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Friedliche Wahlen

Katrin Gänsler29. Juli 2013

Volle Wahllokale im Süden und keine Anschläge im Norden. So lautet das erste positive Fazit der Präsidentschaftswahl in Mali. Ersten Ergebnissen zufolge liegt Kandidat Ibrahim Boubacar Keita vorne.

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Wählerin Maimouna Ben Aya kann ihren Namen nicht finden (Foto: Katrin Gänsler / DW)
Bild: DW / Katrin Gänsler

Wahltag in Bamako: Vor den Stimmlokalen haben sich schon am Sonntagmorgen lange Schlangen gebildet. In Badalabougou, einem der Stadtviertel, hat Wahlhelfer Dialankoun Keita viele Wähler um sich versammelt, um den Ablauf zu erklären. "Ohne die 'Nina' könnt ihr nicht wählen", erklärt Keita auf Französisch und auf Bambara, der hier am häufigsten gesprochenen Sprache. Die Anwesenden nicken: Ihre "Nina" - diese Abkürzung steht für Numéro d'identification nationale - haben sie dabei, und Dialankoun Keita nickt zufrieden: "Die Menschen warten wirklich geduldig. Sie sind motiviert und wollen ihren Präsidenten wählen." Zu schaffen machen nur die hohen Temperaturen. Schon morgens liegen sie bei über 30 Grad Celsius. Doch darüber beklagt sich niemand.

27 Kandidaten haben am Sonntag in Mali zur Wahl gestanden. Ersten Auszählungen zufolge soll Ibrahim Boubacar Keita, der ohnehin als aussichtsreichster Bewerber gehandelt wurde, vorne liegen - das berichtete der staatliche Radio- und Fernsehsender ORTM. Am frühen Montagmorgen kursierte sogar das Gerücht, dass er bereits jetzt die absolute Mehrheit haben soll. Alassane Traoré, der für IBK - so wird Ibrahim Boubacar Keita in Mali genannt - gestimmt hat, würde das freuen: "Es ist jemand, der an die Bevölkerung denkt. Deshalb habe ich für ihn gestimmt. Und auch wegen seines Charakters und seiner Aussagen."

Wahlhelfer in Mali (Foto: Katrin Gänsler / DW)
Wahlhelfer Dialangkoun Keïta überprüft die Wahlurne (Foto: Katrin Gänsler / DW)Bild: DW / Katrin Gänsler

Verzweifelte Suche

Doch so einfach wie der junge Mann, der zum ersten Mal gewählt hat, hat es nicht jeder gehabt. Nach der Öffnung am Morgen um 8 Uhr fehlten in einigen Wahllokalen noch die Kabinen. Doch das wurde innerhalb der ersten Stunde behoben. Viel ärgerlicher waren fehlende Namen auf den Wählerlisten. Maimouna Ben Aya kennt das Problem. Auch nach einer Stunde der Suche hat sie noch nicht aufgegeben: "Und wenn ich bis 18 Uhr suche: Ich wähle." Die Präsidentschaftswahl war für sie schließlich eine Herzensangelegenheit: "Sie ist notwendig für unser Land. Wir brauchen jemanden, der uns aus dieser Lage befreit."

Ein Wähler sucht nach seinem Namen in der Wählerliste (Foto: Katrin Gänsler / DW)
Ein Wähler sucht nach seinem Namen in der Wählerliste (Foto: Katrin Gänsler / DW)Bild: DW / Katrin Gäsler

Damit meint Maimouna Ben Aya (Artikelbild oben) den politischen und wirtschaftlichen Stillstand. Denn seit dem Staatsstreich vom 22. März 2012 - damals wurde der bisherige Präsident Amadou Toumani Touré gestürzt - hat Mali keine demokratisch legitimierte Regierung mehr. Viele Geberländer stellten daraufhin ihre finanzielle Unterstützung ein. Doch diese Gelder werden dringend für Investitionen gebraucht. Damit sie wieder fließen, sollte Mali so zügig wie möglich einen neuen Präsidenten bekommen.

Freude statt Kritik

Im Land ist dieser frühe Wahltermin in den vergangenen Monaten oft kritisiert worden. In der Hauptstadt Bamako hat darüber am Wahltag selbst aber kaum jemand gesprochen. Stattdessen haben viele Menschen gezeigt: Sie wollen wählen. Noch gibt es zwar keine Zahlen über die Wahlbeteiligung. Doch so viele Menschen wie diesmal hat auch Oumar Sylla, ein pensionierter Wirtschaftsprüfer, noch nie vor seinem Wahllokal gesehen. "Seitdem ich auf der Welt bin, habe ich eine solche Wahl noch nicht erlebt", so der grauhaarige Mann, der stolz seinen linken Zeigefinger zeigt. Daran ist noch blaue Tinte. Damit hat er gerade abgestimmt.

Im Norden des Landes war die Stimmung jedoch wesentlich verhaltener. Etwa in Kidal, 1500 Kilometer von Bamako entfernt. "Die Wahlbeteiligung war schwach. Allerdings war es in den Wahllokalen, die wir besichtigt haben, in Ordnung", berichtete Louis Michel, Leiter der Wahlbeobachtermission der Europäischen Union, nach einem Blitzbesuch in Kidal gegenüber Journalisten.

Louis Michel, Chef der Wahlbeobachtermission der Europäischen Union (Foto: Katrin Gänsler / DW)
Louis Michel, Chef der Wahlbeobachtermission der Europäischen UnionBild: DW / Katrin Gäsler

Demonstration in Kidal

Grund für die schwache Wahlbeteiligung sind nicht nur die fehlenden Wählerkarten, sondern offenbar auch Einschüchterungsversuche von Seiten der Befreiungsbewegung von Azawad (MNLA) gewesen. So sollen jugendliche Anhänger beispielsweise vor einem Wahllokal demonstriert haben. Trotzdem waren alle Stimmlokale geöffnet.

Dies allein schon könnte als Erfolg gewertet werden. Denn in Kidal hatte es noch wenige Tage vor der Wahl Unruhen gegeben. Die einflussreichsten Kräfte dort sind weiterhin die MNLA sowie der Hohe Rat für die Einheit von Azawad (HCUA). Die Rebellen hatten für einen unabhängigen Staat Azawad gekämpft und die Wahlen in Kidal nur widerwillig zugelassen. Kurz vor dem Urnengang kündigten sie jedoch an, sich für friedliche Wahlen einzusetzen. Daran haben sie sich offenbar gehalten.