Erlösung nach 28 Jahren
15. September 2013Torsten Lieberknecht war nicht mehr zu halten. 70 Minuten lang war der Trainer von Eintracht Braunschweig an der Linie auf- und abgesprungen, hatte sich das spärlich Haar gerauft und es nicht fassen können: Seine Elf hatte bis dahin maximalen Einsatz gezeigt, sich zahlreiche Torchancen herausgespielt und das Publikum auf den Rängen euphorisiert, jedoch mit 0:1 zurückgelegen. Wenn nicht gegen den bislang sieglosen 1. FC Nürnberg die ersten Punkte geholt werden - wann denn dann? Das hatte sich so mancher Fan gefragt. Mit entsprechendem Elan waren die Braunschweiger auch in die Partie gegangen. Sie drängten auf den ersten Treffer vor eigenem Publikum, doch das Tor fiel auf der anderen Seite: Adam Hlousek brachte Nürnberg in der 28. Minute überraschend in Führung.
Doch davon ließen sich die Bundesliga-Rückkehrer nicht beeindrucken. Chance um Chance erspielten sie sich. Publikumsliebling Domi Kumbela forderte das Publikum gestenreich zur bedingungslosen Unterstützung auf. Und dann kam die 70. Minute: Wieder ein Angriff der Braunschweiger, wieder Chaos im Nürnberger Strafraum. Dann der Querpass auf Omar Elabdellaoui, der völlig freie Schussbahn hatte. Diese Chance ließ sich der Norweger nicht nehmen: Er knallte den Ball unhaltbar zum 1:1 (0:1)-Endstand in die Maschen. Es war das erste Braunschweiger Bundesliga-Heimtor nach mehr als 28 Jahren. Das letzte hatte am 11. Mai 1985 beim 2:4 gegen Borussia Dortmund Peer Posipal erzielt. Wie wichtig dieser Treffer für die Braunschweiger Psyche werden könnte, zeigten die folgenden Minuten: Die Eintracht spielte wie entfesselt auf, drängte die Franken in die Defensive und hatte den Sieg auf dem Fuß, den allerdings Nürnbergs Torwart Raphael Schäfer mit zahlreichen Paraden verhinderte.
"Wenn ich die Leistung der Mannschaft gesehen habe: Hut ab! Heute hat Eintracht Braunschweig gegen Raphael Schäfer gespielt" resümierte Eintracht-Sportdirektor Marc Arnold beim Fernsehsender Sky. "Nach dem Spielverlauf war ein Punkt fast zu wenig, aber wichtig war, dass die Mannschaft zeigt, dass sie lebt und dass sie mithalten kann." Das Schlusslicht erkämpfte sich den ersten Punkt und damit eine bessere Ausgangsposition als so manch anderer Verein der Bundesliga-Historie, der am Ende den Klassenerhalt schaffte. Torsten Lieberknecht wird entsprechende Statistiken sicher vor dem nächsten Auftritt gegen Borussia Mönchengladbach am Freitagabend (20.09.2013) zur Hand haben, um seine Mannschaft zusätzlich zu motivieren.
Hoffenheim feiert ersten Heimsieg
Zuvor hatte es im Spiel der beiden bisher offensivstärksten Teams der Liga nur drei Tore gegeben: 1899 Hoffenheim setzte sich mit 2:1 (2:0) gegen Borussia Mönchengladbach durch. Anthony Modeste brachte Hoffenheim quasi mit dem Pausenpfiff in Führung und bereitete das 2:0 durch Kevin Volland (54.) vor. Branimir Hrgota sorgte mit seinem Anschlusstreffer (75.) kurz nach seiner Einwechslung nochmal für ein Aufbäumen der Gladbacher, die jedoch auch im achten Anlauf bei Hoffenheim nicht gewinnen konnten. "Wir haben viel Ballbesitz gehabt, aber ohne die letzte Überzeugung. Wir haben leichte Gegentore kassiert. Am Ende haben wir noch einmal alles versucht, aber es hat nicht gereicht", brachte es Gladbachs Kapitän Filip Daems auf den Punkt.
Fünfter Sieg des BVB
Am Samstag hatte Borussia Dortmund mit einem 6:2 (2:1)-Kantersieg über den Hamburger SV seine Spitzenposition gefestigt und den fünften Sieg im fünften Saisonspiel geholt. Verfolger FC Bayern München kämpfte sich im neuen "Wies´n-Outfit" zu einem 2:0 (0:0)-Heimerfolg gegen Hannover 96. Bayer 04 Leverkusen behielt beim 3:1 (1:1) über den VfL Wolfsburg die Oberhand im Duell zweier Werksklubs. Der FC Augsburg drehte beim 2:1(0:0) die Partie gegen den SC Freiburg und holte bereits den dritten Saisonsieg in Folge. Mainz 05 musste sich Schalke 04 mit 0:1 (0:1) geschlagen geben und Werder Bremen kassierte gegen Eintracht Frankfurt eine 0:3 (0:2)-Schlappe. Am Freitag hatte der VfB Stuttgart sein Auswärtsspiel bei Hertha BSC mit 1:0 (0:0) gewonnen.
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