Beispielloser Abstieg
22. Januar 2009Es gibt Sätze, die sagt man irgendwann im Leben – und es gibt Tage, da verflucht man, solche Sätze je gesprochen zu haben. Ein solcher Satz stammt von dem deutschen Vorzeigemanager Klaus Zumwinkel und er geht so: "Ich bin im Rheinland geboren, ich freue mich, dass ich im Rheinland leben kann und fühle mich sehr wohl und zahle hier auch meine Steuern." So hat er es wörtlich gesagt – und in diesen Tagen hat dieser Tonschnipsel Hochkonjunktur.
Besuch von der Steuerfahndung
Denn es entspricht offenbar nicht wirklich den Tatsachen. Vor ziemlich genau einem Jahr, am Donnerstag 14. Februar 2008, klingeln um kurz nach sieben Uhr morgens die Steuerfahnder an Zumwinkels Haus in Köln. Zur gleichen Zeit machen sich Fahnder daran, das Büro des Post-Chefs ganz oben im Hauptquartier des Unternehmens zu durchsuchen. Einen Tag später tritt Klaus Zumwinkel zurück und legt zugleich den Vorsitz in den Aufsichtsräten von Telekom und Postbank nieder. Die Karriere eines der erfolgreichsten deutschen Managers ist mit einem Schlag zu Ende.
Ins Rampenlicht rückt Zumwinkel, als er im Herbst 1989 zum Vorstandsvorsitzenden des neu geschaffenen Unternehmens Deutsche Bundespost berufen wurde. Der promovierte Diplomkaufmann soll das Staatsunternehmen privatisieren und an die Börse bringen. Der einstige Bundespostminister Wolfgang Bötsch urteilt in höchsten Tönen über Zumwinkel. "Vorher haben die Leute ja gar nicht gewusst, wie der aussieht. Ich kann nur sagen: Sehr professionell."
Professioneller Handwerker
Zumwinkel macht sich ans Werk. Er, der sein Handwerk bei der Unternehmensberatung McKinsey gelernt hat, fühlt sich in seinem Element. Am Anfang sei es ja nur darum gegangen, den hoch verschuldeten Staatskonzern aus den roten Zahlen zu holen, ihn zu sanieren. Zumwinkel sieht das als "normale Sanierungsaufgabe, die ich auf Grund meiner vorherigen Tätigkeit also sehr gut kannte."
Er macht seinen Job gut, im Jahr 2000 geht die Post an die Börse, die Aktie "Gelb" wird ein Verkaufsschlager. Der Post-Chef festigt seinen Ruf als einer der erfolgreichsten Manager Deutschlands, als Mann mit besten Verbindungen in Wirtschaft und Politik, bis hinein ins Kanzleramt. Ein Mann der für Solidität und Bescheidenheit steht. Zumwinkel will mehr, er will die Deutsche Post zur Nummer Eins in der Logistik-Welt machen. Wo immer sich Gelegenheiten bieten, kauft er zu. In Asien, in Europa, in Amerika. Am Ende ist die "Deutsche Post World Net" – wie sie sich jetzt nennt - mit über 500.000 Mitarbeitern einer der größten Arbeitgeber der Welt.
In den USA gescheitert
Der spektakulärste Deal ist der Kauf des US-Logistikers DHL. Schließlich will Zumwinkel die US-Platzhirsche UPS und FedEX auf deren Heimatmarkt angreifen: Doch die wehren sich mit allen Mitteln – der "Gelbe Riese" geht als Verlierer vom Platz. Milliarden müssen abgeschrieben werden. Das Denkmal Zumwinkel bekommt erste Kratzer. Im Dezember 2007 verkauft er eigene Post-Aktien für fast fünf Millionen Euro, nachdem er einen Mindestlohn durchgesetzt hat, den die neue Konkurrenz auf dem Post-Markt nicht zahlen kann. Der Kurs der Post-Aktie steigt, Zumwinkel kassiert.
Ende am Gardasee
Dann kommen die Steuerfahnder. Zumwinkels Name war der prominenteste auf einer DVD. Der Datenträger mit Kunden der Liechtensteinischen LGT-Bank war den Ermittlern zugespielt worden. Jetzt muss sich der einstige Vorzeigemanager und Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes ab Donnerstag (22.01.2009) vor Gericht dafür verantworten, zwischen 2002 und 2006 rund 970.000 Euro vor dem deutschen Fiskus in einer Liechtensteinischen Stiftung versteckt zu haben. Durch einen Verfahrensfehler liegt der Steuerschaden unter der Grenze von einer Million Euro – dafür hätte eine Haftstrafe gedroht. So wird Zumwinkel wahrscheinlich mit einer Bewährungsstrafe davonkommen. Den Rest seines Lebens wird er wohl auf seiner mittelalterlichen Burg oberhalb des Gardasees in Italien verbringen können.