktentwicklungen. Das Elektroauto EV1 von General Motors wurde von 1996 bis 1999 gebaut.
Für Tüftler und Ökos
Um die Jahrtausendwende wurden die Emissionsbestimmungen wieder gelockert - das gab den meisten Elektroautos den Todesstoß. Ab dem Jahr 2003 waren es vor allem kleine, unabhängige Unternehmen, die Elektroautos entwickelten oder Serienfahrzeuge mit einem Elektromotor ausstatteten. Der seit 2010 von German E-Cars vertriebene "STROMOS" etwa nutzt als Basis den Suzuki Splash oder den Opel Agila B.
Tesla bringt den Imagewandel
2006 stellte das US-amerikanische Unternehmen Tesla mit dem Tesla Roadster einen Sportwagen vor, der die Elektromobilität aus der Öko-Nische holte. Die späteren Modelle beschleunigten in 3,7 Sekunden auf 100 km/h. Mit bis zu 350 km Reichweite und einer elektronisch abgeriegelten Höchstgeschwindigkeit von 201 km/h war es das erste für längere Strecken geeignete, autobahnfähige Elektroauto.
Deutsche Autobauer legen nach
Erst einige Jahre später stiegen auch die großen deutschen Autobauer in den Elektro-Markt ein: Seit 2013 sind der VW E-up! und der BMW i3 im Verkauf. Sie sind wesentlich teurer als Autos mit Verbrennungsmotor und ihre Reichweite als reine Elektro-Fahrzeuge ist mit 100 bis 200 Kilometern begrenzt. Das hält viele vom Kauf ab: Elektroautos haben in Deutschland einen Marktanteil von nur 0,6 Prozent.
Zweiter E-Porsche nach 121 Jahren
Die Autobauer sind sich sicher: Die Zukunft ist elektrisch. Volkwagen hat sich zum Ziel gesetzt, im Jahr 2025 jedes vierte Auto als reines Elektro-Fahrzeug zu verkaufen. VW, Daimler und Co wollen dem amerikanischen Vorreiter Tesla Paroli bieten und haben die Aufholjagd aufgenommen. Der Porsche Mission E soll im Jahr 2020 in Serie gehen - 121 Jahre nach dem Bau des ersten Elektro-Porsche.