Erster Ebola-Fall in New York
24. Oktober 2014Der 33-jährige Mediziner Craig Spencer war vor wenigen Tagen aus Westafrika zurückgekehrt und hatte zuletzt über Fieber und Durchfall geklagt. Er wurde sofort in die Isolierstation des Bellevue-Krankenhauses (Artikelbild) in Manhattan gebracht. Bei Tests bestätigte sich der Ebola-Verdacht.
New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio warnte vor Panik und Hysterie: "Es gibt keinen Grund zur Sorge. Wir haben ein starkes Team, und wir sind seit Monaten vorbereitet. Jetzt läuft ab, was wir so oft geübt haben", betonte der Bürgermeister. Ebola übertrage sich nur durch Körperflüssigkeiten: "Es genügt nicht, im selben U-Bahn-Wagen zu sein oder in der Nähe zu wohnen." Der Gouverneur der US-Metropole, Andrew Cuomo, erklärte: "Wir hatten alle gehofft, dass dieser Tag nie kommen wird. Aber wir sind hier in New York, und Menschen aus aller Welt kommen zu uns. Diese Nachricht konnte uns nicht überraschen."
Als Ebola-Helfer in Guinea
Der Mediziner war im September und Oktober für die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" im westafrikanischen Guinea im Einsatz gegen Ebola. Nach Angaben der New Yorker Gesundheitsbehörden kehrte Spencer am 17. Oktober über den Internationalen Flughafen John F. Kennedy in die USA zurück.
Er selber hatte auf seiner Facebook-Seite angegeben, um den 18. September herum nach Guinea gereist zu sein. Am 16. Oktober sei er nach Brüssel geflogen und von dort weiter in die USA. Die maximale Inkubationszeit bei Ebola beträgt 21 Tage. Infizierte können Ebola erst übertragen, wenn sie bereits Symptome wie Fieber oder Erbrechen zeigen.
Wie die Behörden weiter mitteilten hatte der Arzt seit seiner Rückkehr aus Westafrika nur zu wenigen Menschen Verbindung gehabt. Mit seiner Verlobten sowie zwei Freunden habe Spencer in engem Kontakt gestanden, alle drei seien unter Quarantäne gestellt worden. Niemand von ihnen zeige Ebola-Symptome.
Wohnung versiegelt
Eine der drei Personen befinde sich ebenfalls im Krankenhaus, berichtete die Gesundheitsbeauftragte von New York, Mary Travis Bassett. Für eine vierte Person, einen Taxifahrer, bestehe kein Risiko. Die Wohnung des Mannes im Stadtteil Harlem in Manhattan sei versiegelt worden, so die Behörden weiter. Der Rest des Hauses sei für die Bewohner aber frei zugänglich. Drei Polizisten bewachten es.
Schon 10.000 Infizierte
Die schwerste Ebola-Epidemie in der Geschichte wütet vor allem in Liberia, Sierra Leone und in Guinea in Westafrika. Die Virus-Erkrankung wurde aber auch nach Spanien und die USA eingeschleppt. Im texanischen Dallas steckten sich zwei Krankenschwestern bei der Behandlung eines Ebola-Patienten an. Der Weltgesundheitsorganisation WHO zufolge haben sich in Westafrika inzwischen etwa 10.000 Menschen infiziert. Etwa die Hälfte der Patienten ist gestorben.
Kind in Mali infiziert
Auch im bislang von Ebola verschonten westafrikanischen Mali gibt es jetzt einen ersten Krankheitsfall. Es handelt sich um ein zweijähriges Mädchen, das kürzlich mit seiner Großmutter im Nachbarland Guinea unterwegs gewesen sei, teilte das Gesundheitsministerium in Bamako mit. Es rief die Bevölkerung zur Ruhe auf, es werde alles getan, um eine Ausbreitung der Krankheit in Mali zu verhindern. Zugleich forderte ein Ministeriumssprecher die Bürger auf, nicht unbedingt notwendige Reisen in die von Ebola betroffenen Länder und Regionen zu unterlassen.
Die WHO kündigte die Entsendung weiterer Ebola-Experten nach Mali an. 43 Menschen, die Kontakt zu dem erkrankten Kind hatten, stünden unter Beobachtung, unter ihnen zehn medizinische Helfer, teilte eine Sprecherin in Genf mit.
wl/gmf (dpa, afp, rtr)