Erfolgreicher Kampf gegen dicke Luft
1. März 2014Nach einer Woche schlimmen Smogs können die Menschen in der chinesischen Millionenstadt Peking wieder aufatmen. Denn eine Kaltfront brachte Regen und Wind, die die Luft wieder etwas reinigten. In den vergangenen Tagen war das noch anders. Menschen mit Mundschutz huschten schemenhaft zwischen den Wolkenkratzern umher, die schon nach wenigen Stockwerken in graugelben Dreckschwaden verschwanden. Die Luft war so verschmutzt, dass die Regierung Kindern und alten Menschen davon abriet, überhaupt das Haus zu verlassen.
So unterschiedlich die Smogbelastung in den Großstädten weltweit ist, die Ursachen sind oft dieselben. Der Dreckdunst entsteht, wenn fossile Brennstoffe - wie Kohle und Erdöl - verbrannt werden. Denn die enthalten Schwefel, der dann zusammen mit Rußpartikeln und anderen Schadstoffen den Smog bildet. Als Hauptverschmutzer der Luft gelten Straßenverkehr, industrielle Kraftwerke und Kohleheizungen. Wenn dann noch spezielle Wetterlagen oder umgebende Berge den Luftaustausch erschweren, herrscht akuter Smogalarm.
Smog in Europa
Auch in europäischen Städten gehörte Smog viele Jahrzehnte zum Alltag, besonders im Ruhrgebiet mit seinen Kohlekraftwerken und Stahlhütten. Umgekippte Seen mit toten Fischen und abgestorbene Wälder waren die Folge. 1962 erreichte die Luftverschmutzung stellenweise über 5000 Mikrogramm pro Kubikmeter - fast das zehnfache dessen, womit Peking dieser Tage zu kämpfen hat. Diese sogenannte Smog-Krise kostete über 150 Menschen das Leben.
Inzwischen ist der Himmel über dem Ruhrgebiet wieder blau. Wie hat Deutschland das geschafft? Eine Antwort auf diese Frage kennt Werner Reh, der bei der deutschen Umweltschutzorganisation BUND den Bereich "Verkehr" leitet: "Die Politik hat die Industrie verpflichtet, die Abluft der Kraftwerke zu entschwefeln und zu filtern." Auch Autos durften nur noch mit schwefelarmen Kraftstoffen und Katalysatoren fahren. Eine wichtige Rolle habe dabei die aufkommende Umweltbewegung gespielt: "Ohne ihren Druck wäre nichts passiert", sagt Reh.
Deutschland exportiert Erfolgsmodell
Es wurde ein Erfolgsmodell. Denn Deutschland konnte seine vergleichsweise strengen Richtlinien auch auf die europäische Ebene heben. "So entstanden zum einen keine Wettbewerbsnachteile für die Industrie und die Luft in Europa wurde sauberer", sagt Reh. Auch die Wirtschaft, die sich anfangs gegen die hohen Auflagen stemmte, profitierte: "Die Deutschen haben die Technik entwickelt und können sie jetzt weltweit exportieren. Überall kann man Kraftwerke und Autos mit wenig Geld sauberer kriegen. Das dauert dann ein paar Jahre und das Problem ist gelöst."
Doch auch wenn die Sonne heute nicht mehr hinter einem Grauschleier verschwindet, ist noch einiges zu tun. "Heute ist das Problem vor allem Feinstaub aus Kraftwerken", sagt Marion Wichmann-Fiebig, die im Umweltbundesamt die Abteilung "Luft" leitet. Die Partikel seien sogar gefährlicher, weil sie sehr tief in die Lunge eindringen und Krebs und Asthma auslösen können. "Hier sind wir in Deutschland immer noch nicht im grünen Bereich, vor allem an befahrenen Straßen in den Innenstädten", sagt Wichmann-Fiebig.
Auch China ergreift Initiative
In China ist man von diesem grünen Bereich noch weiter entfernt. Doch inzwischen gibt es Anzeichen dafür, dass sich etwas bewegt. Auf Druck der Öffentlichkeit hat die Regierung einen Aktionsplan verabschiedet, der die Luftverschmutzung verringern soll. Der Anteil der Schwerindustrie und der Kohlekraftwerke soll sinken, die erneuerbaren Energien ausgebaut werden. Außerdem sollen alte Autos von den Straßen verschwinden. Wenn die Maßnahmen greifen, könnte in wenigen Jahren der gelbweiße Dunst in China der Vergangenheit angehören.