Energiesparendes Wohnen
10. Januar 2010Ich hole meinen Schlüssel ab: Drei Tage Probewohnen kosten ab 199 Euro, eine Woche 729 Euro. Eine Mitarbeiterin führt mich durch die kleine Siedlung am Wald, auch "Sonnenplatz" genannt. Alle Häuser sind komplett eingerichtet: Sie sind nach Süden orientiert, haben eine luftdichte Hülle und eine Wohnraum-Lüftung. Zusätzliche Energie kommt von Solaranlagen oder Wärmepumpen. "Im 'Haus Schiller', wo Sie wohnen, haben wir eine Tiefenbohrung gemacht, wo dann auch wirklich die Wärme aus der Tiefe geholt wird", erklärt Pressesprecherin Michaela Mraz.
145 Quadratmeter Wohnfläche auf zwei Etagen und einem Balkonvorsprung. Die großen Fenster sind dreifach verglast. Christoph Ungersböck hat die Koffer schon gepackt. Er hat hier mit seiner Freundin probegewohnt. Der junge Mann hatte den Aufenthalt bei einer Lotterie gewonnen. "Das war ein traumhaftes Wohnklima, das war irrsinnig angenehm. Die Häuser sind so eingerichtet, dass es einem an nichts fehlt: Sauna, ein Whirlpool, ein großer Fernseher, Stereoanlage, ein netter Kochbereich - irrsinnig toll", sagt er. Nun wolle er selbst ein Passivhaus bauen.
Allerdings sei es ihm zu warm gewesen. Die Sonne habe schräg in die großen Fenster geschienen und das Haus aufgeheizt, sagt er. "Die einzige Möglichkeit war, die Fenster zu öffnen, so dass die Energie wieder rauskommt."
Wärme, die brummt
Die Wohnraumlüftung ist das Herzstück des Passivhauses. Sie saugt frische Luft an und verteilt sie über Rohre unter dem Fußboden in alle Räume. In jedem Raum sind mehrere schmale Zugluftschlitze eingelassen, wo die staub- und pollenfreie Luft austritt. Sie ist vorgewärmt, weil die Anlage die Wärme aus der Abluft in Küche und Bad nutzt. Die Lüftung zieht kein bisschen, auch die Böden mit der Fußbodenheizung sind angenehm warm.
Bloß nachts kann ich nicht einschlafen. Die Hülle des Passivhauses dämmt alle Geräusche von außen - und jedes Innengeräusch nehme ich als Störfaktor wahr. Dazu gehört auch die Lüftung, deren leises Brummen bis ins Schlafzimmer dringt. "Wenn man die Umluftanlage in einem Passivhaus einfach ausschalten würde, ist es so, dass es aufgrund der Luftdichtheit des Gebäudes sehr schnell zu riechen beginnen würde", erklärt Projektleiter Martin Zizka.
Ein Zehntel des herkömmlichen Energiebedarfs
Die anderen Häuser im "Sonnenplatz" sehen anderes aus als meines: Es gibt ein Holzhaus aus speziellen Planziegeln oder ein Haus aus Fertigbauteilen, mit Sattel- oder Flachdach, Erker oder als Achteck in Feng Shui-Manier. Passivhäuser müssen offenbar nicht aussehen wie Schuhschachteln. Vielleicht könnte ich mich an das leise Rauschen der Lüftung gewöhnen. Immerhin ist es faszinierend, ein Haus zu bewohnen, das so wenig Energie verliert, dass es mit einem Zehntel des herkömmlichen Bedarfs auskommt.
Autor: Alexander Musik
Redaktion: Nicole Scherschun