Estland: 100 Jahre Unabhängigkeit
24. Februar 2018Rund hundert Armeefahrzeuge aus Estland und anderen NATO-Staaten rollten durch die Straßen und etwa 11.000 Soldaten des Landes und seiner Verbündeten marschierten durchs Zentrum der Hauptstadt Tallinn. Für Parlamentspräsident Eiki Nestor ist das ein Zeichen der Selbstbehauptung: "Estlands Unabhängigkeit wird besser geschützt denn je, weil wir Freunde und Verbündete haben."
Seine Unabhängigkeit hat Estland am 24. Februar 1918 erklärt. Nach dem Sturz des russischen Zaren und der Oktoberrevolution sagte sich das Land von Russland los und rief die Republik Estland aus. Sie dauerte bis 1940, als Sowjettruppen Estland besetzten und die UdSSR sich das Land einverleibte - mit dem Hitler-Stalin-Pakt hatten die Diktatoren Nazideutschlands und der UdSSR die Grundlage dafür geschaffen.
Das baltische Land löste sich nach dem Ende der Sowjetunion 1991 von Moskau und erlangte wieder volle Souveränität. Seit 2004 ist es Mitglied der Europäischen Union und der NATO-Militärallianz. In Estland, den beiden anderen Baltenstaaten Lettland und Litauen sowie in Polen sind derzeit vier NATO-Bataillone stationiert. Für Estlands Regierung bedeutet die NATO-Mitgliedschaft vor allem einen wirksamen Schutz vor dem großen und oft als bedrohlich empfundenen Nachbarn Russland.
Generalstabschef Riho Teras thematisierte das schwierige Verhältnis zu Russland in seiner Ansprache bei der Militärparade: "Die Unabhängigkeit und Freiheit unseres Volks war niemals garantiert und sollte nicht als selbstverständlich genommen werden." Bereits im Unabhängigkeitskrieg gegen Russland von 1918 bis 1920 habe Estland "ein klares Signal" gegeben: "Alles ist möglich, wenn eine Nation es wirklich will."
Auch andere Länder haben gratuliert - in mehreren Städten der Welt wurden Gebäude in Estlands Nationalfarben beleuchtet. Litauens Staatspräsidentin Dalia Grybauskaite überbrachte musikalische Grüße. In einem Video sang sie gemeinsam mit mehreren Künstlern ein bekanntes estnisches Lied.
Die Hundertjahrfeiern in Estland haben bereits im vergangenen Jahr begonnen und werden bis zum Februar 2020 unter anderem mit Konzerten und Ausstellungen fortgesetzt. Am 3. April empfängt US-Präsident Donald Trump die drei baltischen Staatschefs in Washington zu Gesprächen über militärische und wirtschaftliche Zusammenarbeit.
hin/jj (dpa, afp)