Erste Festnahmen nach Flüchtlingsdrama
21. April 2015Es handele sich um den mutmaßlichen tunesischen Kapitän und den ersten Steuermann, einen Syrer, des mit Hunderten Menschen gesunkenen Schiffes, teilte die Polizei mit. Den beiden Männern werde Menschenschmuggel vorgeworfen. Die Überlebenden des Unglücks waren mit einem Schiff der italienischen Küstenwache nach Sizilien gebracht worden. Auch die anderen Geretteten sollen befragt werden. Die Staatsanwaltschaft von Catania nahm Ermittlungen auf.
Laut UN: etwa 800 Tote
Inzwischen gehen die Vereinten Nationen davon aus, dass etwa 800 Menschen bei dem Schiffsunglück ums Leben gekommen sind. Das teilten Vertreter des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR und der Internationalen Organisation für Migration (IOM) mit, nachdem sie in Catania mit Überlebenden gesprochen haben.
Nach unterschiedlichen Angaben war zunächst davon ausgegangen worden, dass sich zwischen 700 und 950 Menschen an Bord des Schiffes befanden, das in der Nacht zum Sonntag 70 Seemeilen vor der Küste Libyens gekentert war. Nur 28 Menschen überlebten das Unglück. Die Rettungskräfte vermuten, dass Hunderte der Passagiere mit dem Wrack auf den Meeresgrund gesunken sind. Die Schlepper hatten nach Angaben von Augenzeugen viele Flüchtlinge unter Deck eingesperrt.
Neue Unglücke vor Libyen und Rhodos
Im Mittelmeer sind am Montag erneut Flüchtlingsschiffe in Seenot geraten. Die Migrationsorganisation IOM berichtete, sie habe in Rom einen Notruf von einem sinkenden Boot mit über 300 Menschen an Bord erhalten. Mindestens 20 Passagiere seien offenbar bereits tot. Zwei weitere Boote sind ebenfalls betroffen. Die Organisation hat die Informationen an die italienische Küstenwache weitergeleitet. Italiens Regierungschef Matteo Renzi sagte, sein Land habe zusammen mit Malta Rettungseinsätze eingeleitet.
Auch vor Rhodos kam es zu einem Schiffsunglück: Direkt vor einem beliebten Strand der griechischen Touristeninsel lief ein Kutter mit Flüchtlingen an Bord auf Felsen auf und zerschellte. Mindestens drei Menschen starben, darunter ein vierjähriges Kind, wie die Küstenwache mitteilte. Weitere 93 wurden demnach aus dem Wasser gerettet, 30 von ihnen kamen ins Krankenhaus.
Augenzeugen gaben an, dass die Flüchtlinge sich an Teile des Schiffes klammerten, um die Küste zu erreichen. Medienberichten zufolge beteiligten sich auch Inselbewohner an der Rettung.
qu/wl (dpa, afp, rtre)