Endlich fertig: Der neue Panamakanal
Nach neun Jahren Bauzeit - zwei Jahre später als geplant - wird der erweiterte Panamakanal eröffnet. Künftig passen Frachter mit bis zu 14.000 Containern durch die wichtigste Wasserstraße Amerikas.
Abkürzung des Westens
Der Panamakanal ist 82 Kilometer lang. Beim Ausbau ist er an vielen Stellen verbreitert und tiefer geschachtet worden. Außerdem wurden die Schleusen vergrößert, sodass mehr Schiffe vom Pazifik in den Atlantik - und umgekehrt - fahren können.
Historische Fahrt
Als erstes Schiff passiert der Frachter "Cosco Shipping Panama" den ausgebauten Panamakanal. Er gehört einer chinesischen Reederei und wurde per Los gezogen. "Ich bin schon häufig durch den Panamakanal gefahren, aber der Kapitän des ersten Schiffes zu sein, das den ausgebauten Kanal passiert, wird eine unvergleichliche Erfahrung", sagte Kapitän Jude Rodrigues vor seiner Abfahrt.
Megakanal im Kleinformat
Damit die Lotsen die Schiffe auch nach dem Umbau sicher durch die renovierte Wasserstraße führen, haben sie zuvor mit Modellschiffen geübt. 49 Meter breit und bis zu 366 Meter lang können die Schiffe sein, die den erweiterten Kanal zwischen Atlantik und Pazifik nun passieren. Bis zu 600 Millionen Tonnen Güter sollen sie von nun an pro Jahr transportieren - und damit doppelt so viel wie bisher.
Teurer und verspätet
Der Ausbau des Kanals kostete rund 5,25 Milliarden US-Dollar - etwa zwei Milliarden mehr als ursprünglich geplant. Insgesamt waren rund 40.000 Arbeiter auf der Baustelle beschäftigt. Sie sprengten Berge, räumten 150 Millionen Kubikmeter Erde und Geröll ab und verbauten 192.000 Tonnen Stahl.
Größere Schleusen für größere Schiffe
Auf der gesamten Strecke des Kanals befinden sich drei Schleusenanlagen - neuralgische Punkte, denn in letzter Zeit werden immer größere Schiffe gebaut. Deshalb war der Ausbau der Schleusen bei der Erweiterung des Kanals besonders wichtig. In Zukunft passen 96 Prozent aller Schiffe, die auf den Weltmeeren unterwegs sind, durch den Panamakanal.
Wirtschaftsfaktor und Touristenmagnet
Der Kanal ist die Lebensader des 3,8-Millionen-Einwohner-Landes. Pro Jahr fließt rund eine Milliarde US-Dollar aus den Gewinnen in den Staatshaushalt. In zehn Jahren sollen es sogar vier Milliarden jährlich sein. Ein Teil davon stammt auch aus dem Tourismus: Ein Stopp am Kanal ist ein Muss für jeden Panama-Besucher.
Unabhängig von den USA
Erst 1999 übergab der ehemalige US-Präsident Jimmy Carter (Mitte) den bis dahin von den USA kontrollierten Kanal an Panama. 1903 - ein Jahr vor Beginn der Bauarbeiten des Kanals - besetzten US-Truppen das Gebiet und handelten einen Staatsvertrag aus, der die Nutzung auf unbestimmte Zeit festschrieb. Nachdem Panama die Verwaltung vor 17 Jahren übernommen hatte, wurde der Kanal erstmals profitabel.
Mehr als ein Jahrhundert
Als erstes Schiff fuhr am 15. August 1914 das Paketboot "Ancona" mit 200 Passagieren durch die Passage. Gebaut wurde der Kanal damals vom Ingenieurkorps des US-Heeres. Während der Bauarbeiten zwischen 1905 und 1914 starben rund 6000 Menschen.
Konkurrenz im Norden
In Nicaragua soll ein noch breiterer und größerer Kanal entstehen. Finanziert wird dieser von einem chinesischen Konsortium. Der Startschuss für den Bau fiel 2015 unter starkem Protest von Bürgern und Umweltschützern. Der Nicaraguakanal könnte die Stellung des Panamakanals als wichtigste Handelsroute des Kontinents in Frage stellen.