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ESC 2022: Die Favoriten

9. Mai 2022

In Turin wird schon emsig für den Eurovision Song Contest geprobt. Am Sonntagabend ist der ESC offiziell eröffnet worden. Wir stellen die Favoriten vor.

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Eurovision Song Contest 2022, ein Mann in einem riesigen weißen Umhang dreht sich vor einer Wand mit dem Design des diesjährigen ESC.
Sonne und Regen bei der ESC-Eröffnung - der Australier Sheldon Riley blieb trockenBild: Jessica Gow/TT/picture alliance

Richtig gut gemeint hatte es das Wetter während der Eröffnungszeremonie des Eurovision Song Contests nicht. Immer wieder unterbrochen von Regenschauern schritten die Künstlerinnen und Künstler mit ihrem Gefolge über den türkisen Teppich, vorbei an Journalisten, Bloggern und Fans, vor der Kulisse des ehemaligen Königspalastes in Venaria Reale bei Turin.

Ob mit oder ohne Regenschirm: Man zeigte, was die Garderobe so hergab. Während der Australier Sheldon Riley mit einem überdimensionalen Flokati-Umhang einherschwebte, trug Ronela Hajati aus Albanien ein knallbuntes folkloristisches Kostüm mit einer quaderförmigen Kopfbedeckung, die sie gut vor dem Regen schützte. Chanel aus Spanien kam im roten Minikleid, das sie mit einer gigantischen roten Plüschstola kombinierte. Der deutsche Teilnehmer Malik war dagegen fast schon zurückhaltend gekleidet in schwarzem Hemd und dunkelrotem Satin-Anzug.

Eurovision Song Contest 2022: Die ukrainische Band Kalush Orchestra hält Ukraine-Flaggen in die Kamera.
Haushohe Favoriten: Kalush Orchestra aus der UkraineBild: Jessica Gow/TT/picture alliance

Mit ernsten Gesichtern traten die Ukrainer auf den Teppich: Das Kalush Orchestra, derzeit haushoher Favorit, zeigte sich in Anzügen, die an die schlichte Kleidung des ukrainischen Präsidenten Selenskyj erinnerten. 

Proben gehen in die heiße Phase

Der Sonntag war der erste probenfreie Tag in Turin - für alle Teilnehmenden eine Gelegenheit zum Durchatmen. Doch schon an diesem Montag geht es wieder los, im Pala Olimpico findet der zehnte Probentag statt. Dort werden die Auftritte der Acts des ersten Semifinals, das am Dienstagabend ausgetragen wird, noch einmal feingeschliffen. Außerdem findet am Abend die Show für die Jurys statt, deren Stimmen mit denen der Zuschauer am nächsten Tag das Ergebnis bestimmen.

Die Bühnentechnik hatte den Veranstaltern in den letzten Tagen einige Probleme bereitet. Das Herzstück der ESC-Bühne, eine kinetische Sonne, umgeben von Wasserspielen, streikte während der ersten Proben. Da einige der Acts die Bühnenkonstruktion mit dem Motto "die Sonne im Inneren" in ihre Choreografie eingebaut hatten, mussten schnell neue Varianten her. Das sorgte für Unmut.

Ukraine ist Favorit

Seit 2003 ist die Ukraine beim ESC dabei. Seitdem war sie zehn Mal in den Top Ten, zweimal hat sie gewonnen - zuletzt 2016 in Stockholm. Der ESC 2017 fand in Kiew statt - ein fröhliches buntes Musikspektakel, das dem Land, welches sich schon seit 2014 im Krieg mit Russland befand, gut tat.

Auch in diesem Jahr liegt die Ukraine mit dem Kalush Orchestra in den Prognosen weit vorne. Auch wenn der ESC nie politisch sein will - er ist es jedes Jahr irgendwie doch.

Dass den Ukrainern die Sympathie aus ganz Europa entgegengebracht wird, ist angesichts des Krieges und der weltweiten Solidarität mit dem Land nicht verwunderlich. Hinzukommt, dass der Song dieser bunten Truppe richtig stark ist. "Stefania" ist eine Mischung aus folkloristischem Gesang und Rap mit einem sehr tanzbaren Groove.

