Endlich eine Herausforderung
18. Februar 2014Neuer, Lahm, Boateng, Schweinsteiger, Müller, Kroos, Götze, Mertesacker, Özil, Podolski, Gnabry: Was sich fast liest, wie die Aufstellung der deutschen Nationalmannschaft, wird an diesem Mittwoch in London möglicherweise auf dem Platz stehen. Allerdings verteilt auf zwei Teams. Die sieben Erstgenannten für den FC Bayern München, die vier anderen für den FC Arsenal London. Endlich eine Herausforderung für den Champions League-Sieger, dem die Bundesliga längst zu klein geworden scheint. Ohnehin ist das Scheinwerferlicht der Champions League momentan die Bühne, die man in München mehr schätzt.
Beinahe-Aus im Vorjahr
Doch die Bayern sollten gewarnt sein. Schließlich wären sie vor knapp einem Jahr auf dem Weg zum Titel gegen die Londoner im Viertelfinale fast ausgeschieden, als sie sich zu sicher wähnten nach einem 3:1-Hinspielerfolg und dann zu Hause mit Ach und Krach ein 0:2 über die Zeit brachten. "Arsenal unter Arsène Wenger war immer schon sehr offensiv, technisch stark und eine Mannschaft, die gerne im Ballbesitz ist", schätzt FCB-Kapitän Philipp Lahm den Kontrahenten ein. Und Teamkollege Jérôme Boateng hat einen Nationalmannschaftskollegen als gefährlichsten Gegner ausgemacht: "Mesut (Özil, Anm. d. Red.) ist ihr Schlüsselspieler", meint Boateng und lobt vor allem die technischen Fertigkeiten der Londoner. In seiner ihm eigenen Art hat Boateng sich aber auch schon ein Gegenrezept überlegt: "Ich glaube es ist wichtig, dass wir mehr den Ball haben." FCB-Coach Pep Guardiola wird es gerne hören, dass seine Fußball-Philosophie verinnerlicht wurde.
Respekt herrscht aber auch auf der Gegenseite: "Wir brauchen zwei perfekte Spiele gegen sie. Aber wir wissen jetzt, wie wir sie besiegen können", sagt Nationalverteidiger Per Mertesacker in Diensten des FC Arsenal, "und mental sind wir in einer besseren Verfassung als letztes Jahr. Wir wollen in dieser Saison etwas Besonderes erreichen, deshalb wollen wir auch den Besten schlagen." "Damals haben wir ein Weiterkommen im Heimspiel vergeigt", rechnet Lukas Podolski vor. Damals war aber auch ein Mesut Özil noch nicht dabei. Der ist im Sommer für 50 Millionen Euro von Real Madrid gekommen, um die Londoner zu großen Erfolgen zu führen. "Ich bin ein Typ, der solche Spiele liebt" behauptet Özil denn auch für sich. Er habe vor den Münchner zwar "Riesen-Respekt. Sie sind im Vergleich zum Vorjahr noch einmal besser geworden. Aber wir werden uns nicht verstecken. In zwei Spielen ist alles möglich."
Bis an die Schmerzgrenze
Die Bayern jedenfalls scheinen gewappnet. Trainer Guardiola schonte vor lauter Respekt die halbe Mannschaft im Bundesligaspiel gegen den SC Freiburg, das Team brennt auf den ersten echten Test des Jahres: "Die Vorfreude ist groß. Wir brauchen schon in London ein gutes Ergebnis. Wir wissen wie gefährlich die Mannschaft gerade offensiv ist", warnt Kapitän Lahm. Torwart Manuel Neuer spricht von einem "Duell auf Augenhöhe. Die Champions League ist sehr wichtig für uns. Das ist ein großer Name, wir sind gewarnt." Und Thomas Müller fordert, man müsse "an die Schmerzgrenze gehen." Das müssen sie ja selten genug in dieser Saison, die Bayern. Es könnte also ein spannendes Spiel werden.
Das gilt übrigens auch für die zweite Partie des Abends: Im Guiseppe-Meazza-Stadion treffen der AC Mailand und Atletico Madrid aufeinander. Milan-Coach Clarence Seedorf war als AC-Spieler eine Legende auf dem Platz - und steht nun bereits mit dem Rücken zur Wand. In der Königsklasse muss er den Absturz des AC Mailand ins graue Mittelmaß verhindern. Ausgeschieden im italienischen Pokal und abgeschlagen in der italienischen Serie A ist die Champions League fast schon die letzte Hoffung für Mailand. Doch der Gegner ist ein starker: Atlético Madrid sprüht vor Tatendrang und bietet derzeit in der spanischen Liga Real Madrid und dem FC Barcelona erfolgreich Paroli.
Schalke und Dortmund mit schweren Achtelfinal-Gegnern
Die beiden anderen Bundesligisten sind erst nächste Woche dran. Borussia Dortmund ist am 25. Februar zu Gast bei Zenit St. Petersburg, Schalke 04 hat einen Tag später Real Madrid zu Gast.