Europas Metropolen rüsten für Silvester auf
Ob Tatschen oder Terror: Nach der Kölner Silvesternacht und dem Anschlag in Berlin wollen Europas Großstädte nichts dem Zufall überlassen. Die Sicherheitsvorkehrungen für den Jahreswechsel sind so aufwendig wie noch nie.
Berlin
In der Bundeshauptstadt ist die Festmeile Sperrgebiet: Schon seit Montag ist die Straße des 17. Juni zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule sogar für Fußgänger geschlossen. Dort wird es am Samstagabend Einlasskontrollen geben. Taschen, Rucksäcke und Koffer sind verboten. Nach dem Terroranschlag auf dem Weihnachtsmarkt ist die Anspannung in Berlin groß.
Köln
Zehnmal so viele Beamte wie im Vorjahr, eine Schutzzone rund um den Dom und Sperren mit Beton-Elementen: Die Kölner Polizei will nach den Ereignissen in der Silvesternacht 2015 für alle Fälle gerüstet sein. Die Bundespolizei, die unter anderem für den Schutz des Hauptbahnhofs zuständig ist, stellt eine sogenannte Interventionseinheit - sie kann Verdächtige per Hubschrauber verfolgen.
Hamburg
Auch in der Hansestadt wurden am vergangenen Jahreswechsel hunderte Frauen Opfer sexueller Übergriffe. Auf der Reeperbahn gehen zu Silvester die Kameras an. Installierte Geräte auf der Rotlichtmeile mussten 2011 abgeschaltet werden, weil eine Anwohnerin dagegen geklagt hatte. Jetzt soll die Videoüberwachung das Sicherheitsgefühl stärken.
London
Zum Feuerwerk an der Themse werden mehr als 100.000 Menschen erwartet. Das Spektakel startet Schlag zwölf - wenn die Glocke von Big Ben ertönt. Zugang gibt es nur mit Ticket und Ausweis. Auf Themenpartys zeigen die Briten ihren schrägen Humor: Unter dem Motto "Blitz", dem englischen Wort für deutsche Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg, kann man in einer Bunkeranlage ins neue Jahr tanzen.
München
Die Behörden der Bayerischen Landeshauptstadt geben sich demonstrativ gelassen: Das Sicherheitskonzept der vergangenen Jahre habe sich bewährt. 2016 mussten die Münchner mehrmals den Atem anhalten. Das Jahr begann mit einer Terrorwarnung; zwei Bahnhöfe wurden geräumt; wenig später gab es Entwarnung. Im Sommer erschoss ein Amokläufer neun Menschen und legte die gesamte Stadt lahm.
Brüssel
2015 fiel die zentrale Silvesterfeier in Brüssel aus. Wegen einer Terrorwarnung wurde sie in letzter Minute abgesagt. 2016 ist eine große Feuerwerksshow geplant - mit strengen Kontrollen. Im März hatten Anschläge die belgische Hauptstadt erschüttert. Selbstmordattentäter sprengten sich am Flughafen und in einem U-Bahnhof in die Luft. Insgesamt 35 Menschen wurden getötet, mehr als 300 verletzt.
Paris
Zur größten Party des Landes dürften mehr als 600.000 Besucher auf den Prachtboulevard der Hauptstadt, die Champs-Élysées, kommen. Absperrungen schirmen das Gelände ab. Schon bevor die spektakuläre Lichtershow läuft, sind 2000 Sicherheitsleute im Einsatz - nebst einem Großaufgebot der Polizei. Seit den Anschlägen vom November 2015 herrscht in Frankreich der Ausnahmezustand.
Moskau
Über 5000 Polizisten, 8000 Nationalgardisten, 2000 Mitglieder einer Miliz - in der russischen Hauptstadt demonstrieren die Behörden Stärke. Die Regierung bezeichnet Terrorismus als eine der größten Gefahren für die Atommacht. Das zeigt sich auch an Silvester. Der Rote Platz in der Moskauer Altstadt wird nur mit Einladung zugänglich sein, so wie schon 2015. Rund 6000 Menschen werden dort erwartet.
Es sind völlig unterschiedliche Bedrohungslagen - doch fallen sie womöglich an einem einzigen Tag zusammen. Während in Köln vor einem Jahr mehrheitlich nordafrikanische Männer rund um den Hauptbahnhof hunderte Frauen umzingelten, bestahlen und sexuell bedrängten, war es in Berlin wenige Tage vor Weihnachten ein Terrorist am Steuer eines LKW, der einen tödlichen Anschlag verübte. Die Sicherheitsbehörden sind deshalb vor Silvester alarmiert (Archivbilder).