Erdogan - oberster Gemüsehändler der Türkei
11. Februar 2019Angesichts der schnell steigenden Lebensmittelpreise in der Türkei hat die Regierung damit begonnen, Gemüse billig an die Bürger verkaufen zu lassen. Im Fernsehen waren lange Schlangen an in Innenstädten aufgestellten Zelten zu sehen. CNN Türk zufolge soll es in der Hauptstadt Ankara 30 solcher staatlichen Verkaufsstellen geben. In Istanbul sollen es 50 sein. Auf diese beiden Großstädte ist die Aktion derzeit beschränkt. Das Gemüse kostet nur die Hälfte des Preises, den normale Händler verlangen. Es sind maximal drei Kilogramm pro Person erlaubt.
Ende März Kommunalwahlen
Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte während einer Rede in Ankara, so, wie man Terroristen bekämpfe, wolle man jetzt auch die bekämpfen, die "Lebensmittel-Terror" verbreiteten. Erdogan macht für die Preisanstiege nicht die von seiner Regierung mitverursachte schlechte wirtschaftliche Lage, sondern gierige Händler und "Kräfte aus dem Ausland" verantwortlich.
Die hohen Lebensmittelpreise sind ein Politikum, und der staatliche Gemüsehandel wohl mehr Wahlkampf-Strategie als eine Erleichterung für das Portemonnaie von 82 Millionen Türken. Am 31. März sind Kommunalwahlen. Die Jahresteuerung lag jüngst bei 20,35 Prozent. Besonders teuer sind Lebensmittel und nicht-alkoholische Getränke geworden. Im Januar 2019 kosteten Produkte aus dieser Kategorie im Durchschnitt 30,97 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Bei Paprika waren es dem türkischen Statistik-Institut TÜIK zufolge sogar rund 88 Prozent mehr, bei Auberginen rund 81 Prozent.
Bald auch billige Putzmittel
Nach den Worten Erdogans soll es ähnliche Initiativen bald auch bei Putzmitteln geben. "Somit werden meine Bürger, meine Schwestern Ayse und Fatma, mein Ahmet und mein Mehmet auf idealste Weise von diesem Rabatt profitieren."
sti/qu (dpa, rtr)