Erdogan fordert Rückzug von Assads Truppen
5. Februar 2020Die Türkei stellt der syrischen Regierungsarmee ein Ultimatum zum Rückzug hinter die türkischen Beobachtungsposten in der Provinz Idlib. Sollten sich die syrischen Soldaten nicht bis Ende des Monats hinter diese Linie zurückgezogen haben, werde die Türkei sie zurücktreiben, drohte Präsident Recep Tayyip Erdogan bei einer Kabinettssitzung in Ankara.
Zwei Beobachtungsposten lägen nun hinter der Frontlinie der Truppen des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad. Diese rücken mit Unterstützung der russischen Luftwaffe gegen Idlib im Nordwesten Syriens vor, wo das letzte größere von Rebellen kontrollierte Gebiet des Landes liegt. Die Türkei und Russland unterstützen in dem seit neun Jahren dauernden Bürgerkrieg gegnerische Seiten.
"Schwerer Rückschlag für Friedensbemühungen"
Am Montag hatten syrische Soldaten bei ihrem Vormarsch gegen die Rebellen nach Angaben der Regierung in Ankara acht türkische Armeeangehörige getötet. Die Türkei übte dafür Vergeltung bei Gegenangriffen. In Idlib hat die Türkei insgesamt zwölf Beobachtungsposten eingerichtet. Basis dafür ist das De-Eskalationsabkommen von 2018. Ein Sprecher der Regierungspartei AKP sagte kürzlich, die Türkei erachte syrische Soldaten in der Nähe dieser Beobachtungsposten als "Ziele".
In einem Telefongespräch mit seinem russischen Kollegen Wladimir Putin warnte Erdogan am Dienstag, der Angriff auf die türkischen Truppen sei ein schwerer Rückschlag für die "gemeinsamen Bemühungen, einen Frieden in Syrien durchzusetzen". Ankara werde es nicht zulassen, dass syrische Truppen weiter an Boden gewinnen.
UN appelliert an Konfliktparteien
UN-Generalsekretär António Guterres rief zu einem Ende der jüngsten Gefechte zwischen der türkischen Armee und syrischen Regierungstruppen auf. Aus der Region sind binnen zwei Monaten nach UN-Angaben mehr als eine halbe Million Menschen vor den Kämpfen geflohen. Diese Zahl nannte David Swanson, der Sprecher des UN-Büros für humanitäre Hilfe (Ocha). 80 Prozent der Flüchtlinge sind Swanson zufolge Frauen und Kinder. Die jüngste Fluchtbewegung in der Winterzeit verschlechtere eine bereits "schreckliche" humanitäre Lage in der Region, erklärte Swanson. Bereits zwischen April und Ende August seien mehr als 400.000 Menschen durch die Kämpfe vertrieben worden, viele von ihnen mussten demnach mehrmals flüchten.
bri/sti (rtr, afp)