Erneut zwei Todesurteile in Japan vollstreckt
27. Dezember 2018In Japan sind wieder zwei zum Tode verurteilte Mörder gehängt worden. Das gab das Justizministerium in Tokio nach der Vollstreckung der Urteile bekannt. Japan, die drittgrößte Wirtschaftsnation der Welt, gehört zu den wenigen Industrieländern, die an der Todesstrafe festhalten.
Zuletzt hatte die rechtskonservative Regierung im Juli Mitglieder der Endzeitsekte Aum Shinrikyo durch den Strang hinrichten lassen, die vor 23 Jahren mit einem Giftgasanschlag in Tokios U-Bahn 13 Menschen getötet hatten.
Die beiden in Osaka hingerichteten Männer im Alter von 60 und 67 Jahren waren wegen Raubmordes an zwei Geschäftsleuten im Jahr 1988 zum Tode verurteilt worden. Sie hatten ihre Opfer entführt und um Geld erpresst und danach erwürgt. Anschließend gossen sie die beiden Ermordeten in Beton und begruben sie in den Bergen, hieß es.
Bundesregierung bestürzt
Menschenrechtsaktivisten prangern seit Jahren den Umgang mit Hinrichtungen sowie die Haftbedingungen in Japan an. Zum aktuellen Fall erklärte die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Bärbel Kofler, Hinrichtungen seien "eine unmenschliche und grausame Art der Bestrafung". Sie bitte die japanische Regierung, "die weitere Vollstreckung der Todesstrafe auszusetzen".
Als besonders grausam kritisieren auch ausländische Regierungen, dass den Verurteilten der Zeitpunkt ihrer Hinrichtung nicht mitgeteilt wird. Sie leben oft jahrelang in Einzelhaft.
Seit dem Amtsantritt von Regierungschef Shinzo Abe sind damit inzwischen insgesamt 36 Menschen hingerichtet worden - allein in diesem Jahr seien 15 Urteile vollstreckt worden.
Japans Juristenvereinigung hatte sich für die Abschaffung der Todesstrafe bis 2020 ausgesprochen. In dem Jahr wird das Land Gastgeber der Olympischen Spiele in Tokio sein. Derzeit sitzen nach Informationen örtlicher Medien 109 Verurteilte in Japans Todeszellen.
Weltweit haben den Angaben zufolge bislang 103 Staaten die Todesstrafe vollständig abgeschafft. 139 Staaten vollstrecken sie nicht mehr. Mitte Dezember 2018 stimmten in New York 121 Länder dafür, die Anwendung der Todesstrafe vorerst zu stoppen.
ni/se (dpa, kna)