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Erstmals hungern über eine Milliarde Menschen

19. Juni 2009

Rund ein Sechstel der Weltbevölkerung hat nach UN-Angaben nicht genug zu essen. Das bedeutet eine neue Rekordzahl der Hungernden auf der Erde. Ursachen seien die Wirtschaftskrise und hohe Lebensmittelpreise.

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Hungerndes Kind (Foto: AP)
Immer mehr Menschen hungern weltweit - vor allem KinderBild: AP
FAO-Generaldirektor Jacques Diouf (Foto: AP)
FAO-Generaldirektor Jacques Diouf sieht den Hunger in der Welt als Gefahr für den WeltfriedenBild: AP

Die alarmierenden Zahlen wurden von der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft, FAO, am Freitag (19.06.2009) in Rom vorgelegt. Der Generaldirektor der FAO, Jacques Diouf, warnte, diese lautlose Hungerkrise gefährde erheblich den Weltfrieden und die Sicherheit. Deswegen brauche man dringend einen breiten Konsens aller Länder darüber, dass der Hunger in der Welt rasch und vollständig ausgerottet werden müsse. Die notwendigen Programme dafür müssten endlich auf den Weg gebracht werden.

Wirtschaftskrise als Ursache

Für den traurigen Rekord macht die FAO in ihrem Bericht die globale Wirtschaftskrise und die anhaltend hohen Lebensmittelpreise verantwortlich. Viele Menschen weltweit müssten wegen der Krise Einkommenseinbußen oder den Verlust ihrer Arbeit hinnehmen. Damit hätten sie weniger Geld zur Hand, um die Nahrungsmittel zu bezahlen. Gleichzeitig sei im Moment sogar mit einem weiteren Anstieg der Lebensmittelpreise in vielen Ländern zu rechnen, sodass die Zahl der Hungernden im Verlauf dieses Jahres voraussichtlich noch einmal um 11 Prozent zunehmen werde. Im vergangenen Jahr habe die Zahl noch bei 915 Millionen Menschen gelegen. Sie sei demnach 2009 um rund 100 Millionen Menschen angestiegen, obwohl die Ernten weltweit nicht schlechter ausgefallen seien als im Vorjahr.

Besonders betroffen: die Entwicklungsländer

Eine Frau in Simbabwe sucht nach Essensresten im Müll (Foto: dpa)
Eine Frau in Simbabwe sucht nach Essensresten im MüllBild: picture-alliance/ dpa

Die große Mehrheit der Hungernden und Unterernährten ist laut FAO-Bericht natürlich in den sowieso schon armen südlichen Ländern zu finden - die meisten im Asien-Pazifik-Raum, wo allein 642 Millionen von ihnen leben - also deutlich mehr als Hälfte. Aber auch in Afrika, Lateinamerika, der Karibik sowie dem Nahen Osten gibt es viele Millionen Menschen ohne ausreichende Nahrung oder Zugang zu Nahrungsmitteln. Und sogar in den Industrieländern des Nordens hätten immerhin 15 Millionen Menschen nicht genug zu essen.

Jahrhundert des Hungers?

Menschen an einem Brunnen in Afghanistan (Foto: dpa)
In Afghanistan fördert die Welthungerhilfe den Aufbau der Infrastruktur in ländlichen Gebieten - zum Beispiel beim BrunnenbauBild: picture-alliance/dpa

Die Präsidentin der Deutschen Welthungerhilfe, Babara Dieckmann, warnte angesichts der aktuellen Zahlen davor, dass das 21. Jahrhundert zu einem Hungerjahrhundert zu werden drohe. Sie forderte, dass Hilfe vor allem in die ländlichen Gebieten gebracht werden müsse, denn zwei von drei Hungernden lebten außerhalb der Stadtregionen.

Dieckmann appellierte an die reichen Länder, mehr zu tun, und rechnete ihnen vor, dass nur ein Prozent der von den Industrienationen wegen der Wirtschaftskrise aufgelegten Konjunkturprogramme reichen würden, um den Hunger weltweit deutlich zu dämpfen. FAO-Generaldirektor Jacques Diouf forderte, den ärmeren Ländern müssten die wirtschaftlichen und politischen Mittel an die Hand gegeben werden, damit sie ihre eigene Agrarproduktion und Produktivität ankurbeln könnten. (bu/gri/dpa/ap/afp)

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