Entweiht, zerstört, zweckentfremdet - Kirchen in der Sowjetunion
Während der Sowjet-Zeiten wurden im Kampf der Kommunisten gegen die Kirchen zahlreiche Gotteshäuser zerstört oder anders genutzt. Nicht nur die prächtige Christi-Erlöser-Kathedrale in Moskau war davon betroffen.
Neues aus Ruinen
Es war bei weitem nicht nur die Christi-Erlöser-Kirche in Moskau, die der kommunistischen Aggression zum Opfer fiel. Doch wie sie, sind auch viele andere nicht zerstört geblieben, sondern geben ein imposantes Bild ab.
Ein weiteres Opfer in Moskau
In unmittelbarer Nähe zur berühmten Moskauer Tretjakow-Galerie steht die Kirche des Heiligen Nikolai in Tolmatschach. Zu Sowjetzeiten diente sie dem Museum als Lagerraum für Kunstobjekte.
Altarraum mit Leinwand
Jahrzehntelang diente die Tichwinski-Kirche als städtisches Kinotheater von Noginsk. Kuppeln und Reliquien wurden entfernt, so mancher Kinogänger war sich der religiösen Vergangenheit des Gebäudes nicht bewusst. Heute ist es wieder leicht als Gotteshaus zu erkennen.
Antireligiöses im Gotteshaus
Die prächtige Isaakskathedrale ist die größte Kirche St. Petersburgs. Die Sowjets nutzten sie als antireligiöses Museum. In die Kuppel hängten sie ein 91 Meter langes Foucaultsches Pendel.
Wohnheim des Geheimdienstes
Unweit der Kirche des Heiligen Grigori befindet sich die Lubjanka - das berüchtigte Moskauer Hauptquartier des sowjetischen Geheimdienstes NKWD. Dieser nutzte das Gotteshaus als Wohnheim. Auf neuen Etagen wurden Küchen, Toiletten und Schlafzimmer eingebaut.
Spül- statt Taufwasser
Direkt am Roten Platz steht die Kasaner Kathedrale. Nach ihrem Abriss 1936 wurde ein Pavillon zu Ehren der Kommunistischen Internationalen an ihrer Stelle errichtet, später eine öffentliche Toilette und Trinkwasserspender. Mit der Grundsteinlegung im Jahr 1990 wurde sie als eine der ersten der von den Sowjets zerstörten Kirchen wieder aufgebaut.
Entseeltes Gemäuer
Die Moskauer Christi-Auferstehungskirche fungierte zunächst als Sporthalle der nahegelegenen Wurstfabrik. 1964 richtete das Restaurationszentrum "Grabar" seine Werkstatt in der Kirche ein.
Vom Hallenbad zum Bischofssitz
Die St. Petersburger Petrikirche ist die größte evangelisch-lutherische Kirche in Russland. Die Sowjets verwandelten sie in eine Lagerhalle und ab 1962 in ein Hallenschwimmbad. An die Stelle des Altars rückte ein Sprungturm. 1992 wurde sie als Kirche wiedereröffnet. Seit 1993 ist sie Bischofssitz der neuen Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland, der Ukraine, in Kasachstan und Mittelasien.
Politische Gefangene im Kloster
Das Andronikow Kloster ist eine sehr gut erhaltene Klosterfestung aus dem Spätmittelalter. Ausgerechnet hier wurde von den Kommunisten eines der ersten Konzentrationslager für politische Gefangene eingerichtet. Nach der Sowjet-Ära wurde das Kloster 1992 an die russisch-orthodoxe Kirche übergeben. Innerhalb des Geländes ist das Andrej-Rubljow-Museum für altrussische Kunst beherbergt.
Waffenschmiede in der Kirche
In die Kirche des Heiligen Nikolai zog während der Stalin-Ära eine Fabrik ein. Während des Zweiten Weltkrieges wurde hier Munition produziert. Später begann man hier mit der Fertigung von Anstecknadeln und Medaillen.
Bibliothek ohne Bibel
Die Archangelsk-Kirche von Bronnizy hatte nach ihrer Umnutzung eine vergleichsweise friedliche Existenz: Sie wurde als städtisches Bucharchiv genutzt. Für das Buch der Bücher fand sich dort vermutlich kein Platz.