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Erste Homosexuellenparade in Kiew

25. Mai 2013

In der ukrainischen Hauptstadt Kiew haben Schwule und Lesben erstmals für ihre Rechte demonstriert. Auch im Nachbarland Russland hatten Aktivisten zu Kundgebungen aufgerufen. Rund 30 Demonstranten wurden verhaftet.

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Demonstration von Homosexuellen in Kiew (Foto: ap)
Bild: picture alliance/AP Photo

Es war nur eine kleine Parade, die sich in der ukrainischen Hauptstadt Kiew auf den kurzen Weg machte: zwischen 50 und 100 Teilnehmer, melden die Nachrichtenagenturen, und nach 20 Minuten sei alles vorbei gewesen, heißt es in den lokalen Medien. Die Schwulen und Lesben marschierten zudem am Rande der Innenstadt, fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit.(Artikelbild) Sie schwenkten ihre Regenbogenflaggen und hielten Transparente mit Aufschriften wie "Homosexualität ist keine Krankheit" hoch. Begleitet wurden sie von einer Delegation aus der Partnerstadt München sowie von Homosexuellen aus den Niederlanden, Dänemark und Norwegen. Abgesichert wurde die Kundgebung von einem massiven Polizeiaufgebot.

Ukraine: Schwule und Lesben auf der Straße

Viel wichtiger war den Veranstaltern jedoch, dass ihr Marsch überhaupt stattgefunden hat. Immerhin war es die erste Homosexuellen-Parade überhaupt in der Ukraine. "Dies kann als historischer Tag betrachtet werden", sagte Mitorganisatorin Elena Semjonowa. In der ehemaligen Sowjetrepublik ist Homophobie weit verbreitet. Die Organisatoren hatten denn auch den Teilnehmern bequeme Kleidung und flache Schuhe empfohlen, um leichter vor möglichen Angreifern fliehen zu können.

Auf Alternativroute unterwegs

Die gab es wie befürchtet auch. Die Polizei nahm mehrere Gegner der Veranstaltung fest, die die Parade durch verschieden Provokationen gestört hatten.

Ein Verwaltungsgericht hatte am Donnerstag die Demonstration der Schwulen und Lesben sowie Gegenkundgebungen unter anderem von kirchlichen Gruppen untersagt. Die Kiewer Stadtverwaltung erlaubte die Parade jedoch in einem Außenbezirk.

Gesetzentwürfe für und wider

Das Parlament der von der orthodoxen Kirche dominierten Ukraine diskutiert derzeit über ein Verbot von "Schwulenpropaganda": Bis zu sechs Jahren Haft soll nach einem Gesetzentwurf jenen drohen, die für Homosexualität werben. Dagegen streben andere Abgeordnete ein Antidiskriminierungsgesetz an, das nach Vorbild der Europäischen Union auch Lesben und Schwule vor Benachteiligungen schützen soll.

Auf einen solchen Schutz warten auch die Homosexuellen in Russland. Auch hier berät das Parlament ein umstrittenes Verbot von "Homosexuellen-Propaganda". Nach Darstellung der Initiatoren dient es dem Kinderschutz. Ein Argument, das auch die Verbots-Befürworter in der Ukraine gerne vorbringen.

Homosexualität ist seit 1993 in Russland straffrei. Die Behörden verbieten aber regelmäßig geplante Schwulenparaden. Moskaus höchstes Gericht hatte im vergangenen Jahr ein generelles Verbot von "Gay Pride" und ähnlichen Paraden bis 2112 bestätigt.

Wieder Demonstration gegen Homo-Ehe in Frankreich

So nimmt es nicht Wunder, dass bei einer Kundgebung in der Hauptstadt Moskau etwa 30 Teilnehmer und Gegner festgenommen wurden, darunter der Chef des russischen Homosexuellen-Verbandes, Nikolai Alexejew. Er muss mit einer Anklage wegen Organisation einer nicht genehmigten Versammlung rechnen, meldet die Agentur Interfax unter Berufung auf die Polizei. Gegner, so hieß es, hätten in der Nähe mit "lautem Beten" gegen die Kundgebung demonstriert.

In Frankreich werden am Sonntag wieder Hunderttausende auf die Straße gehen, um gegen die sogenannte Homo-Ehe und das Recht gleichgeschlechtlicher Paare auf Adoption zu demonstrieren. Beides wird seit diesem Jahr durch ein Gesetz geregelt.

gmf/det (afp, ap, dpa, rtr)