Es werde Licht: ZERO in Berlin
"ZERO ist der Anfang. ZERO ist rund. ZERO dreht sich." Im April 1958 gründen die beiden Deutschen Heinz Mack und Otto Piene in Düsseldorf die Künstlergruppe ZERO: Die "Stunde Null" der Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg.
Kunst statt Sonnefinsternis
Einen Tag nach der Sonnenfinsternis in Deutschland öffnet die große ZERO-Ausstellung im Berliner Martin-Gropius-Bau am Samstag (21.3.) ihre Pforten. Angesichts einiger Objekte muss der Besucher zwangläufig an das seltene Naturschauspiel denken. Kein Zufall: ZERO ging es um Licht und Wahrnehmung. Otto Pienes "Venus von Willendorf" von 1965 wirkt so fast wie die Aufnahme einer Sonnenfinsternis.
Drei Männer und eine Idee
Offiziell wurde ZERO im April 1958 von den Künstlern Heinz Mack (l.) und Otto Piene (Mitte) aus der Taufe gehoben. Zu den beiden stieß drei Jahre später noch Günther Uecker (r.). Ziel der drei Männer war es, der bildenden Kunst in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg einen inhaltlichen und formalen Neuanfang zu ermöglichen. Sie wollten sich von den Zwängen der Nachkriegskunst befreien.
Form und Farbe
Was dabei herauskam, was andere Künstler, die zur Gruppe stießen, und was auch von Künstlern aus dem Ausland beigesteuert wurde - all das kann der Besucher der Schau in Berlin bis zum 8. Juni besichtigen. In den großzügigen Räumlichkeiten des Martin-Gropius-Baus kann sich die Kraft der Bilder und Objekte voll entfalten.
Von Düsseldorf aus nach Europa
In der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt wurde ZERO gegründet. Dort fanden erste Ausstellungen statt. Schnell kamen auch Künstler aus anderen deutschen Städten und aus dem Ausland zu der Künstlergruppe. Die präsentierte sich Mitte der 1960er-Jahre auch in New York und Washington. Ebenfalls in zahlreichen europäischen Metropolen, wie hier in Amsterdam, zeigten Mack, Piene und Co ihre Werke.
Nachkriegszeit überwinden
ZERO verstand sich als Kunstbewegung, die Abschied nehmen wollte von einer als quälend empfundenen Auseinandersetzung mit Krieg und Nachkriegszeit. Otto Piene formulierte es so: "Wir verstanden ZERO von Anfang an als Namen für eine Zone des Schweigens und neuer Möglichkeiten, nicht als Ausdruck des Nihilismus oder einen Dada-ähnlichem Gag."
Sprache und Schweigen
Gezeigt werden in Berlin rund 200 Werke von mehr als 40 Künstlern aus dem In- und Ausland. "ZERO ist Stille. ZERO ist der Anfang. ZERO ist rund. ZERO dreht sich. ZERO ist der Mond", hieß es 1963 in dem Manifest "ZERO der neue Idealismus". Und obwohl es immer wieder hieß "ZERO ist Stille", wurde viel geredet. Die beteiligten Künstler proklamierten ihre Kunst in der Öffentlichkeit.
Abstrakte Kunst
Ein Anliegen von ZERO war es, die Kunst von allen Schlacken der Vergangenheit zu befreien. Dazu gehörte auch die Gegenständlichkeit in der Kunst. Experimentiert und gespielt wurde dagegen mit Farbe und Form, mit Material, Licht, Raum und Bewegung. Günther Uecker bezeichnete ZERO als "Möglichkeitsbereich", in dem man mit der "visionären Form der Reinheit, der Schönheit und der Stille" spekuliert.
Treffpunkt Galerie
Ebenso wichtig wie die Künstler und ihre Werke waren damals auch die Galeristen. Alfred Schmela (r.) gründete 1957 in der Düsseldorfer Altstadt seine gleichnamige Galerie, die schnell zu einem Treffpunkt der Künstler wurde. Schmela förderte neben Künstlern wie Joseph Beuys, Jean Tinguely und Yves Klein vor allem auch die ZERO-Gruppe. Mit ihnen war er befreundet, sie lud er auch nach Hause ein.
Licht und Schatten
Mehr noch als mit ihren Bildern wurden die ZERO-Künstler durch ihre Objekte und Plastiken bekannt. Glas und Spiegel, reflektierende Oberflächen und sich bewegende Teile - das wurde zu einem Markenzeichen der Künstlergruppe. Vor allem Otto Piene wurde später als "Lichtkünstler" berühmt. Das Licht stand für Neuanfang und Transparenz, für Klarheit und Purismus.
Einfache Formen - philosophische Gedanken
Otto Piene arbeitete viel mit reinem Licht, Heinz Mack entwarf Lichtreliefs. Zum Markenzeichen von Günther Uecker wurden vor allem seine Nagelbilder. Die drei Künstler stehen im Mittelpunkt der Berliner Ausstellung. Doch im Martin-Gropius-Bau sind auch Künstler wiederzuentdecken, die im Schatten der drei großen ZERO-Meister standen. Bis zum 8. Juni hat die Ausstellung ihre Pforten geöffnet.