"Big Five" mit guten Chancen

Die sogenannten "Big Five" sind die Länder, die den Eurovision Song Contest größtenteils finanzieren. Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien sind fürs Finale gesetzt und müssen sich nicht in den Semifinals qualifizieren. Oft sind diese Länder nicht unter den Top Ten vertreten, vor allem Großbritannien, Deutschland und Spanien hatten in den vergangenen Jahren die schlechtesten Platzierungen quasi gepachtet. In diesem Jahr haben gleich drei der "Big Five" gute Chancen auf eine Top-Fünf-Platzierung.

Feuer, Weltall und Liebe

Chanel aus Spanien legt einen so heißen Auftritt hin, dass sie auf der Bühne einen Fächer zücken muss - dieses Detail wurde bei den letzten Proben eingeführt. Bei diesem Feuerwerk aus Poledance und Latinorhythmen ist der Titel "SloMo" (dt. Zeitlupe) etwas seltsam, doch diese Nummer könnte beim Publikum ganz weit vorne landen.

Sam Ryder ist bereits ein TikTok-Star in Großbritannien. Mit seinem Beitrag hat er die ESC-Gemeinde von Anfang an überrascht. Mit "Space Man", einer in lupenreinem Falsett gesungenen Hommage an große Sänger wie Freddie Mercury oder Elton John, kommt zum ersten Mal seit Langem wieder ein wirklich starker Song aus England - und der konkurriert laut Prognosen momentan mit Italien um den zweiten Platz.

Eurovision Song Contest 2022: Sam Ryder im silbernen Overall auf dem türkisen Teppich, hinter ihm das Motto "The Sound of Beauty" und Fans mit Flaggen.
Sam Ryder hat auf TikTok über zwölf Millionen FollowerBild: Nderim Kaceli/zumapress/picture alliance

Italien kommt mit einem Duett: "Brividi", gesungen von Mahmood und Blanco, ist eine Ballade mit Wucht - ein Liebeslied über das Ende einer gleichgeschlechtlichen Beziehung und die Unfähigkeit über die eigenen Gefühle zu sprechen. Mahmood hatte sich 2019 in Tel Aviv bereits in die Herzen der ESC-Fans gesungen, damals landete er knapp hinter dem Niederländer Duncan Lawrence auf Platz Zwei. Nun könnte die Titelverteidigung für Italien winken, denn die inzwischen weltweit erfolgreiche italienische Rockband Måneskin hat vergangenes Jahr den ESC nach Turin geholt.

Malik aus Deutschland: Solide und gut gelaunt

Deutschland schickt den 24-jährigen Deutsch-Amerikaner Malik Harris ins Rennen. Sein Bühnenbild erinnert an ein gemütliches Wohnzimmer.

Eurovision Song Contest 2022: Bei einer Probe sitzt der deutsche Teilnehmer Malik Harris an einem E-Piano.
Umgeben von warmem Licht: Malik HarrisBild: Corinne Cumming/dpa/picture alliance

Er singt seinen Song "Rockstars" umgeben von seinen Instrumenten und überzeugt vor allem mit seinem intensiven Rap-Teil, den er direkt in die Kamera schmettert - damit ist er nach den bisherigen Proben für viele Beobachter jedenfalls kein Kandidat für den letzten Platz. Er selber sei guter Dinge, fühle sich sehr wohl und empfinde das alles gar nicht wie einen Wettbewerb, sondern eher wie einen Schulausflug, sagte er bei einer Pressekonferenz am vergangenen Samstag.

Am Dienstag werden im ersten Halbfinale die ersten zehn Finalteilnehmer ermittelt. Das zweite Halbfinale findet am Donnerstag statt. Die große Show am Samstagabend wird um 21 Uhr starten - und dann werden sicher wieder weltweit etwa 180 Millionen Zuschauer vor den Fernsehern sitzen, um das größte Musikspektakel der Welt live mitzuerleben.

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Silke Wünsch Redakteurin, Autorin und Reporterin bei Culture Online