Eon erfindet sich neu
1. Dezember 2014Es ist noch gar nicht so lange her, da konnten die deutschen Energieriesen für jedes Quartal Milliardengewinne verkünden. Inzwischen steht aber selbst Branchenprimus Eon so gewaltig unter dem Druck der Energiewende, dass die Manager die Reißleine ziehen und den Konzern radikal umbauen: "Die drastischen Veränderungen der globalen Energiemärkte erfordern einen mutigen Neuanfang", heißt es in einer Mitteilung, die Vorstandschef Johannes Teyssen am späten Adventssonntag verbreiten ließ.
Das Düsseldorfer Unternehmen wird sich demnach endgültig von der Stromerzeugung aus Atom-, Kohle- und auch Gaskraftwerken (wie im Artikelbild) verabschieden. Der verbleibende Konzern besteht ab 2016 nur noch aus der Erzeugung von Ökostrom, dem Betrieb der Strom- und Gasnetze sowie dem Vertriebsgeschäft.
Eon brachte zugleich den Verkauf der Geschäfte in Spanien und Portugal an den australischen Infrastrukturinvestor Macquarie unter Dach und Fach, musste aber wohl im laufenden Quartal Abschreibungen in Höhe von 4,5 Milliarden Euro vornehmen. Für die Jahre 2014 und 2015 sollen die Aktionäre eine Dividende von 50 Cent je Aktie erhalten.
Reaktion auf den Preisverfall
Mit der Abspaltung der Atom-, Kohle- und Gaskraftwerke reagiert Eon auf den Preisverfall bei den Großhandelspreisen für Strom. Wegen der Überkapazitäten an Kraftwerken und dem Ausbau des Ökostroms sind sie allein seit Anfang 2013 um mehr als ein Viertel gefallen. "Das bisherige breite Geschäftsmodell von Eon wird den neuen Herausforderungen nicht mehr gerecht", meint Vorstandschef Teyssen.
Im kommenden Jahr wolle das Management deshalb die Voraussetzungen für die Abspaltung und den Börsengang der konventionellen Kraftwerke schaffen. Zu dem abgespalteten Teil würden auch der globale Energiehandel sowie die Bereiche Exploration und Produktion gehören.
Rückzug aus Spanien und Portugal
Die Geschäfte in Spanien und Portugal verkauft Eon zu einem Unternehmenswert von 2,5 Milliarden Euro an Macquarie. Die Nachrichtenagentur Reuters hatte bereits in der vergangenen Woche über die Pläne berichtet. Die im vierten Quartal fälligen Abschreibungen entfielen auf das Südeuropa-Geschäft sowie auf Kraftwerke. Durch die Abschreibungen werde der Konzern im Geschäftjahr 2014 einen erheblichen Fehlbetrag einfahren, hieß es von Marktanalysten.
haz/ rb (dpa, rtr, afp)